Südafrika: Kampf ums Kap - und um die Investments
Acht Milliarden Euro haben Anleger in Anleihen des Landes investiert. S&P hat es bereits herabgestuft. Senkt auch Moody’s den Daumen, drohen herbe Verluste. Krise oder Aufschwung - darüber entscheidet der ANC-Parteitag.
von Jörg Billina, €uro am Sonntag
Ratingagenturen bewerten Risiken. Anhand ihrer Bonitätsurteile lässt sich auch die Kompetenz eines Staatschefs einschätzen. Bei Jacob Zuma gibt es keinen Zweifel: Der Präsident von Südafrika weiß sich zu bereichern. Das Land aber hat der 75-Jährige in eine schwere Krise manövriert. Zu Beginn seiner Amtszeit 2009 stufte die Ratingagentur S & P Südafrika noch mit der Investment-Grade-Note "BBB+" und die Anleihen somit als relativ sichere Anlage ein. Moody’s beurteilte das vielversprechende Schwellenland sogar mit "A3".
Von der einstigen Dynamik ist heute nichts mehr übrig. Unter Zuma ist die Verschuldung von 31 auf 52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Während 2008 die wirtschaftliche Leistung noch um mehr als fünf Prozent anzog, erwartet die Weltbank für das laufende Jahr nur noch 0,6 Prozent. Zu wenig, um die Arbeitslosigkeit von über 30 Prozent zu verringern. Und zu wenig, um die Lebensverhältnisse wirksam zu verbessern. Dafür müsste Experten zufolge das Bruttoinlandsprodukt jährlich um mindestens sieben Prozent zulegen.
Geringe Wettbewerbsfähigkeit
Mit Politikern wie Zuma geht das nicht. Südafrika verliert immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit. Im jüngsten vom Weltwirtschaftsforum erstellten Global Competitiveness Index rangiert das Land nur noch auf Rang 61, das ist 14 Plätze weiter hinten als in der Bewertung zuvor. Etablierte Schwellenländer wie Indien, Russland oder China sind deutlich besser platziert. Wie schlecht Südafrika regiert wird, zeigt sich speziell in dem für das Land so wichtigen Rohstoffsektor. Unerfüllbare staatliche Vorgaben machen den Minenunternehmen zu schaffen: Kein einziger südafrikanischer Goldförderer war im ersten Quartal des laufenden Jahres profitabel.
Auf den Niedergang hat S & P in diesem Jahr bereits zweimal reagiert. Seit April sind Hartwährungsanleihen von Südafrika nur noch "Ramsch". Vor wenigen Tagen stuften die Kreditwächter das Land um eine weitere Stufe in den Non-Investment-Grade-Bereich - auf nunmehr "BB" - hinab. Erstmals wurden auch die auf Rand lautenden Bonds als "spekulativ" eingestuft.
Radikale Transformation
Anleihen in der lokalen Währung von Südafrika waren lange Zeit gesucht. Rund acht Milliarden Euro haben ausländische Anleger in entsprechende Papiere investiert. Diese werden nun zunehmend nervös. Kommt Moody’s zum gleichen Schluss wie S & P, drohen massive Kursverluste und eine deutliche Abschwächung des Rand. Senken zwei Agenturen den Daumen, fliegen die Papiere aus so wichtigen Indizes wie dem Citi World Government Bond Index. Exchange Traded Funds (ETFs), die deren Wertentwicklung nachbilden, müssen dann ihre Anteile abbauen.
Auch auf die Börse in Johannesburg dürfte sich ein Downgrade negativ auswirken. Die Titel sind nicht besonders gefragt. Der MSCI South Africa hat zwar binnen eines Jahres um 18 Prozent zugelegt. Zu dem Plus hat jedoch der Medienkonzern Naspers entscheidend beigetragen. Zum Vergleich: Besser hat sich der MSCI Emerging Markets entwickelt. Der schaffte immerhin 34 Prozent.
