Fondsmanager Gomez: "Vertrauen kehrt zurück"
Schwellenländeranleihen: Die Politik bleibt ein Risiko, doch sinkende Inflationsraten und Reformerfolge locken zum Einstieg.
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€uro am Sonntag: Herr Gomez, Brasiliens Präsident wurde wegen Korruptionsverdacht angeklagt. Kann Michel Temer dennoch im Amt bleiben?
Michael Gomez: Es sieht derzeit eher so aus, als ob er im Amt bleiben kann, aber das ist keineswegs sicher. Ob ihm der Prozess gemacht wird, ob er die Amtsgeschäfte ruhen lassen muss oder ob er letztlich doch des Amtes enthoben wird, ist aktuell noch offen. Dazu braucht es jeweils eine Zweidrittelmehrheit im Senat. Klar aber ist, dass angekündigte Vorhaben wie die Arbeitsmarkt- und Rentenform weniger wahrscheinlich sind beziehungsweise nur in verwässerter Form auf den Weg gebracht werden können.
Investoren wie Pimco bleiben dennoch investiert. Warum?
Wir blenden die politischen Risiken nicht aus. Doch das Vertrauen der Investoren in Notenbankchef Ilan Goldfajn und Finanzminister Henrique Meirelles überwiegt. Diesen ist es zu verdanken, dass Brasilien aus der Rezession kommt, das Leistungsbilanzdefizit zurückgeht und sich die Währung erholt.
Fallen die Zinsen weiter?
Ja, im Mai betrug die Inflationsrate 3,6 Prozent, das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Bis Ende des Jahres sollte der Leitzins von derzeit 10,25 auf acht bis neun Prozent fallen.
Davon profitieren die Anleihen?
Ja, allerdings nähern sich brasilianische Hartwährungsanleihen ihrem fairen Wert. Bei Bonds, die auf Real lauten, sehen wir mehr Aufwärtspotenzial. Die Schwankungen fallen im Vergleich zu Hartwährungsanleihen jedoch höher aus.
Argentinien hat jüngst eine 100 Jahre laufende Anleihe aufgelegt. Der Bond war mehrfach überzeichnet. Ignorieren Anleger die Risiken?
Sicherlich ist Argentinien in der Vergangenheit schon öfters seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen. Aktuell fällt jedoch die Staatsverschuldung mit rund 53 Prozent relativ moderat aus. Auch bietet die Anleihe einen Renditeaufschlag gegenüber sicheren Staatsanleihen von rund 5,5 Prozentpunkten. Zudem müssen Investoren die Anleihe ja nicht bis zum Ende der Laufzeit halten, sondern sie können jederzeit aussteigen.
Ist die hohe Nachfrage auf den wirtschaftsliberalen Kurs in Buenos Aires zurückzuführen?
Ja. In seiner Amtszeit hat Präsident Mauricio Macri schon viel erreicht. Neben der Freigabe des Peso und der Beendigung der Devisenkontrollen hat insbesondere die Schuldeneinigung mit New Yorker Hedgefonds viel zu einer positiven Einschätzung seitens der Gläubiger beigetragen. Sollte das Land jedoch wieder zu einer populistischen Politik zurückkehren, dürften Investoren schnell und massiv Mittel abziehen.
Im Pimco GIS Emerging Markets Bond Fund ist Mexiko mit 14 Prozent gewichtet. Drohen seitens der USA Importzölle?
Wir glauben nicht, dass sich die Handelsbeziehungen der beiden Länder massiv zulasten Mexikos verschlechtern werden. Aus Washington kommen mittlerweile moderatere Töne. Nach den US-Wahlen tendierten Mexiko-Bonds schwächer, wir haben dies zum Kauf genutzt.
Investieren Sie in Venezuela?
Wir halten nur geringe Positionen. Die Verhältnisse verschlechtern sich dramatisch, für Anpassungsmaßnahmen gibt es kaum noch Spielräume.
Ist derzeit ein guter Zeitpunkt für Schwellenländerbonds?
Ja. In vielen Ländern geht die Inflation zurück, das Wachstum zieht an, die Rohstoffpreise steigen, die Länder verzeichnen Erfolge bei ihren Strukturreformen. Das Investoreninteresse wächst.
Interview: Jörg Billina
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Bildquellen: Pacific Investment Management Company, LLC