DeAWM CIO View-Kolumne

Chinas Metamorphose

21.04.14 12:42 Uhr

Chinas Metamorphose | finanzen.net

Die Regierung in Peking setzt auf ein neues Wachstumsmodell.

Die Erfolgsgeschichte von China ist atemberaubend. Das Land glänzte in der Vergangenheit mit hohen und teilweise sogar zweistelligen Wachstumsraten. Entsprechend ungewohnt sind die Meldungen, die derzeit aus dem Reich der Mitte kommen. Chinas Statistiker mussten einen Rückgang der Exporte um 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat melden. Der herbe Rückgang zeigt, dass das Wachstumsmodell, bei dem stark auf die Auslandsnachfrage gesetzt wurde, so nicht mehr trägt.

China will unabhängiger vom Export werden

Für die Regierung in Peking kam dies nicht überraschend. Seit Jahren verfolgt sie das Ziel, die inländische Nachfrage zu stärken und damit China unabhängiger vom Export werden zu lassen. Entsprechend förderte sie Lohnsteigerungen und ließ eine graduelle Aufwertung des Renminbi zu, um den privaten Konsum im Inland zu fördern. Der dadurch induzierte heimische Preisauftrieb sorgte gleichzeitig dafür, dass China von 2007 bis Oktober 2013 knapp über 20 Prozent an internationaler Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat (Deutsche Bundesbank: Makroökonomische Ansätze zur Einschätzung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Monatsbericht Oktober 2013.). Dies dürfte 2014 zu einem Rückgang des Leistungsüberschusses um 0,5 Prozentpunkte auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts führen.

Der Konsum stützt das chinesische Wachstum

Aufgrund des rückläufigen Trends beim Leistungsbilanzüberschuss lieferte der Außenhandel seit Jahren keinen nennenswerten Beitrag zum Wirtschaftswachstum in China. Zu den Säulen des Wachstums wurden dagegen der Konsum und die Bruttoanlageinvestitionen. Diesen Trend will die Regierung in Peking stärken und damit den Wandel vom exportorientierten zum konsumbasierten Wachstumsmodell erreichen. Die steigende Kaufkraft der Mittelschicht im Verbund mit dem Ausbau der Sozialsysteme spricht dafür, dass dies gelingt.

Mehr Marktwirtschaft

Die Kommunistische Partei Chinas beschloss zudem die Reform des Finanzsystems. Bisher hatten über das offizielle Bankensystem nur Staats- und Großunternehmen Zugang zu Krediten. Zudem boten die Staatsbanken nur niedrige Sparzinsen. Das führte zur Entstehung von Schattenbanken, die höhere Zinsen boten und unreguliert Kredite vergaben. Bei den Schattenbanken drohen jetzt Kreditausfälle, die die Wirtschaft belasten. Mit der marktwirtschaftlichen Ausrichtung des offiziellen Bankensystems soll die Effizienz der Kreditvergabe erhöht werden. Zudem verspricht sich die Regierung davon, dass Kredite in Investitionen fließen, die das Wirtschaftswachstum erhöhen.

China ebnet Privatbanken den Weg

Deswegen hat Chinas Bankenaufsicht in einem Pilotversuch fünf Privatbanken in Shanghai und Tianjin und in den Provinzen Guangdong und Zhejiang im offiziellen Bankensektor zugelassen. Für die neuen Privatbanken dürften die privaten Unternehmen und Haushalte eine attraktive Kundengruppe darstellen. Gleichzeitig sollen damit auch Schattenbanken, die sich außerhalb des offiziellen Bankensektors gebildet haben und ein Risiko für das Finanzsystem darstellen, zurückgedrängt werden.

Unveränderte Prognose

Wir sehen gute Chancen, dass es der politischen Führung gelingt, das Land mit Reformen wie der Zulassung von Privatbanken, der Stärkung von Eigentumsrechten, dem Aufbau einer effizienten Kartellbehörde und der Neuregelung des Steuersystems auf einen nachhaltigen und stabilen Wachstumskurs zu bringen. Allerdings dürfte die Kombination aus wirtschaftlichem Umbau und Abbau der Altlasten das Wachstumstempo etwas drosseln. Für 2014 verringern wir deshalb unsere Wachstumsprognose auf 7,2 Prozent.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen CIO View der Deutsche Asset & Wealth Management. Hier gehts zum vollständigen CIO View mit vielen weiteren spannenden Themen.

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