Gute Profite: Fonds für fast alle Lebenslagen
Positive Erträge in allen Marktphasen - das versprechen Portfolios mit Absolute-Return-Strategien. Was die Produkte den Anlegern tatsächlich bringen.
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von Andreas Hohenadl, €uro am Sonntag
Bis hierher und nicht weiter. Klafft eine gefährliche Stelle auf, zum Beispiel weil ein Stück Straße abgerutscht ist, wird sie schnell mit Absperrzäunen gesichert. Deren markanter rot-weißer Anstrich signalisiert: Hinter dieser Grenze lauert das Risiko. Es besteht Absturzgefahr.
Auch bei einer Reihe von Finanzprodukten wird mit Absperrzäunen gearbeitet - wenngleich diese nicht rot-weiß gestreift und auch nicht konkret sichtbar sind. Doch der Zweck, den sie erfüllen sollen, ist der gleiche: Schutz vor Abstürzen. Die Rede ist von Absolute- Return-Fonds. Sie treten an mit dem Versprechen, in allen Marktphasen eine positive Rendite zu erwirtschaften.
Damit können sie derzeit viele Anleger locken, denn an den Börsen geht es seit einigen Monaten deutlich ruppiger zu. Da ist die Aussicht auf stabile Erträge, egal ob die Kurse steigen oder fallen, natürlich reizvoll.
Absolute-Return-Fonds unterscheiden sich mit ihrem Anlageziel jedenfalls deutlich von "normalen" Aktien- oder Anleihefonds. Diese wollen in der Regel besser sein als ihr jeweiliger Markt. Ein Fonds für US-Aktien etwa hat gute Arbeit geleistet, wenn er in einem Jahr um zehn Prozent zugelegt hat, während der breite US-Index S & P 500 um sieben Prozent gestiegen ist. Er hat auch gute Arbeit geleistet, wenn der S & P 500 um zehn Prozent eingebrochen ist und er nur sieben Prozent verloren hat.
Viele Anleger zeigen sich in letzterem Fall freilich wenig begeistert. Vor allem dann nicht, wenn Kursverluste von 40 oder 50 Prozent auflaufen wie in Zeiten der Finanzkrise. Dann ist es auch kein Trost, dass ein Fonds relativ betrachtet ein paar Prozentpunkte besser abgeschnitten hat als der Markt, den er abdeckt. Die großen Börsencrashs seit der Jahrtausendwende - neben der Finanzkrise auch das Platzen der Dotcom-Blase - haben jedenfalls eine Fondsgattung hervorgebracht, die sich auf absolute statt auf relative Erträge konzentriert. Ebenjene Absolute-Return-Fonds.
Die Kategorie versammelt Produkte mit den unterschiedlichsten Strategien unter einem Dach. Ihnen allen gemeinsam ist das Bestreben, das Risiko hoher Verluste so gut wie möglich zu minimieren. Denn geht der Kurs tief in den Keller, ist das nur schwer wieder aufzuholen.
Verliert ein Fonds 50 Prozent seines Werts, muss er rein rechnerisch 100 Prozent gewinnen, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen. Aus diesem Grund setzen die Lenker von Absolute-Return-Portfolios "Absperrzäune". Meist sind das derivative Instrumente, die früher Hedgefondsmanagern vorbehalten waren und mit denen man auch von fallenden Kursen profitieren kann. Oder sie versuchen, durch größtmögliche Diversifikation über Anlageklassen und -regionen das Portfolio robust zu machen.
Im Schnitt eher magere Renditen
Der Nachteil dieses auf Risikominimierung ausgelegten Ansatzes ist, dass Absolute-Return-Fonds im Schnitt eher magere Renditen liefern. Das zeigt auch die jüngste Studie des Frankfurter Vermögensverwalters Lupus alpha auf Basis von Daten des Analysehauses Thomson Reuters Lipper. So lag die durchschnittliche Wertentwicklung aller in der Studie untersuchten Fonds im vergangenen Jahr bei 3,52 Prozent - bezogen auf die Basiswährung der Fonds.
Euroanleger müssen sogar noch mit einer deutlich schlechteren Bilanz leben. Denn bei mehr als einem Viertel der Hauptanteilsklassen der Fonds ist die Basiswährung US-Dollar. Und der wertete gegenüber dem Euro 2017 um mehr als 15 Prozent ab. Bezieht man den Währungseffekt mit ein, brachten es die Fonds im Durchschnitt auf eine Rendite von minus 0,15 Prozent.
