Markus Hill-Kolumne Markus Hill

Friedrich Nietzsche, Fondsboutiquen und die „Wahrheit“

26.04.12 10:32 Uhr

Friedrich Nietzsche, Fondsboutiquen und die „Wahrheit“ | finanzen.net

„Was ist die Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern. Es gibt keine Fakten, nur Interpretationen“.

Vielleicht ist dies eine gewagte Aussage von Friedrich Nietzsche, vielleicht kann man es gelegentlich auch als eine Zustandsbeschreibung des Bereiches Kapitalmarktprognosen bzw. Portfoliomanagement betrachten. Diejenigen, die Volkswirtschaftslehre als „Scheinwissenschaft“ bezeichnen, verweisen auf die Finanzmarktkrise und die Aussagefähigkeit bzw. Nicht-Aussagefähigkeit von Kapitalmarktprognosen.

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Die goldene Mitte – nicht immer der falsche Weg

Eine realistische Erwartungshaltung wirkt manchmal Wunder: Zwischen Verdammnis von Kapitalmarktprognosen bzw. Markteinschätzungen aus dem Bereich Portfoliomanagement und einer kritiklosen Gläubigkeit könnte es ja noch eine andere Sichtweise geben. Genauso wie der Bankangestellte nicht der Garant für die Outperformance aller Kundendepots ist, so ist der prognostizierende Analyst nicht der Hüter des Grals von Wahrheit und Weisheit. Beide Berufsstände beherrschen ein Handwerk, Methoden und bedienen sich gewisser „Denkgebäude“ – nicht mehr und nicht weniger. Konstruktiv betrachtet: Aufklärung, Risikomanagement und das Aufwerfen der richtigen Fragen könnte hier ein Anspruch an den Berufsstand sein. Und natürlich – es gibt auch gute Bankfachleute und gute Finanzanalysten, aller schlechten Presse zum Trotz.

Frankfurter Impressionen – Round Table und Moderationen

Wozu können weniger hohe Erwartungen an Finanzanalyse und Portfoliomanagement führen? Beispielsweise dazu, dass der institutionelle Investor der Illusion beraubt wird, dass ein Dritter durch Abgabe von Einschätzungen und Prognosen die eigene Aufgabe des Entscheiders über Investments übernehmen kann: Entscheidungen treffen, Asset Alllocation festlegen, eine eigene (!) Markteinschätzung entwickeln. Aus eigener Erfahrung in Moderationsrunden, Vorträgen und im direkten „Projekt-Gedankenaustausch“ mit Investoren erstaunt immer wieder, dass viele dieser Marktteilnehmer zunehmend auch „Research“, Marktprognosen und Trendbeschreibungen von unabhängigen Asset Managern schätzen lernen.

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Fondsboutiquen Private Label Fonds-Initiatoren von Kapitalanlagegeschaften wie Universal Investment, Hauck & Aufhäuser, IP Concept und vielen anderen werden sich der Herausforderung stellen müssen – neben dem Kriterium Performance besteht auch ein Interesse nach alternativen Quellen der Kapitalmarktbetrachtung bei Investoren. Kreativität ist gefragt, Know-how trägt zur Kundenbindung bei, Meinung ist gefragt: „Wo nichts wahr ist, ist alles erlaubt“. (Friedrich Nietzsche).

Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt. Seine Fachgebiete liegen in Marketing / Vertrieb / PR und in der Managerselektion. Hill beschäftigt sich intensiv mit Private Label Fonds, Fondsboutiquen und dem Einsatz von Publikumsfonds (Fondsselektion) bei Institutionellen.
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