Vermögensverwalter Lenzenhuber: Wir legen anders an
Max Lenzenhuber ist einer der Chefs der Vermögensverwaltung Galiplan. In €uro am Sonntag erklärt er, weshalb er gern gegen den Strom schwimmt. Und das mit Erfolg.
Werte in diesem Artikel
von Peter Gewalt, €uro am Sonntag
Seit Januar dieses Jahres darf Max Lenzenhuber den Titel „Vermögensverwalter des Jahres 2011“ tragen. Dieser wird vom Fondsxpress, einer Schwesterpublikation von €uro am Sonntag, verliehen. Grund für die Auszeichnung: Lenzenhuber und sein Team von Galiplan Financial Strategies haben sich im vergangenen Jahr durch den Einsatz verschiedener Fonds gegen 21 andere Vermögensverwalterteams durchgesetzt. Mit knapp 22 Prozent Gewinn in 2010 ließ Galiplan selbst so renommierte Mitstreiter wie Jens Ehrhardt von DJE und Hendrik Leber von Acatis hinter sich. €uro am Sonntag befragte Lenzenhuber zu seiner Anlagestrategie, seinem Einsatz von Publikumsfonds und zu seiner Einschätzung der Marktlage.
€uro am Sonntag: Herr Lenzenhuber, im Wettbewerb zum „Vermögensverwalter des Jahres“ ging es darum, innerhalb eines Jahres die höchste Rendite zu erzielen. Inwieweit deckt sich dies mit Ihrer Investmentphilosophie?
Max Lenzenhuber: Einerseits entspricht der Wettbewerb nicht unserem Ansatz, da wir für unsere Kunden nicht nach einem maximalen Wertzuwachs auf Jahressicht streben. Bei der Galiplan-Vermögensverwaltung geht es vielmehr um langfristig attraktive Rendite bei deutlich reduzierten Risiken.
Andererseits haben wir dennoch versucht, die Anlagephilosophie unseres Hauses im Wettbewerbsportfolio umzusetzen.
Wie würden Sie Ihre Strategie denn definieren?
Das Motto von Galiplan lautet „Anders anlegen“. Dabei gehen wir insbesondere bei der systematischen Zusammensetzung des Portfolios andere Wege als viele Mitbewerber.
Was heißt das?
Unsere Strategie beruht auf drei Säulen. Erstens investieren wir, wenn möglich, gegen den Strom. Dieser Contrarian-Ansatz bezieht sich auf Märkte, die entweder bei Anlegern sehr beliebt oder völlig außer Mode sind. Zweitens suchen wir nach alternativen Renditequellen außerhalb der traditionellen Anlagekategorien Aktien und Anleihen. Alternative Investments können das Chance-Risiko-Profil eines Portfolios erheblich verbessern. Drittens sagen wir unseren Kunden, dass wir die Zukunft an den Finanzmärkten nicht vorhersagen können. Denn die Zufälligkeit der Ereignisse überlagert die ökonomischen Gegebenheiten. Zukunft bleibt unberechenbar, wie zuletzt die Katastrophe in Japan zeigt.
Spielen makroökonomische Analysen bei Ihren Investmententscheidungen denn keine Rolle?
Sicherlich versuchen wir anhand bestimmter Daten Prognosen über die weitere Entwicklung von Märkten zu stellen. Ansonsten hätten wir unseren Job verfehlt. Doch das Portfolio des Anlegers muss so diversifiziert sein, dass es auch funktioniert, wenn unsere Annahmen nicht eintreten. Und hierfür ist es ganz entscheidend, dass Investments ausgewählt werden, deren Renditequellen thematisch nicht voneinander abhängen. Aus diesem Grund setzen wir bei der Portfoliokonstruktion auch alternative Investments ein.
Dass heißt, Sie nutzen auch Hedgefondsstrategien?
Ja, diese setzen wir schon seit Mitte der 90er-Jahre bei uns ein, darunter etwa direktionale Trendfolger oder marktneutrale Fonds. Alternative Investments machen bei unserer Vermögensverwaltungsstrategie „Wachstum“ etwa ein Drittel aus, ein Drittel ist in Aktien und ein weiteres Drittel in Renten angelegt. Damit konnten wir auch in schwierigen Phasen wie 2008 Renditezuwächse erzielen, als die Börsen stark unter Druck waren.
Andererseits legt ein Portfolio in Aufschwungphasen wie im Jahr 2009 nicht so stark zu. Dies ist gegenüber Kunden dann natürlich erklärungsbedürftig.
Können Sie diesen Ansatz in Ihrem Dachfonds Variomixx Universal umsetzen, den Sie seit Oktober 2010 managen und der ebenfalls auf Ihre ausgewogene Wachstumsstrategie setzt?
Aufgrund regulatorischer Bedingungen können wir nicht alle Ideen umsetzen, aber immerhin rund 90 Prozent. Rund ein Drittel des Fonds ist derzeit in Aktienportfolios angelegt, wobei risikoreduzierte Fonds wie der Acatis Gané Value Event Fonds UI die Hauptrolle spielen. Ein Drittel ist in alternative Investments angelegt, ein weiteres Drittel ist für besondere Gelegenheiten reserviert, die wir meist über börsennotierte Indexfonds (ETF) abdecken.
Welche Märkte haben Sie mit ETFs denn zurzeit im Visier?
