Drees & Sommer

Laden ohne Leiden: So gelingt der Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur

07.09.23 15:37 Uhr

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Städte und Kommunen stehen vor der enormen Herausforderung, ihre Infrastruktur für den Markthochlauf der E-Mobilität fit zu machen. Die Stadt Wiesbaden hat deshalb gemeinsam mit Drees & Sommer ein Konzept zum Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur in der hessischen Landeshauptstadt erarbeitet. Darauf aufbauend ist ein Leitfaden entstanden, der anderen Städten und Kommunen als Kompass bei ihren Vorhaben dienen kann.

Für Städte und Kommunen ist es jetzt wichtig, ihren zukünftigen Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur festzustellen. Dazu empfiehlt sich eine unabhängige, professionelle Bedarfsermittlung - mindestens für die kommenden 10 Jahre - als langfristige Planungsgrundlage. Das erfordert einen aktiven Dialog mit allen am Aufbau von Ladeinfrastruktur beteiligten Stakeholdern. Technische und qualitative Anforderungen an die Errichtung sowie den Betrieb der öffentlichen Ladeinfrastruktur werden für jede Kommune spezifisch definiert. Aus der Bedarfsermittlung muss eine klare Strategie für den langfristigen Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur hervorgehen. Unter anderem stehen Kommunen verschiedene Möglichkeiten zur Ausschreibung und Vergabe offen.

Alle Akteure an einen Tisch holen

Jede Kommune verfügt über einen Gesamtbedarf an Ladeinfrastruktur, der sich auf den privaten, den öffentlichen sowie den halböffentlichen Raum verteilt. Die drei Räume stehen in direktem Zusammenhang zueinander: Steigt die Verfügbarkeit von Ladepunkten in einem der Räume, sinkt der Bedarf in den anderen. Um einen bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Ausbau über das gesamte Stadtgebiet hinweg zu erreichen und Parallelplanungen zu vermeiden, ist ein frühzeitiger Austausch mit bereits aktiven Betreibern von Ladeinfrastruktur zu deren Ausbauzielen sowie ein transparenter Dialog mit Stakeholdern des halböffentlichen und privaten Raumes relevant. Dazu zählen unter anderem große Arbeitgeber, Parkhausbetreiber, der Einzelhandel, Akteure der Immobilienwirtschaft sowie die Netzbetreiber.

Eine Herausforderung bei der Bedarfsermittlung stellen fehlende Daten zu Ladepunkten im privaten Raum dar: Diese müssen zwar dem Netzbetreiber gemeldet werden, unterliegen aber dem Datenschutz. Kommunen erhalten deshalb meistens keine detaillierten Informationen darüber, wo im Stadtgebiet bereits private Ladepunkte installiert wurden. Ebenfalls sind Informationen zu abgerufenen Fördermitteln im Stadtgebiet, aus denen Rückschlüsse auf den Bestand privater Ladeinfrastruktur gezogen werden können, für Kommunen nur schwer einsehbar.

Wiesbaden macht sich fit für die E-Mobilität

Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie will die Stadt Wiesbaden im Rahmen des Forschungsvorhabens "E-Mobility-Hub" die öffentliche Ladeinfrastruktur zielgerichtet aufbauen und hat Drees & Sommer mit einem Umsetzungskonzept beauftragt. Zudem unterstützt das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML die Stadt mit einer Befragung von Experten aus anderen Städten und Kommunen, die bereits eine öffentliche Ladeinfrastruktur aufgebaut haben oder derzeit planen.

Wiesbaden ist eine der wenigen deutschen Großstädte ohne ein U-Bahn- oder Straßenbahn-Netz, weshalb der Individualverkehr stark ausgeprägt ist. Im Jahr 2021 kamen in Wiesbaden 96,2 Pkw auf 100 Haushalte - statistisch gesehen besaß also fast jeder Haushalt einen Pkw. Im Rahmen des Umsetzungskonzeptes wurde der Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet bis zum Jahr 2030 ermittelt. Dabei kamen Hochlaufszenarien und der zukünftige Energiebedarf der Elektrofahrzeuge als Prognosegrößen zum Einsatz.

In Wiesbaden werden bis 2030 rund 50.000 Elektroautos erwartet - das entspricht 35 Prozent der Gesamtzulassungen. Daraus ergibt sich für 2030 ein Bedarf von insgesamt rund 1.700 öffentlichen Ladepunkten. Besonders hoch ist der Bedarf im innerstädtischen Gebiet, wo den Bewohner:innen von Mehrfamilien- und Mietshäusern nur selten private Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen. Neben privaten Ladepunkten an Wohnhäusern oder Firmenparkplätzen kommen Lademöglichkeiten auf öffentlichen Parkplätzen und im halböffentlichen Raum, zum Beispiel auf Kundenparkplätzen von Supermärkten, in Frage. Weitere mögliche Szenarien sind Lade-Hubs mit Schnellladesäulen.

Laden an der Laterne

Eine weitere Lademöglichkeit, deren Umsetzbarkeit jedoch von verschiedenen Faktoren abhängt und in Wiesbaden voraussichtlich nicht zum Tragen kommt, ist das Laden an Straßenlaternen. Vereinfacht ausgedrückt wird die Laterne dabei mit einer Steckdose ausgestattet, sodass ein Elektroauto daran angeschlossen werden kann. Allerdings sind die Laternen in den meisten deutschen Städten gruppenweise anstatt einzeln mit der Hauptstromleitung verbunden, wodurch sich niedrige Anschlussleistungen je Laterne und damit lange Ladezeiten ergeben. Sind die Laternen auf den Innenseiten der Gehwege angeordnet, ist das Laternenladen ebenfalls keine Option, da das Ladekabel über den Gehweg geführt werden müsste. Die Machbarkeit des Laternenladens muss darum in jeder Stadt individuell geprüft werden, kann aber eine sinnvolle Alternative zu Ladesäulen sein.

Leitfaden für Städte und Kommunen

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Konzept von Drees & Sommer für die Stadt Wiesbaden, Ergebnisse aus den Experteninterviews des Fraunhofer IML sowie Resultate des Wiesbadener Dialogprozesses mit den relevanten Stakeholdern haben die Projektpartner in einem Leitfaden zusammengefasst. Dieser kann anderen Städten und Kommunen als Kompass und Orientierungshilfe bei der eigenen Umsetzung dienen. Der Leitfaden ist hier abrufbar: Leitfaden Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur (PDF)

Über die Autoren:

Martin Huber ist Senior Consultant im Team Smart Charging bei der Drees & Sommer SE. Noch während seines Masterstudiums in Verkehrssystemmanagement startete er bei Drees & Sommer, wo er seit 2018 Kund:innen bei der Entwicklung und Umsetzung von (Elektro-)Mobilitätskonzepten sowie bei der Projektsteuerung von Infrastrukturmaßnahmen begleitet.

Johannes Bracke studierte Energietechnik an der Universität Stuttgart. Seit 2019 entwickelt er als Senior Consultant bei der Drees & Sommer SE Energiekonzepte auf Gebäude- und Quartiersebene oder unterstützt Kund:innen bei der Optimierung bestehender Konzepte im Bestand unter Anwendung moderner Simulationsverfahren. Seine weiteren Schwerpunkte liegen auf der Beratung zu Elektromobilität und Fördermitteln.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes international tätiges Planungs- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur - analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 59 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer "the blue way".


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