Dieses Ergebnis ist zunächst ernüchternd. Doch die Studienautoren belegen zum einen, dass sich Währungseffekte über längere Zeit weitgehend ausgleichen. Über fünf Jahre betrachtet, übersteigt die Performance in Euro die in Basiswährung bei den US-Dollar-Strategien sogar leicht. Und zum anderen betonen sie, dass Absolute-Return-Fonds über einen gesamten Investitionszyklus von fünf Jahren ihre selbst gesteckten Ziele im Schnitt erreicht haben. Demnach erzielten 86 Prozent der Fonds in diesem Zeitraum positive Renditen. Und mit 2,94 Prozent Plus per annum übertrafen sie sogar die Wertentwicklung liquider Hedgefonds.
Zunächst also gilt: Beim Einsatz von Absolute-Return-Fonds sollten Anleger wie bei fast jedem Investment Geduld mitbringen. Denn auch die Manager dieser Produkte können nicht übers Wasser schreiten und erwischen zuweilen Jahre, in denen ihre Strategie nicht aufgeht. Zudem heißt Absolute Return meist nicht, dass jedes Kalenderjahr positiv beendet wird. In der Regel wollen die Fondsmanager über einen Zeitraum von drei Jahren oder einen "Investitionszyklus" im grünen Bereich landen.
Die Nachfrage nach diesen Produkten jedenfalls wächst. So verdoppelte sich das Volumen alternativer Anlagestrategien, zu denen Absolute-Return-Fonds zählen, in den vergangenen fünf Jahren.
Große Qualitätsunterschiede
Neben Geduld entscheidet vor allem die Auswahl des einzelnen Fonds beziehungsweise Managers über den Anlageerfolg. Denn die Unterschiede innerhalb der Gattung sind gewaltig. So zeigt die Lupus-alpha-Studie, dass dynamische Absolute-Return-Fonds in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 3,6 Prozent Rendite per annum erwirtschafteten. Die besten Fonds in diesem Strategiesegment kamen dabei auf ein Plus von 20 bis 25 Prozent per annum, die schlechtesten brachten dem Anleger ein jährliches Minus von mehr als zehn Prozent ein.
Vor diesem Hintergrund dürfte es wenig überraschen, dass das Anlagekapital recht ungleich auf die rund 800 hierzulande erhältlichen Absolute-Return- Produkte verteilt ist. Fünf Prozent der größten Fonds verwalten 40 Prozent aller Mittel. Das Universum wird also klar von großen Fonds mit Volumina ab einer Milliarde Euro aufwärts dominiert, wie etwa dem JPM Global Macro Opportunities. Dem gegenüber stehen fast 50 Prozent an Portfolios, die weniger als 100 Millionen Euro verwalten.
All diese Zahlen zeigen: Die Kategorie der Absolute-Return-Fonds ist heterogen wie kaum eine andere. Um es für den Anleger noch komplizierter zu machen, kommt auch noch eine Vielfalt von Begriffen hinzu. Denn immer häufiger trifft man auch auf die Bezeichnung "Liquid-Alternative-Fonds". Dahinter verbergen sich ebenfalls Strategien, wie sie von Absolute-Return-Fonds genutzt werden. Doch was ist der Unterschied? "Im Grunde kein so großer", sagt Andreas Köchling, Analyst bei der Ratingagentur Scope. "Absolute-Return-Fonds rücken auf ihrem Etikett das Anlageziel in den Vordergrund, Liquid-Alternative-Fonds ihr Anlagespektrum, das über die traditionellen Anlageklassen Aktien und Renten hinausgeht."
Bewährte Anlageansätze
Ungeachtet des Etiketts, das diese Produkte tragen, sollten Anleger ihnen stets mit realistischen Erwartungen begegnen. Denn als ein relativ stabiler Portfoliobaustein haben sie ihre Berechtigung. Doch eines schaffen auch Absolute-Return-Fonds nicht: hohe Erträge bei null Risiko zu liefern. Bestenfalls erreichen sie ein asymmetrisches Risikoprofil. Das heißt, ihre Gewinne sind im Schnitt höher als ihre Verluste.
In der PDF-Datei unten stellt €uro am Sonntag drei empfehlenswerte Vertreter der Kategorie vor, die auf sehr unterschiedliche Strategien setzen. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass die Fonds zu den Produkten mit der besten längerfristigen Wertentwicklung über drei und fünf Jahre zählen.
Drei Fonds mit Absolute-Return-Strategie (pdf)
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