Deutschlands Fondselite: Fünf geniale Pärchen für Ihr Depot
Gute Rendite bei überschaubarer Volatilität - das erwarten Anleger von Mischfonds. Wer sie falsch kombiniert, erreicht das Gegenteil. €uro am Sonntag zeigt, wie es richtig geht.
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von A. Hohenadl und A. Zehbe, Euro am Sonntag
Harmoniert Bert mit Stefan, Frank oder doch besser Franz? Bei dieser Frage geht es nicht um die persönliche Chemie. Denn ob sich Fondsmanager wie Bert Flossbach, Stefan Kloss, Frank Fischer und Franz Führer privat gut verstehen, ist die eine Sache. Die andere, für Anleger relevante, lautet: Wie gut lassen sich die Portfolios jener Herren kombinieren?
Was alle eint: Mit ihren Fonds wollen die Geldverwalter für Anleger eine möglichst stetige Rendite bei nicht allzu hohem Risiko erwirtschaften. Sie managen entweder Mischfonds (Flossbach, Kloss, Fischer) oder ein sogenanntes Absolute-Return-Portfolio (Führer), das ein ähnliches Rendite-Risiko-Ziel hat.
Derartige Produkte sind besonders bei deutschen Anlegern gefragt. Wie jüngst eine Auswertung des Fondsverbands BVI ergab, haben die Bundesbürger im europaweiten Vergleich mit 47 Prozent den größten Mischfondsanteil am Fondsvermögen. Diese Beliebtheit hat gute Gründe: Wer langfristig an der Börse erfolgreich sein will, muss sein Kapital breit streuen - über Regionen, Branchen und Anlageklassen hinweg.
Diversifikation heißt das Zauberwort. Die Grundlagen dafür beschrieb der Ökonom Harry Markowitz bereits in den 50er-Jahren und begründete so die moderne Portfoliotheorie. Danach ist ein breit gestreutes Portfolio mittelfristig jedem Einzelinvestment überlegen, da die Rendite bei gleichzeitig geringerem Risiko höher ist.
Geringe Korrelation ist das Ziel
Mischfonds bieten genau diese Diversifikation. Sie investieren breit in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Geldmarkttitel. Wer in den vergangenen Jahren auf die großen Multi-Asset-Fonds von Starmanagern wie Bert Flossbach, Klaus Kaldemorgen oder Frank Fischer setzte, hatte Renditebringer und Stabilitätsanker gleichermaßen im Portfolio.
Was einzeln gut funktioniert, müsste in der Mehrzahl doch noch besser klappen, denkt sich mancher Anleger und legt sich gleich mehrere Mischfonds ins Depot. Das kann allerdings gefährlich sein, denn viele Portfolios verhalten sich in verschiedenen Marktphasen ziemlich gleich. Statt also besser zu diversifizieren, holt man sich nur mehr Risiko und höhere Schwankungen ins Depot. Eigentlich gewünscht wäre aber, dass ein Portfolio gut läuft, während das andere schwächelt - und umgekehrt.
Wer das haben will, muss auf die Korrelation achten. Sie gibt an, wie sich verschiedene Anlageformen in Bezug auf ihre Kursbewegungen zueinander verhalten. Also ob sie gleichgerichtet, unabhängig oder gegenläufig voneinander reagieren. Risiken der einzelnen Anlageklassen lassen sich durch eine geschickte Kombination zumindest zum Teil ausgleichen. Erstrebenswert ist es, die Assets so zu wählen, dass sie nur wenig oder gar nicht miteinander korrelieren - das gilt auch für Mischfonds.
Fünf Pärchen fürs Depot
€uro am Sonntag wollte herausfinden, welche der großen und bekannten Portfolios gut miteinander harmonieren oder sinnvoll durch Absolute-Return-Fonds ergänzt werden können. Grundlage ist eine Korrelationsmatrix, die das Research- und Beratungshaus MMD Analyse & Advisory exklusiv berechnet hat (siehe Seite 19). Sie zeigt, wie hoch der Gleichlauf der monatlichen Performance-Ergebnisse bei den Fonds über einen langen Zeitraum ist.