Aktuell sehen wir uns bei den Frontier-Märkten um, also in kleineren Schwellenländern mit hoher Wachstumsdynamik, die wir angesichts der Nahostkrise für deutlich überverkauft halten. Sollte sich die Lage beruhigen, wird es eine Gegenbewegung nach oben geben, bei der wir dabei sein wollen. Es geht also nicht darum, ob wir langfristig an die Frontier Markets glauben. Es geht um eine kurzfristige Opportunität nach einer Krise. Echtes langfristiges Interesse haben wir zum Beispiel an erneuerbaren Energien schon vor den Ereignissen im Nahen Osten und in Japan gehabt, da die Branche nach der Finanzkrise außer Mode gekommen war und wir dieser zunächst Nachholpotenzial und in einem zweiten Schritt auch Zukunftschancen attestieren.
Wie sehen Sie die weiteren Entwicklungen an den Finanzmärkten?
Wir sind der Meinung, dass die Staatsschuldenproblematik die Märkte noch viele Jahre dominieren wird. Wie eine Lösung aussehen kann, ist unklar. Im günstigsten Fall können die hoch verschuldeten Staaten ihr Problem über eine höhere Inflation lösen. Dementsprechend haben wir die Portfolios ausgestaltet.
Das heißt?
Auf der Rentenseite setzen wir auf inflationsgeschützte Anleihen, die vom Anstieg der Teuerung profitieren. Zudem investieren wir gezielt in Anleihen des deutschen Mittelstands, da viele Unternehmen deutlich solider aufgestellt sind als Staaten. Bei den alternativen Investments stehen vor allem Edelmetallfonds im Mittelpunkt, die physisch hinterlegt sind.
Investor-Info
Variomixx
Der Alleskönner
Galiplan verwaltet den Dachfonds Variomixx Universal (ISIN: DE 000 A0N EBK 0) mit einem Volumen von rund drei Millionen Euro erst seit Oktober 2010. Seither hat sich der Fonds mit einem Plus von rund einem Prozent ordentlich geschlagen. Mit einer Mischung aus risikoreduzierten Aktienfonds, ETFs und alternativen Investments eignet sich der Fonds für Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont. Bei der Fondsauswahl werden renommierte Fondsboutiquen wie DJE Capital, Acatis, Flossbach & Storch oder von York Lion berücksichtigt.
Investiert wird auch in Fonds, die noch nicht lang auf dem Markt sind. „Uns interessiert, welche
Erfahrung das Management hat und wie es sein Know-how umsetzt“, erklärt Galiplan-Chef Max Lenzenhuber.
Weitere Galiplan-Fonds
Aktien- und Hedgefonds
Der Galiplan Aktien Global (ISIN: DE 000 A0F 5HG 0) ist ein Fonds für internationale Aktien, der rein systematisch gemanagt wird. Zugrunde liegen über 200 Strategien, die in eine mathematische Formel umgewandelt wurden. Das Portfolio mit der €uro-FondsNote 2 ist derzeit stark im Technologie- sowie dem Handels-und Dienstleistungssektor investiert. Der Fonds ist mit einem Volumen von 5,5 Millionen Euro aber noch sehr klein. Auf der Hedgefondsseite bietet die Jülicher Vermögensverwaltung mit dem renditestarken Galiplan Seven Best Strategies (ISIN: VG G37 09L 112 3) und dem Galiplan Long Short Directional (ISIN: VG G37 09L 104 0) zwei Hedgefonds an, die zwar auf den Virgin Islands aufgelegt, aber für deutsche Anleger steuerlich transparent sind. Wermutstropfen: Die Mindestanlagesumme für beide Fonds beträgt für Nicht-Galiplan-Kunden 70 000 Euro.
Acatis Ganè Value Event Fonds UI
Die Mischung macht`s
Einer der erfolgreichen Fonds, die Galiplan in ihrer Vermögensverwaltung verwendet, ist der Mischfonds Acatis Ganè Value Event UI (ISIN: DE 000 A0X 754 1). Ziel des Fondsmanagements ist es, einen relativ schwankungsarmen Fonds anzubieten, der sich in der Regel zur Hälfte aus Aktien sowie Anleihen und Cash zusammensetzt. Auf der Aktienseite wird eine Kombination aus dem Value-Ansatz von Warren Buffett und einer bisweilen kurzfristigen Eventstrategie angewandt, die etwa auf Kursgewinne bei Übernahmen setzt. Lukrativer, aber teurer Fonds.
Amundi Volatility Euro Equities
Schwankungen als Gewinnquelle
Auch der Amundi Volatility Euro Equities wird von Galiplan verwendet (ISIN: LU 027 294 235 9). Der Fonds nutzt die Kursschwankungen an den europäischen Aktienmärkten mithilfe von Optionen. Soll heißen: Je volatiler die Märkte sich bewegen, umso mehr Rendite soll erwirtschaftet werden. Mit einem Plus von knapp neun Prozent in den vergangenen zwölf
Monaten ist diese
Strategie aufgegangen. Nur als Beimischung.
zur Person:
Max Lenzenhuber
„Vermögensverwalter des Jahres 2011“
Max Lenzenhuber (40) ist seit 1998 Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Galiplan Financial Strategies GmbH in Jülich. Der Finanzwirt und Finanzökonom ist seit über 28 Jahren im Investmentgeschäft tätig.