Neuer Schub für Schwellenländer: Wo jetzt die Post abgeht
Das Comeback läuft. Experten zufolge hat in den Emerging Markets eine neue Phase überdurchschnittlichen Wachstums begonnen, das immer mehr Investoren anlockt.
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von Julia Groß, Euro am Sonntag
Weltweit drängen Anleger mit Macht in Fonds für Schwellenländer. Ein großer Teil der Rekordzuflüsse in der ersten Januar-Woche landete in Fondsportfolios mit Titeln aus den Emerging Markets. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits vor einigen Wochen begonnen hat.
Die Investoren reagieren auf die Verbesserung zahlreicher Konjunkturindikatoren in den aufstrebenden Märkten, der Risikoappetit nimmt allgemein zu. So wurde in sechs der vergangenen sieben Wochen mehr Geld in Schwellenländer- als in Industrieländer-Aktienfonds investiert, meldete der Analysedienst EPFR Global. Neben globalen Schwellenländerfonds profitierten besonders spezielle China- und Vietnam-Fonds von dem frischen Kapital.
Die Zuflüsse in Lateinamerika-Aktienfonds stiegen auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Auch Emerging-Markets-Anleihefonds erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, insbesondere solche, die auf Lokalwährungen setzen.
Tatsächlich gewinnen viele Volkswirtschaften der Schwellenländer wieder an Fahrt. In diesem Jahr wird ihre Wirtschaftsleistung voraussichtlich zum ersten Mal die der Industriestaaten übertreffen. Das Zugpferd ist, wie so oft, China. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres ist die Wirtschaft dort um 7,9 Prozent gewachsen, die erste deutliche Wachstumsbeschleunigung seit zwei Jahren. Auch Industrieproduktion, Exportzahlen, Kreditvolumen und Hauspreise stiegen.
„Chinas Erholung sieht ziemlich gut aus“, sagt Zhu Haibin, China-Chefökonom bei JP Morgan Chase. „Ich denke darüber nach, meine Wachstumsprognose für 2013 auf 8,2 Prozent hochzuschrauben.“ Damit läge er deutlich über der offiziellen chinesischen Zielvorgabe von 7,5 Prozent. Die Helaba rechnet sogar mit einer Beschleunigung auf 8,4 Prozent. Viele Marktbeobachter setzen darauf, dass Peking nach dem Führungswechsel neue Konjunkturförderprogramme auflegt. „Durch eine Deregulierung der Finanz-, der Telekommunikations- und der Energiebranche könnte der Weg für mehr Wettbewerb freigemacht werden“, erklärt Raymond Ma, Manager des Fidelity China Consumer Fund.
Sieben-Monats-Hoch
Der Shanghai Composite erreichte den höchsten Stand seit Juni 2012. Seit seinem Tief Anfang Dezember hat der Index um fast 20 Prozent zugelegt. Strategen der Citigroup sehen noch Luft nach oben. Demnach könnte zum Beispiel der CSI 300, der die Titel der 300 größten Unternehmen des chinesischen Festlands enthält, in der ersten Jahreshälfte noch um 15 bis 20 Prozent steigen.
Gar nicht schlecht sieht es auch in Brasilien aus. Niedrige Arbeitslosigkeit, starke Binnennachfrage und die Infrastruktur-Investitionen im Vorfeld der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 könnten in diesem Jahr für ein Wachstum deutlich über drei Prozent sorgen — 2012 waren es nur 1,5 Prozent.
Viele Fondsmanager favorisieren in Lateinamerika allerdings Mexiko, das von den gestiegenen Löhnen in Asien profitiert und einen immer größeren Teil der Produktion für den nordamerikanischen Markt übernimmt. Die neue Regierung hat zudem einen wirtschaftsfreundlichen Reformkurs eingeschlagen.
Zunehmend verwischen auch die Grenzen zwischen den Schwellenländern der ersten und der zweiten Generation. Die Auswahlmöglichkeiten der Fondsmanager sind durch den wirtschaftlichen Fortschritt in Ländern wie der Türkei, Indonesien oder Südkorea weitaus größer geworden.
Vor zu viel Enthusiasmus in Sachen Schwellenländer-Investments warnt allerdings das Institute of International Finance (IIF), eine Vereinigung global agierender Banken, die regelmäßig die Kapitalflüsse in Schwellenländer analysiert. IIF-Direktor Charles Dallara glaubt, dass Anleger das Risiko einer Kehrtwende in der internationalen Geldpolitik und deren mögliche Folgen unterschätzen. Steigende Zinsen, so Dallara, hätten bereits in der Vergangenheit zu einem abrupten Versiegen der Geldströme in die Emerging Markets geführt und sowohl Anleihe- als auch Aktienmärkte mit in die Tiefe gezogen. Auch wenn die Bank of Japan gerade eine neue Runde geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen eingeläutet hat, schadet es Anlegern sicher nicht, die möglichen Auswirkungen einer Trendwende im Hinterkopf zu behalten und sich gegebenenfalls mit Stoppkursen abzusichern.
Investor-Info
Schwellenländer-Aktien
Aberdeen EM Sm. Companies
Fondsmanager Devan Kaloo sucht nach aussichtsreichen kleineren Unternehmen, die an Schwellenländer-Börsen notiert sind. Das ist riskanter, als auf Blue Chips zu setzen, verspricht aber auch eine höhere Rendite. Bisher konnte Kaloo die Strategie mit erstaunlich moderaten Kursschwankungen umsetzen. Sein Fokus liegt aktuell auf Brasilien, China und Südafrika, Titel aus diesen Ländern machen ein gutes Drittel des Portfolios aus. Er bevorzugt Finanz- und Konsumtitel, wie zum Beispiel den brasilianischen Shoppingcenter-Betreiber Iguatemi.
Schwellenländer-Bonds
J. Bär Loc. EM Bond EUR
Eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte: Bereits seit Auflage des Fonds im April 2000 wählt Paul McNamara Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen für das Portfolio aus. Die Bonds stammen von Staaten oder staatsnahen Emittenten. McNamaras Team hat 22 Kernmärkte definiert, in denen hauptsächlich investiert wird. Zurzeit bilden Hochzins-Bonds aus der Türkei, Russland, Brasilien und Mexiko die wichtigsten Positionen im Fonds. Die Anleihen müssen mindestens ein BBB-/Baa3-Rating haben, die mittlere Laufzeit des Portfolios bewegt sich zwischen drei und fünf Jahren.
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