Auf Basis dieser Zahlen hat die Redaktion fünf Vorschläge für Portfolio-Pärchen erarbeitet. Beigestellt ist ein Chart, der die Kursverläufe beider Fonds sowie den Kursverlauf des Gesamtportfolios zeigt, in dem die zwei Fonds je hälftig vertreten sind. Auf den Charts sind zum Teil unterschiedliche Zeiträume abgebildet. Grundidee war, dass man die unterschiedliche Entwicklung der Portfolios darauf deutlich erkennen kann. Unter der Kursgrafik sind Zahlen zur Wertentwicklung und Volatilität der Fonds und des Gesamtportfolios auf Sicht von fünf Jahren aufgelistet. So lässt sich erkennen, wie sich das Rendite-Risiko- Profil der Fonds in Kombination ändert.
Anlegern, die auf solche Pärchen setzen, sei allerdings ans Herz gelegt: Überprüfen Sie regelmäßig, ob sich die Fonds tatsächlich wie gewünscht im Portfolio entwickeln. "Das Problem bei Korrelationen ist: Sie können sich mit der Zeit ändern", weiß Leo Willert aus Erfahrung. Er ist Dachfondsmanager und Trendfolgespezialist bei ARTS Asset Management, die zur C-Quadrat-Gruppe gehören. Bert muss schließlich nicht auf ewig mit Franz harmonieren.
Flossbach im Fondsdoppel
Opportunities mal zwei
Bert Flossbach managt mit dem FvS Multiple Opportunities einen Dauerbrenner unter den flexiblen Mischfonds. Korrekterweise muss man sein Portfolio als Multi-Asset-Fonds bezeichnen. Denn neben Aktien und Anleihen mischt der Kölner Vermögensverwalter stets auch einen etwa zehnprozentigen Anteil an Gold als Absicherung ins Portfolio. Daneben steuert er über Derivate und Cash das Risikoprofil des Fonds. In der Regel bestimmt eine hohe Aktienquote - aktuell 67 Prozent - seine Anlagestrategie.
Flossbachs Fonds mit anderen Mischfonds zu kombinieren, ist schwierig. Selbst zu Absolute-Return-Portfolios wie dem DWS Concept Kaldemorgen und dem Invesco Balanced-Risk Allocation weist der Multiple Opportunities eine ungünstige Korrelation auf. Noch vertretbar im grünen Bereich ist allerdings die Korrelation zum Lupus alpha All Opportunities. €uro am Sonntag schlägt diesen Fonds als Ergänzung zum FvS-Portfolio vor, da er langfristig ähnliche Eigenschaften in puncto Rendite und Wertschwankungen aufweist - sich in einzelnen Marktphasen aber unterschiedlich entwickelt.
Der Fonds der Frankfurter Gesellschaft Lupus alpha ist ein Vertreter der Kategorie Aktien Long/Short. Das heißt, Fondsmanager Franz Führer investiert nicht nur in Aktien, bei denen er von einer Wertsteigerung ausgeht. Er kann mittels Short-Positionen auch von Titeln mit sinkenden Notierungen profitieren. Damit ist er nicht auf Gedeih und Verderb dem Gesamtmarkt ausgeliefert, was sich in einer relativ moderaten Schwankungsbreite des Fonds bemerkbar macht. Führers Anlageuniversum sind deutsche und europäische Nebenwerte - ein Segment, in dem Lupus alpha umfassende Expertise besitzt.
Mit dem Multiple Opportunities kombiniert, hätte der All Opportunities dem Flossbach-Portfolio in den vergangenen fünf Jahren sowohl zu mehr Rendite verholfen, als auch die Schwankungsbreite deutlich gedrückt.
Fischers Friend
Die Risikovermeider
Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen korrelierte in der Vergangenheit relativ stark mit den anderen in der Tabelle gelisteten Portfolios. Zu den wenigen Ausnahmen zählen der Carmignac Patrimoine oder der Invesco Balanced-Risk Allocation. Mit Letzterem beträgt der gemeinsame Korrelationskoeffizient 0,43. Beide Fonds lassen sich also noch mit ruhigem Gewissen kombinieren.
Der von Frank Fischer gelenkte Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hat sich stetigen Wertzuwachs und langfristigen Vermögenserhalt zum Ziel gesetzt. Denn wie der Name schon sagt, sollen auch institutionelle Investoren wie Stiftungen dort Geld anlegen. Für Fischer spielt es also eine große Rolle, das Risiko im Fonds zu begrenzen. Das macht er zum einen, indem er auf deutlich unterbewertete Aktien mit hoher Sicherheitsmarge setzt. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sind in seinem Portfolio. Und zum anderen, indem er die Aktienquote laufend an die Marktstimmung anpasst, die er mithilfe von Sentiment-Indikatoren erforscht.
