Internationale Rentenfonds auf dem Prüfstand
Internationale Rentenfonds setzen auf Dollar, Yen und Co. Aber nicht alle Fondsmanager beherrschen das gewagte Spiel mit Wechselkursen und weltweiten Anleihen. Welche Fonds die besten sind, lesen Sie hier.
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von Euro-Redakteur Ralf Ferken
Das Jahr 2008 war eine Katastrophe“, erinnert sich Peter E. Huber, 59, Fondsmanager von StarCap Argos und StarCapital Bondvalue UI. „Wir haben bis zu zehn Prozent verloren.“ Lazlo Belgrado, 37, erging es nicht anders: „Dieses Jahr würde ich gern aus meinem Gedächtnis streichen.“ Kein Wunder: Der KBC Bonds High Interest, den er betreut, hatte 13 Prozent eingebüßt. „Dies war das schlechteste Jahr seiner 20-jährigen Geschichte.“
Huber und Belgrado investieren weltweit in Anleihen. Das ist die Königsdisziplin unter den Rentenfonds. Sie achten auf Zinsen und Zahlungskraft der Emittenten, ebenso wie Manager von Euro-Rentenfonds. Huber und Belgrado haben jedoch eine zusätzliche Stellschraube: die Währung. Wer etwa in US-Staatsanleihen investiert, streicht nicht nur deren Zinsen ein, sondern kauft auch den Dollar. Das beinhaltet Chance und Risiko zugleich. Eine Chance auf Wechselkursgewinne, wenn der US-Dollar zum Euro steigt, ein Risiko, falls der Greenback fällt.
Beide Fondsmanager drehen ihre Stellschrauben aber meist in die richtige Richtung. Die Verluste des Vorjahres haben sie bereits wieder aufgeholt. Vor allem Huber, dessen Fonds im laufenden Jahr um die 30 Prozent zugelegt haben. In den vergangenen zehn Jahren erwirtschaftete der erfahrene Vermögensverwalter mit dem StarCapital Bondvalue UI sogar 85 Prozent – kein anderer internationaler Rentenfonds war in dieser Zeit besser. Auf dem Niveau von Huber agieren nur wenige Manager. Auf Augenhöhe ist Michael Hasenstab. Der in Kalifornien tätige Fondsmanager betreut den Templeton Global Total Return Fund und den Templeton Global Bond Fund. Beachtliche Renditen erzielten bislang auch Peter Geikie-Cobb, 45, und Paul Thursby, 55. Auch wenn ihr Thames River Global Bond seit Jahresbeginn schwächelt.
Kalkuliertes Risiko
Merkmal der Produkte von Franklin Templeton, KBC, StarCapital und Thames River: Die Fondsmanager besitzen allesamt große Freiheiten. „Wir investieren in alle Bonitäten, Laufzeiten und Währungen“, erklärt Huber. Staatsanleihen bilden den Löwenanteil seiner Rentenportfolios, Corporate- und High-Yield-Bonds mischt er bei, ebenso Anleihen aus Schwellenländern. „Wenn sich Chancen ergeben, nutzen wir sie“, sagt er. „Das Chance-Risiko-Verhältnis muss aber gut sein.“ Er wagt nur das kalkulierte Risiko.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2008 stieg er indes zu früh in Corporate Bonds ein – dies bescherte ihm den zehnprozentigen Verlust. Die Grundidee war aber richtig. „Chancen dieser Art gibt es nur alle paar Jahrzehnte“, sagt er. Bei beiden Fonds verfolgt Huber die gleiche Strategie, allerdings mit marginalen Abweichungen: Beim StarCapital Bondvalue investiert er etwas aggressiver als beim StarCap Argos, er hält mehr Firmenbonds und gewichtet einzelne Bonds höher. Zudem besitzt er mehr Fremdwährungen, also Bonds, die nicht auf Euro lauten. Aktuell stecken im Bondvalue 41 Prozent Fremdwährungen, im Argos 18 Prozent.
„Währungen sind die schwierigste Anlageklasse“, betont Huber. „Nur zwei Prozent des Devisenhandels resultiert aus Warenbewegungen.“ Der überwiegende Teil stamme von Zentralbanken, Hedgefonds und anderen Anlegern. Derzeit geht Huber kaum Wechselkursrisiken ein, weil er die Chancen hier gering einschätzt. „Solange der Euro stark gegenüber den Dollarwährungen ist, müssen wir Rosinen picken“, erläutert er. Und momentan sei der US-Dollar in einem intakten Abwärtstrend gegenüber dem Euro. „Rohstoffwährungen wie der brasilianische Real und der australische Dollar sind jedoch in einer intakten Aufwärtsbewegung zum Euro“, sagt der Vermögensverwalter mit Sitz im Taunus. Zudem winkten dort Zinsen von zehn beziehungsweise sechs Prozent.
Unter verwandten Prämissen agiert Templeton-Manager Michael Hasenstab. Beim Templeton Global Total Return investiert er in über 20 Länder und Währungen, darunter Anleihen von Industrie- und Schwellenländern sowie Firmenbonds guter und schlechterer Bonität. Ähnlich legt Hasenstab beim Templeton Global Bond an – nur, dass er dort keine Firmenanleihen kauft.
