Euro am Sonntag-Analyse

Pakistan-Investments: Überraschend anders

03.07.16 16:00 Uhr

Pakistan-Investments: Überraschend anders | finanzen.net

Nicht nur die Aufnahme in den MSCI-Emerging-Markets-Index macht Investments in Indiens nördlichem Nachbarland attraktiv.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Alle rechneten mit China. Doch während der mächtige Indexanbieter MSCI den chinesischen A-Aktien nun schon zum dritten Mal die Mitgliedschaft im MSCI-Schwellenländerindex verwehrte, winkte er Pakistans Aufstieg auf Anhieb durch. Voraussichtlich ab Mai 2017 werden sechs pakistanische Aktien ein Gewicht von 0,13 Prozent im MSCI Emerging Markets einnehmen.

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Das klingt nach verschwindend wenig, doch der Index ist ein weltweit sehr häufig genutztes Anlageinstrument. Verschiedene Investmentbanken schätzen, dass allein aufgrund der Indexaufnahme in den kommenden zwölf Monaten bis zu 475 Millionen Dollar in den pakistanischen Aktienmarkt fließen werden. Frühere Aufsteiger wie Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verzeichneten im Jahr nach ihrer Aufnahme Kursanstiege von 45 bis 50 Prozent. Das pakistanische Börsenbarometer KSE-100 hat seit Jahresbeginn 17 Prozent zugelegt. "Ich erwarte, dass die Neubewertung in Pakistan noch einige Monate anhält", sagt Stefan Böttcher, Manager des Magna New Frontiers Fund.

Denn während der Privatanleger Pakistan mit Taliban, Kaschmir-Konflikt und vielleicht noch Erdbeben und Überschwemmungen verbindet, genießt das Land unter Experten für Schwellenländer und Grenzmärkte einen guten Ruf. Die Wurzeln der lokalen Wirtschaft liegen in der britischen Kolonialzeit, viele Führungskräfte haben ihre Ausbildung in Großbritannien absolviert.

Breiter, liquider Markt

In Sachen Transparenz und Corporate-Governance-Kriterien erreicht Pakistan deshalb im Vergleich mit anderen Schwellen- und Frontierländern einen ordentlichen Standard. Mit knapp 600 börsennotierten Unternehmen aus 35 Sektoren und rund 74 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung bietet die pakistanische Börse zudem auch die von ausländischen Investoren gewünschte Breite und Liquidität. "Gleichzeitig sind die Aktien aber noch recht günstig bewertet. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 liegt etwa bei 8,5", erläutert Stefan Böttcher.
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Die Weltbank rechnet für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent, 2017 sollen es 4,8 Prozent werden. Bei der seit 2013 amtierenden Regierung unter Präsident Nawaz Sharif hat das Ankurbeln der Konjunktur hohe Priorität. Auch ein massives Investitionsprogramm der Chinesen, die über einen Zeitraum von rund zehn Jahren insgesamt 46 Milliarden Dollar in Pakistan investieren wollen, könnte dabei helfen.

Dass sich die Reformvorhaben der Regierung verzögern, scheint derzeit die größte Gefahr für Anleger. Insbesondere die Steuereinnahmen sind noch steigerungsfähig. Sicherheitsbedenken bleiben ein Dauerthema, doch die Lage hat sich hier bereits erheblich verbessert. Pakistan ist für weitere Überraschungen gut.
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Investor-Info

db x-trackers MSCI Pakistan
Passiv investieren

Das db-X-Trackers-Produkt umfasst 40 an der pakistanischen Börse notierte Titel. Ein Drittel davon sind Banken, knapp 50 Prozent entfallen auf Roh- und Hilfsstofffirmen wie Zement- oder Düngemittelhersteller. Der ETF investiert nicht direkt in die pakistanischen Aktien, sondern bildet deren Entwicklung über Derivate ab. Mit jährlichen Gebühren von 0,85 Prozent ist das Produkt für ETF-Verhältnisse nicht wirklich billig. Für Anleger mit Mut zum Risiko eine gute Depotbeimischung.

Magna New Frontiers Fund
Aktiv profitieren

In seinem Grenzmärkte-Portfolio hat Fondsmanager Stefan Böttcher mit zuletzt 18 Prozent einen relativ hohen Anteil an pakistanischen Aktien. Zu den zehn größten Positionen zählen HBL, die größte pakistanische Bank, und der Zementhersteller DB Khan. Ebenfalls hoch gewichtet sind Titel aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Vietnam. Branchentechnisch liegt der Fokus auf Finanzwerten und dem Gesundheitssektor. Frontier-Fonds mit überzeugender Performance.

Bildquellen: Patrick Poendl/iStockphoto, Aleksandar Todorovic / Shutterstock.com