Risikominimierung steht auch beim Invesco-Fonds im Vordergrund. Er verfolgt einen sogenannten Risk-Parity-Ansatz. Das bedeutet, die Anlageklassen Aktien, Anleihen und Rohstoffe werden im Fonds so gewichtet, dass ihr Beitrag zum Gesamtrisiko des Portfolios in etwa gleich hoch ist. So will Fondsmanager Scott Wolle erreichen, dass der Fonds in vielen Marktphasen wenig mit Aktien- und Rentenmärkten korreliert.
Wie gut sich Wolles Investmentansatz mit der auf Aktien fokussierten Anlagestrategie von Frank Fischer ergänzt, wird in nebenstehendem Chart deutlich: Bis 2018 bewegten sich beide Fonds immer wieder gegenläufig, was in der Kombination zu einem weniger volatilen Kursbild führt. Auch die längerfristigen Daten sprechen für die Konstellation: Wer beide Fonds in den vergangenen fünf Jahren im Depot hatte, konnte seine Volatilität im Portfolio senken - bei nach wie vor attraktiver Rendite.
Kaldemorgen kombiniert
Absolut verschieden
Ein Korrelationskoeffizient von 0,00 zeigt es an: Diese beiden Fonds entwickeln sich komplett unterschiedlich. Und das über den langen Zeitraum seit Auflage des DWS Concept Kaldemorgen im Mai 2011. Ein überraschendes Ergebnis, sind die Fonds doch beide Vertreter der Absolute-Return-Kategorie. Das heißt: Sie messen sich an keinem Vergleichsindex, sondern wollen dem Anleger grundsätzlich eine absolut positive Rendite bieten.
Das verlangt zum einen eine breite Diversifikation und zum anderen Flexibilität. Der Kaldemorgen-Fonds verspricht, seine Anlagesumme je nach Marktlage und konjunktureller Entwicklung flexibel auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen, Wandelanleihen, Währungen, Gold und Termineinlagen zu verteilen. Für den Fondsmanager ist es dabei wichtiger, das Risiko im Portfolio zu begrenzen, als dessen Ertrag zu maximieren. Sein Ziel: Sowohl die Volatilität des Fonds als auch mögliche Verluste in einem Kalenderjahr sollen im einstelligen Prozentbereich bleiben.
Breit gestreut ist auch der JPM Global Macro Opportunities. Er setzt weltweit auf volkswirtschaftliche Trends, wie sie sich an den Märkten widerspiegeln. Auch Fondsmanager James Elliot und sein Kollege Shrenick Shah können dabei flexibel agieren und solche Trends entweder durch Positionen in Aktien, Anleihen oder Währungen aufgreifen. Dabei nutzen sie auch Derivate und gehen Short-Positionen ein, um von negativen Entwicklungen zu profitieren.
So sehr unterscheiden sich Kaldemorgens und Elliots Ansatz also nicht, wohl aber die Umsetzung und die Ergebnisse. Das zeigt der Kurschart links recht deutlich. Während zum Beispiel das JPM-
Portfolio von September 2015 bis Februar 2017 um rund 13 Prozent nachgab, gewann der Concept Kaldemorgen mehr als acht Prozent hinzu. Seitdem schwächelt der DWS-Fonds, und der Global Macro Opportunities konnte um rund 15 Prozent zulegen.
Carmignac und Co
Sicherheit mit Pep
Der Carmignac Patrimoine ist ein Mischfondsklassiker, der sich in vielen Depots findet. Und er besitzt eine auffällige Eigenschaft: "Das Portfolio weist beim Vergleich mit vielen anderen Mischfonds seit einigen Jahren immer gute Korrelationswerte aus", sagt Nicolai Bräutigam vom Research- und Beratungshaus MMD. Das zeigt sich auch in den ausschließlich grünen Kästchen in der PDF-Datei (siehe unten).
