Auf dem Abstellgleis: Wenn Fonds verschwinden
Die Aktienchefin bei Pimco geht, drei Produkte werden dichtgemacht. Welche Auswirkungen Fondsauflösungen für Anleger haben.
von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Die US-Fondsgesellschaft Pimco kommt nicht zur Ruhe. Erst vor acht Monaten hat Star-Rentenfondsmanager Bill Gross das Unternehmen verlassen, in Kürze geht nun Virginie Maisonneuve, die den Aktienbereich leitet. Außerdem wird die Allianz-Tochter drei Aktienfonds schließen.
Beides macht deutlich, dass Pimco das Geschäft mit aktiv gemanagten Aktienfonds zurückschrauben wird. Maisonneuve war erst Anfang 2014 zu Pimco gekommen, um den Aktienbereich auszubauen. Jetzt verlässt sie das Unternehmen, ohne dass ihre Position neu besetzt wird.
Die Gesellschaft will sich jedoch nicht vollständig aus Aktien zurückziehen. Künftig soll der Fokus noch stärker als bisher auf passiven Produkten liegen, die Pimco schon länger im Angebot hat. Im Bereich der aktiv gemanagten Aktienfonds will sich der Vermögensverwalter auf die bereits vorhandenen Produkte für dividendenstarke Aktien und eine Long/Short-Strategie konzentrieren.
Bekannt ist Pimco in erster Linie für sein Anleihe-Know-how. So war das Flaggschiffprodukt, der Pimco Total Return Bond Fund, bis März der größte Rentenfonds der Welt. Inzwischen wurde er von einem ETF, dem Vanguard Total Bond Market, überholt. Doch noch immer bringt der Pimco-Fonds 110 Milliarden Dollar auf die Waage.
Die drei Fonds, die zum 30. Juni liquidiert werden, sind im Vergleich dazu winzig. Gleichwohl verwalten der Pimco EqS Pathfinder, der Pimco EqS Pathfinder Europe und der Pimco EqS Emerging Markets zusammen 550 Millionen Dollar. Hinzu kommt weiteres Geld in der Pathfinder-Strategie, das die Gesamtsumme des zu liquidierenden Vermögens auf mehr als eine Milliarde Dollar anhebt.
Die Anleger in den betroffenen Fonds bekommen ihr investiertes Kapital nun um den 30. Juni herum ausgezahlt. Vorher auszusteigen empfiehlt sich nicht, weil sonst Verkaufsgebühren anfallen. Ein Angebot, das Geld in andere Pimco-Produkte zu übertragen, gab es nicht.
Allzu viel Geld deutscher Investoren dürfte in den aufzulösenden Produkten nicht stecken. Denn sie wurden vor allem in den USA vertrieben. Für Anleger, die dennoch investiert sind, ist die Schließung - so wie jede Fondsliquidation - ärgerlich. Sie bekommen nun Geld zurückgezahlt, das sie möglicherweise nicht zum jetzigen Zeitpunkt erhalten wollten. Das kann steuerlich ungünstig sein (siehe Investor-Info unten). Zudem müssen sie sich um eine Wiederanlage des Vermögens kümmern, was Zeit und Transaktionsgebühren kostet.
Jedes Jahr werden Hunderte Anteilsklassen von Fonds dichtgemacht. Dabei handelt es sich meist um kleine Produkte, die noch dazu oft schlecht laufen. Deren Verwaltung ist für den Anbieter verhältnismäßig aufwendig, wenig rentabel und belastet im Fall einer schlechten Wertentwicklung die Erfolgsbilanz.
Geringere Auswirkungen auf die Depots der Anleger hat eine Fondsverschmelzung. Dabei werden zwei Fonds zusammengelegt, indem das Vermögen und die Wertpapiere des einen Produkts auf das andere übertragen werden. Das eingesetzte Kapital des Anlegers verändert sich nicht. Wer in dem Fonds investiert war, der eliminiert wird, erhält Anteile des aufnehmenden Fonds im gleichen Wert ins Depot gebucht.
Im Fall des Pimco-Fonds kam eine solche Verschmelzung allerdings nicht in Betracht, weil die Gesellschaft keine Produkte anbietet, die eine ähnliche Strategie verfolgen.
Investor-Info
Fondsauflösungen
Kommen und Gehen
Jedes Jahr werden Hunderte Fonds geschlossen, dazu kommen etliche Fusionen. Gezählt wird jedoch jede einzelne Anteilsklasse, sodass es sich nicht bei allen Schließungen um eine vollständige Eliminierung des Fonds handelt. Da in den vergangenen Jahren stets mehr Anteilsklassen neu aufgelegt als liquidiert wurden, steigt die Zahl kontinuierlich an.
Steuern
Ungünstige Folgen möglich
Die Schließung eines Fonds kann unerwünschte steuerliche Folgen haben. War ein Fonds bereits vor Einführung der Abgeltungsteuer im Depot, sind Kursgewinne beim Verkauf steuerfrei. Diese vorteilhafte Regelung geht verloren, wenn das Produkt geschlossen wird. Das wieder angelegte Kapital unterliegt künftig der Abgeltungsteuer. Bei einem anderen Fonds kann es sich negativ auswirken, wenn dieser zu einem Zeitpunkt liquidiert wird, der nicht in die Finanzplanung des Anlegers passt. Möglicherweise hätten Gewinne oder Verluste zu einer anderen Zeit realisiert werden sollen, um Freibeträge besser auszunutzen oder die Verluste zu verrechnen. Eine Verschmelzung zweier Fonds hat hingegen keine Auswirkungen auf die Besteuerung.Weitere News
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