Fondsmanager Kelly: "Diese Aktien wollen alle haben"
Der Schroders-Fondsmanager Ian Kelly über zu teure Dividenden-Klassiker, die Bedeutung nachhaltiger Ausschüttungen und seine aktuellen Favoriten.
Werte in diesem Artikel
von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Kelly, Dividendenfonds gibt es wie Sand am Meer. Was machen Sie anders als die Konkurrenz?
Ian Kelly: Bei Dividendenaktien achten wir besonders auf drei Dinge: Bewertung, Bewertung, Bewertung. Viele Investoren schauen zu stark auf die Dividendenrendite. Nestlé, Unilever, British American Tobacco, Roche - diese Aktien wollen alle haben. Sie sind aber zu teuer.
Sie ignorieren solche Klassiker?
Dividendeninvestoren müssen sich gedanklich von der Dividende lösen und darauf achten, wie viel sie eigentlich für eine Aktie zahlen. Wenn eine Aktie überteuert ist und irgendwann abstürzt, ist die Ausschüttungsquote doch egal. Dann haben Sie nichts gewonnen.
Wie teuer darf eine Aktie gemessen am Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) für Sie sein, wann halten Sie sich zurück?
Pauschal lässt sich das schwer in einer Zahl ausdrücken. Aber ab einem KGV von mehr als 15 fühlen wir uns unwohl.
Wo finden Sie noch billige Dividendenaktien? Bei Ölfirmen und Minenkonzernen, deren Aktien stark gefallen sind?
Diese Aktien sind niedrig bewertet, stimmt. Wir halten aber keine Minenwerte und fast keine Ölaktien. In diesen Branchen könnte es zu Dividendenkürzungen kommen, weil der Cashflow vieler Unternehmen die Ausschüttung gerade noch so deckt. Es kommt darauf an, ob die Dividenden nachhaltig sind.
Es gibt also noch ein zweites Kriterium für Sie?
Sicher, wir schauen tief in die Bilanzen. Einfach die billigsten Aktien zu kaufen wäre falsch. Sonst müssten wir in griechische Banken investieren. Wir suchen nachhaltige Renditen zu niedrigen Einstiegskursen.
Ist das nicht schwer durchzuhalten angesichts der weltweit schon hohen Aktienkurse?
Es ist nicht einfach. Fündig werden wir bei europäischen Bankaktien. Sie sind billiger als der Markt. Zudem hat die Bankenbranche in den vergangenen Jahren viel Kapital aufgebaut.
Fürchten Sie nicht immer neue Vorschriften, die die Geschäftsmodelle der Banken belasten?
Das Eigenkapitalpolster bei einigen Banken ist inzwischen belastbar. Auch glauben wir, dass wir schon viele Regulierungsvorschriften gesehen haben. Aufsicht und Politik wollen Banken stärker regulieren. Sie haben aber kein Interesse daran, Banken in Vorschriften zu ersticken, weil ihre Kreditvergabe zu wichtig ist für die Wirtschaft.
Was halten Sie von Technologieaktien? Viele Firmen sind zwar teuer, wachsen aber stark.
Die Branche als Ganzes ist unattraktiv, sie ist zu teuer. Ich würde keinen ETF auf Technologieaktien kaufen. Innerhalb des Sektors gibt es aber große Unterschiede in der Bewertung. Interessant finden wir etwa klassische Netzwerkausrüster.
Sie haben den Anteil von Gesundheitsaktien im Fonds reduziert. War das nicht zu früh? Die Aktien laufen, da Investoren solide Unternehmen schätzen.
Wir haben unsere Investments in Gesundheitsaktien vor zwei Jahren zurückgeschraubt, weil wir die Branche sehr teuer fanden. Das war definitiv zu früh.
Liegt hier eine Schwäche in Ihrem auf Bewertungen ausgerichteten Ansatz?
Aktien laufen nun mal immer weiter, solange es genug Investoren gibt, die trotzdem noch kaufen. Es ist manchmal verrückt. Eines ist aber sicher: Wenn eine Aktie sehr teuer ist, wird sie langfristig schlechter abschneiden als der Markt.
Schnäppchenjäger
Ian Kelly ist seit 2007 Co-Manager des Schroder European Dividend Maximiser. Der Brite, studierter Biophysiker und Wirtschaftswissenschaftler, ist Value-Investor: Er sucht günstige Dividendenaktien. Investor-InfoFonds im Fokus
Schroder Eur. Div. Maximiser
2007 aufgelegt, soll der Dividendenfonds für Europa-Aktien stetige Erträge liefern und das Kapital steigern. Dafür achtet Manager Ian Kelly auf die Bewertung von Aktien (siehe Interview) und weicht gern vom Vergleichsindex ab. Teure Gesundheits- und Konsumaktien wie Novartis, Nestlé und Unilever haben relativ geringes Gewicht im Fonds. Großen Anteil räumt Kelly dagegen Finanz- und Industrieaktien sowie Telekomtiteln und Versorgern ein; zu den größten Positionen im Portfolio gehören die Bank HSBC, der britische Versorger Centrica sowie die Deutsche Telekom. Der Fonds hat auf Sicht von fünf Jahren um mehr als 50 Prozent zugelegt. Er schüttet vierteljährlich Erträge aus, Zielausschüttung sind sieben Prozent pro Jahr. Fazit: Guter Fonds für Dividendenanleger. Leider fallen relativ hohe Gebühren an.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Schroder Investment , sergign / Shutterstock.com
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