Noch aber wartet Moody’s ab. Bislang wird die Investment-Grade-Einstufung "Baa3" nur "überprüft". Im Dezember findet der Parteitag des regierenden ANC statt. Er soll über einen Nachfolger des auch von Zuma besetzten Postens des Parteichefs befinden. Um den Vorsitz, der einhergeht mit der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen 2019, ringen der Vizepräsident von Südafrika, Cyril Ramaphosa, und Nkosazana Dlamini-Zuma.
Die frühere Ehefrau von Jacob Zuma will die massiven Probleme des Landes mittels einer""radikalen wirtschaftlichen Transformation" lösen. Um das Potenzial von Südafrika zu entfalten, müsste ihrer Meinung nach das weiße Monokapital beendet und mehr Wohlstand an die schwarze Bevölkerung übertragen werden, erläutert Jochen Luckscheiter von der Heinrich-Böll-Stiftung in Südafrika: "Details, wie Dlamini-Zuma diese Politik umsetzen will, sind jedoch kaum zu vernehmen." Von ihrem Exmann wird sie favorisiert. Doch sein Argument, es sei Zeit für eine Frau an der Staatsspitze, ist vorgeschoben. Zuma, dem die Wiederaufnahme einer Anklage wegen Bestechung in mehr als 700 Fällen droht, baut offenbar darauf, dass seine ehemalige Gemahlin ihn vor Strafe schützt.
Hochfliegende Pläne
Besser bei den Investoren kommt der Jurist Ramaphosa an. Der 65-Jährige verspricht, das Land zu neuer Größe zu führen und von Korruption zu befreien. Den Unternehmern will er nicht schaden. Schließlich ist er selbst einer. Der einstige Gewerkschaftsführer wechselte 1996 die Seiten und erwarb mit der Unterstützung weißer Firmenchefs Anteile an Telekom- und Medienfirmen. Mittlerweile wird sein Privatvermögen auf 380 Millionen Euro geschätzt.
Im Vergleich zu Dlamini-Zuma hat Ramaphosa wesentlich klarere Vorstellungen, wie Südafrika wieder fit werden kann. Priorität hat für ihn die schnelle Wiederherstellung des Investorenvertrauens. "Um künftige Generationen nicht zu belasten, dürfen wir nicht in die Schuldenfalle geraten", sagt er. Das Wachstum will er massiv fördern, für 2023 peilt Ramaphosa fünf Prozent an. Vor allem Unternehmensgründungen sollen erleichtert, erneuerbare Energien und Start-ups gefördert werden.
In den Ohren der Anleger klingt das gut. Ob aber sein Programm auch den Beifall der 5.000 ANC-Delegierten finden wird, lässt sich nicht prognostizieren. Unsicher ist auch, ob Ramaphosa tatsächlich in zwei Jahren zum Präsidenten gewählt wird und wie viel er dann von den Plänen umsetzt. Schnell geht die Krise am Kap nicht vorbei.
Investor-Info
Invesco Em. Local Cur. DEBT
Gut positioniert
Staatsanleihen von Schwellenländern in lokaler Währung sind eine attraktive Alternative zu renditeschwachen Bonds der Industriestaaten. Neben Erträgen aus Kupons und Kurszuwächsen können Anleger an Währungsgewinnen verdienen. Seit Jahresanfang hat der Invesco-Fonds neun Prozent zugelegt. Hoch gewichtet sind Papiere aus Mexiko, Brasilien und Indonesien. Der Anteil südafrikanischer Anleihen beträgt fünf Prozent. Verluste infolge eines Rating-Downgrades von Moody’s könnte der Fonds verkraften. Bleibt dagegen eine Herabstufung aus, ist der Fonds ausreichend positioniert, um von einer möglichen Erleichterungsrally zu profitieren.
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Bildquellen: 123RF, iStockphoto
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23.10.2007 | QXL ricardo ins Musterdepot | Emerging Markets Investor |
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23.10.2007 | QXL ricardo ins Musterdepot | Emerging Markets Investor |
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