So beliebt der Patrimoine ist, so sehr lässt seine Wertentwicklung in den vergangenen Jahren zu wünschen übrig. Fondslenker Edouard Carmignac und sein Team agierten in vielen Marktphasen zu defensiv und sicherten zu stark ab. Diese Vorsicht kann sich freilich bei einem ernsthaften Markteinbruch bezahlt machen. Immerhin wurde der Patrimoine deswegen berühmt, weil er seine Anleger ohne Verluste durch das Krisenjahr 2008 brachte.
Wer den Carmignac-Fonds gern als Sicherheitsanker im Depot behält, kann ihn - wie eingangs beschrieben - mit vielen anderen Misch- und Absolute-Return-Fonds kombinieren. Unser Vorschlag ist der Greiff Special Situations. Mit dem Portfolio setzt Dirk Sammüller gezielt auf Aktien von Unternehmen in Sondersituationen. Das können zum Beispiel Übernahmen sein. Ist eine solche weit fortgeschritten, schwankt der Kurs des zu übernehmenden Unternehmens meist nur noch sehr wenig. Auf der anderen Seite winkt den verbliebenen Aktionären eine Prämie, wenn sie ihre Anteilscheine verkaufen.
Mit Investments dieser Art erreicht Sammüller eine für einen Aktienfonds sehr geringe Volatilität bei dennoch attraktiver Wertentwicklung. In Kombination mit dem Patrimoine hätte sich in den vergangenen fünf Jahren ein sehr ausgewogenes Rendite-Risiko-Profil ergeben. Einziger Wermutstropfen: Um den Mittelzufluss bei der erfolgreichen Anlagestrategie zu begrenzen, ist der Special-Situations-Fonds seit Anfang 2017 nur noch mit vollem Ausgabeaufschlag von fünf Prozent zu erwerben.
Kloss passt ins Konzept
Schwieriger Partner
Einen guten Partnerfonds für den Kapital Plus zu finden, ist gar nicht so einfach. Der 1994 aufgelegte Mischfonds korreliert vergleichsweise stark mit den meisten anderen Mix-Portfolios. Zum FvS Multiple Opportunities weist er mit einem Wert von 0,78 sogar die höchste Korrelation aller untersuchten Fondskonstellationen auf.
Die Ursachen dafür liegen vermutlich in der Bauart des Kapital Plus begründet. Denn mit einer Verteilung des Anlagevermögens auf 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Anleihen entspricht er dem traditionellen Konzept eines defensiven Mischfonds. Von diesem Konzept weichen zwar viele moderne Multi-Asset-Portfolios ab. Doch auch wenn sie zusätzliche Anlageklassen beimischen, beeinflusst das Wechselspiel von Aktien- und Anleihemärkten ihre Entwicklung doch zum Teil beträchtlich.
Wenig Gleichlauf zum Kapital Plus aufzuweisen, ist für einen Mischfonds also schwierig. Auch hier muss man sich wieder bei Absolute-Return-Fonds umschauen. Fündig wird man beim Acatis ELM Konzept. Dieser hat sich bisher mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,32 am unabhängigsten zum Kapital Plus entwickelt. Aber auch zu vielen anderen Fonds ist er wenig korreliert.
Erklärtes Ziel des Acatis-Fonds ist es, "positive Renditen unabhängig von Marktbewegungen" zu erzielen. Dazu investiert Fondsmanager Frank Lübberstedt in einen recht ungewöhnlichen Mix aus Nebenwerten, Discountzertifikaten, Anleihen und Absicherungen. Als Value-Investor sucht er nach Unternehmen, die an der Börse deutlich unterbewertet sind. Die findet er abseits der Massenmärkte. Er will Spezialwerte mit einem eigenen Kursleben halten. Ist die Aktie zu volatil, kauft er Discountzertifikate. Anleihen nimmt er, wenn eine Firma zwar attraktiv ist, die Aktie aber wenig Kurspotenzial hat.
Der Acatis-Fonds mit dem Kapital Plus kombiniert - das ergibt die schwankungsärmste Wertentwicklung aller hier vorgestellten Fondspaare. Das schont die Nerven. Allerdings müssen Anleger dafür mit einer etwas niedrigeren Wertentwicklung leben. Und beim Acatis-Fonds leider den Ausgabeaufschlag von drei Prozent bezahlen, da der Mittelzufluss begrenzt werden soll.
Im Überblick: Exklusive Korrelationsmatrix (PDF)
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