Die Risiken zu streuen, ist seine oberste Maxime. „Wir sind keine Hasardeure“, sagt der Amerikaner mit deutsch-australischen Wurzeln. Wie Huber bevorzugt er momentan die Währungen von Rohstoffländern wie Australien, Brasilien, Chile, Indonesien, Malaysia und Norwegen. Nicht immer mag er Anleihen und Währungen aus demselben Land. Beispiel Schweden. „Wir halten 13 Prozent in schwedischen Kronen, besitzen aber keine schwedischen Staatsanleihen“, erklärt er. Wie das geht? Mithilfe von Derivaten trennt er Zins und Währung.
Eine Methode, die auch andere Fondsmanager anwenden. Beispielsweise Markus Kohlenbach, 43, der bei DWS Investments das Team für globale Anleihen leitet und dort unter anderem Fonds wie DWS Global Strategie (Renten), DWS Inter-Renta und DWS Re-Inrenta verantwortet. Hasenstab besitzt überdies den US-Dollar, aber keine amerikanischen Staatsanleihen. „Der Aufschwung der Weltwirtschaft ist eine Tatsache. In zwei Jahren könnten die Zehnjahreszinsen in den USA daher bei 5,5 Prozent stehen“, erwartet er. Das wäre gegenüber heute ein Anstieg von zwei Prozentpunkten. Massive Kursverluste bei US-Treasuries wären die Folge. Die will er vermeiden.
Sein Kalkül: Steigen die US-Renditen, könnte der US-Dollar zum japanischen Yen aufwerten. „Diese Relation ist sehr stabil“, erklärt er. Deshalb ist er „short“ im Yen, wettet also darauf, dass die japanische Währung zum Greenback abwertet. So könnte Hasenstab sogar davon profitieren, wenn die US-Zinsen anziehen – indem er Kursverluste auf der Zinsseite vermeidet, dafür aber beim Wechselkurs gewinnt. Beim Euro ist er übrigens auch short. Er erwartet, dass er gegenüber dem US-Dollar wieder nachgibt.
Renditeplus zu Bundesanleihen
Ähnlich viele Währungen wie Hasenstab hält Lazlo Belgrado beim KBC Bonds High Interest – nur, dass der Belgier noch stärker Währungen aus den Emerging Markets kauft. Er favorisiert derzeit Anleihen aus Brasilien, Mexiko, Polen und der Türkei. Den australischen und neuseeländischen Dollar hält er für zu teuer. Attraktiver findet er Israels Neuen Schekel und Südkoreas Won.Wichtigstes Kriterium für den KBC-Manager, einen Titel in sein Portfolio aufzunehmen: „Wir suchen Anleihen, die mindestens 0,5 Prozentpunkte mehr Rendite bieten als zehnjährige Bundesanleihen.“ Gleichwohl sollen diese Titel zumindest ein gutes A-Rating aufweisen, das für eine starke Finanzkraft des emittierenden Staates bürgt.Das Wechselkursrisiko sichert Belgrado selten ab. „In der Theorie sollten sich die Abwertungsrisiken von Währungen über höhere Zinsen perfekt ausgleichen“, erläutert er. „In der Praxis sind die Zinserträge jedoch über alle Zeiträume höher als die Währungsverluste.“
Flexibel, aber klassischer investieren Peter Geikie-Cobb und Paul Thursby beim Thames River Global Bond. Klassisch heißt, dass sie mindestens 80 Prozent in Industrieländerwährungen investieren und grundsätzlich keine Unternehmensanleihen beimischen. Geikie-Cobb und Thursby bewerten zunächst die großen ökonomischen Trends. Beispiel Dollar: Im Gegensatz zu den meisten Börsianern erwarten sie – ähnlich wie Templeton-Mann Hasenstab -, dass die US-Währung zum Euro aufwertet.
Anders als Hasenstab glauben sie nicht an einen Aufschwung der Weltwirtschaft. „Nach einer 15-jährigen Schuldenorgie kommt nun eine Periode mit geringem Wachstum und hohen Sparraten“, sagt Geikie-Cobb. „In den nächsten drei Jahren ist Inflation daher kein Thema. Das Risiko lautet Deflation.“
In einem solchen Szenario profitieren Staatsanleihen bester Bonität und langer Laufzeit – jene Papiere, die der Thames River Global Bond derzeit hält. Peter E. Huber sieht die Lage durchaus ähnlich, bevorzugt aber kürzere Laufzeiten. Stiegen die Zinsen doch, brächen Langläufer stark ein. „Wir wollen nicht den Helden spielen“, sagt er. Was bringt das kommende Jahr? Jedenfalls kaum wieder Renditen von 30 Prozent, so viel steht fest. „Das Jahr 2009 war eine Sondersituation, die nicht wiederholbar ist“, analysiert Huber. Er peilt für seine Fonds Erträge von sechs bis sieben Prozent an. Auch das wäre ordentlich – und weit entfernt von einer Katastrophe.