Mit vereinten Kräften: Die Aussichten für ASEAN-Fonds
Die Region der ASEAN-Staaten wächst fast so schnell wie China — und ist dabei für Fondsanleger deutlich interessanter.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Mit den einst heftig beworbenen BRIC-Fonds hatten Anleger in den vergangenen Jahren wenig Freude. Die Portfolios, die auf das Wachstum der Schwellenländerriesen Brasilien, Russland, Indien und China setzen, schnitten über die vergangenen drei und fünf Jahre mehrheitlich enttäuschend ab.
Deutlich besser erging es Investoren, die auf ein anderes Kürzel setzten: auf ASEAN. Hinter den fünf Buchstaben — englisch für „Association of Southeast Asian Nations“ — verbirgt sich eine wirtschaftliche Union von zehn südostasiatischen Staaten. Unter ihnen Länder wie Indonesien, Singapur, Thailand, Malaysia und die Philippinen. Insgesamt leben in dieser Region rund 600 Millionen Menschen. Zusammen erwirtschaften sie ein Bruttoinlandsprodukt von 2100 Milliarden US-Dollar. Wären die ASEAN-Staaten ein Land, wäre es wirtschaftlich betrachtet das neuntgrößte der Welt.
Aktienfonds, die auf diese Region setzen, entwickelten sich im vergangenen Ein- und Dreijahreszeitraum deutlich besser als entsprechende Produkte auf chinesische oder indische Aktien. Wie eine Untersuchung des Analysehauses Scope zeigt, erzielte die Gruppe der ASEAN-Fonds über drei Jahre einen Wertzuwachs von knapp 65 Prozent. Portfolios in der Kategorie „Aktien China“ und „Aktien Indien“ kamen auf minus 0,3 beziehungsweise minus fünf Prozent. Auch im Einjahreszeitraum lagen ASEAN-Fonds mit rund 25 Prozent Plus klar vorn. „Aktien China“ und „Aktien Indien“ kamen auf plus 9,6 beziehungsweise plus 3,6 Prozent.
Obwohl viele südostasiatische Märkte schon gut gelaufen sind, bestehen gute Chancen auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. „Wir glauben, dass es in der ASEAN-Region auch weiterhin Raum für eine stabile Outperformance gibt. Nicht zuletzt aufgrund der starken und großen Binnennachfrage, die eine Eigendynamik entwickelt und unserer Ansicht nach zusätzlich die Widerstandsfähigkeit im Fall externer wirtschaftlicher Schocks erhöht“, konstatieren die Anlageexperten der Fondsgesellschaft Barings. Die OECD prognostiziert ein Wachstum der ASEAN-Staaten von sechs Prozent pro Jahr im Zeitraum bis 2015. Damit wäre die Gemeinschaft weltweit die am zweitschnellsten wachsende Region nach China.
Ehrgeizige Ziele
Tatsächlich haben sich einige südostasiatische Staaten ehrgeizige Ziele gesetzt. Malaysia will beispielsweise bis zum Jahr 2020 in die Weltbankgruppe der Länder mit dem höchsten Einkommen vorstoßen. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Schon heute ist die einstige britische Kolonie ein entwickelter Industriestandort mit einer jungen Bevölkerung. Fast ein Drittel der Einwohner ist jünger als 14 Jahre. Malaysia investiert seit Jahren viel Geld in Bildung. Zudem entsteht im Süden des Landes eine Retortenstadt mit modernster Infrastruktur. Bis 2025 sollen dort — auf einem Gebiet, das dreimal so groß ist wie Singapur — drei Millionen Menschen leben.
Gezielt wirbt die malaysische Regierung Investoren an, die von dem Land aus den riesigen Markt der ASEAN-Region bedienen sollen. Ein Markt, der immer stärker zusammenwächst. Bereits heute sind in sechs der Mitgliedsländer die Zölle für 90 Prozent der importierten Güter auf null reduziert. 2015 sollen auch in den restlichen vier Ländern Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam die Zollschranken fallen. Weitere Wachstumsimpulse ergeben sich aus den Freihandelsabkommen der Staatengemeinschaft mit Australien, Neuseeland, China, Indien, Japan und Korea.
Der politische Wille zur Integration in dem Staatenbund ist zweifellos vorhanden. Aber das teilweise extreme Einkommensgefälle zwischen den Ländern erschwert ein rasches Zusammenwachsen. So gehören Myanmar und Kambodscha mit einem Bruttoinlandsprodukt von weniger als 1000 US-Dollar pro Einwohner zu den ärmsten Ländern der Erde. Singapur dagegen zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp 44 000 Dollar zu den reichsten Nationen.
Anleger sollten neben den Chancen auch immer die Risiken der Region vor Augen haben. Die von Scope betrachtete Gruppe der sechs ASEAN-Fonds erreichte die gute Performance mit starken Schwankungen. Eine Analyse der Risikokennzahlen zeigte, dass die ASEAN-Produkte im Schnitt eine mit China- und Indien-Fonds vergleichbare Volatilität aufweisen. Investoren brauchen also gute Nerven.
Investor-Info
Baring Asean Frontiers Fund
Fokus auf etablierte Märkte
Fondsmanager Soo-Hai Lim investiert hauptsächlich in die fünf etablierten Märkte der ASEAN-Region: Indonesien, Thailand, Singapur, Malaysia und die Philippinen. Rund 40 Prozent des Fondsvermögens stecken aktuell in Aktien von Finanzdienstleistern, etwa 13 Prozent in Industriewerten. Der Rest ist breit über die Branchen verteilt. In den vergangenen drei Jahren erzielte der Fonds einen Wertzuwachs von rund 80 Prozent und konnte damit seinen Vergleichsindex MSCI South East Asia klar abhängen.
ISIN: IE0000830236
Fidelity Malaysia Fund
Politische Gewissheit
Bei den Wahlen Anfang Mai in Malaysia konnte die Regierungskoalition Barisan Nasional sich an der Macht halten. Es zeigte sich prompt, dass die Börsen diese politische Stabilität honorieren. Davon profitiert auch der Fidelity Malaysia, wie die sehr positive Entwicklung zeigt. Fondsmanagerin Gillian Kwek verfolgt bei dem Fonds eine strenge Einzeltitelauswahl. Sie sucht unterbewertete Unternehmen mit starken Wettbewerbsvorteilen oder einer vorherrschenden Marktstellung. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der Fonds ein Plus von 60 Prozent.
ISIN: LU0048587868