Kolumne

Zinseszinseffekt: Wie können auch Sie ihn nutzen?

01.04.21 15:44 Uhr

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Der Begriff Zinseszins kommt Ihnen möglicherweise noch bekannt vor, vermutlich aus dem Mathematikunterricht in der Schule.

Und obwohl der sogenannte Zinseszinseffekt für den Vermögensaufbau viel Potenzial bietet, wird seine Wirkung immer noch von vielen extrem unterschätzt oder einfach nicht wahrgenommen. Was genau der Zinseszinseffekt ist, wie dieser sich auf Investitionen auswirkt und wie Sie den Zinseszins für Ihre eigene Geldanlage nutzen können, erfahren Sie im Folgenden.

Was genau sind Zinseszins und Zinseszinseffekt?

Der Zinseszins beschreibt die Zinsen, die auf kapitalisierte Zinsen vergangener Perioden berechnet werden. Etwas vereinfacht ausgedrückt: Es handelt sich um Zinsen, die Anleger auf Zinsen erhalten. Werden Zinsbeträge umgehend reinvestiert, kommt es dann zum sogenannten Zinseszinseffekt. Die richtige Nutzung dieses Effektes ermöglicht es, langfristige Investitionsziele zu erreichen und den Vermögensaufbau zu unterstützen.

Der Zeit-Faktor wird beim Zinseszinseffekt oft unterschätzt

Der Zinseszinseffekt beruht im Wesentlichen auf zwei Komponenten: Dem Zeit- und dem Renditeeffekt. Der Zeitraum des Wachstums und die generelle Wachstumsrate sorgen für das überproportionale Wachstum des eingesetzten Kapitals als absoluten Betrag. Je höher die Verzinsung und je länger das Investment, desto effektiver ist der Zinseszinseffekt.

Vergleicht man einen festgelegten Betrag von beispielsweise 10.000 Euro über verschiedene Anlagehorizonte (= Zeiteffekt) und mit unterschiedlichen Wachstumsraten (= Renditeeffekt), dann werden die Vorzüge des Zinseszinseffekts schnell deutlich: Kurzfristig ist der Mehrwert durch den Zinseszins zwar nur marginal ersichtlich. Doch auf lange Sicht können durch den Zinseszinseffekt auch kleinere Investitionen zu einem beachtlichen Geldbetrag anwachsen. Bei Rendite- bzw. Zinsunterschieden von beispielsweise 3% kann der Kapitalbetrag durchaus um den Wert eines Neuwagens abweichen.

Je längerfristig das Investment, desto effektiver der Zinseszins

Bei der eigenen Geldanlage sollte man den Zeit- und Renditeeffekt dementsprechend berücksichtigen. Jeder Prozentpunkt bei der Rendite und jedes weitere Jahr beim Investitionszeitraum sorgen letztendlich für einen deutlichen Mehrwert bei den absoluten Beträgen - ausgelöst durch das exponentielle Wachstum der Geldanlage. Für Privatanleger bedeutet das konkret: Kapital, das kurzfristig nicht benötigt wird, sollte für höhere Renditen in den Kapitalmarkt investiert werden. So kann man vermeiden, sein Geld auf Tagesgeld- und Festgeldkonten mit geringen Zinsen zu sparen, wo es aufgrund hoher Gebühren und der Inflation eher an Wert verliert als gewinnt. Dabei benötigt man nicht einmal zwangsläufig ein hohes Startkapital, um einen beachtlichen Vermögensstand am Ende des Anlagehorizonts zu erreichen. Auch mit geringen, aber regelmäßigen Anlagebeträgen, z.B. in Form von Sparplänen, kann man sich den Zinseszinseffekt zunutze machen.

Ein Startkapital von beispielsweise 10.000 Euro hat nach 15 Jahren ungefähr denselben Wert wie ein Anfangsbetrag von 1.000€ mit zusätzlichen, monatlichen Sparraten von 75€ (Annahme: Ginmon Anlagestrategie 6; erwartete Rendite: 5,2 % p.a. nach Abzug sämtlicher Kosten). Dieses angelegte Kapital könnte man beispielsweise nutzen, um ein dreijähriges Studium seines Kindes mit monatlich fast 600€ zu unterstützen.

Fazit

Egal, ob für die Altersvorsorge oder zur Studienfinanzierung der Kinder: Wer sich der Wirkung des Zinseszinses bewusst ist, kann dessen Potential langfristig für seine Investitionsziele nutzen und sein Geld so effizient für sich arbeiten lassen. Albert Einstein bezeichnete den Zinseszinseffekt sogar metaphorisch als das achte Weltwunder. Doch der Zinseszinseffekt ist gewiss kein Wunder, sondern simple Mathematik, die sich jeder zunutze machen kann.

Als Chief Investment Officer leitet Fabian Knigge den Bereich Investment & Wealth Management bei Ginmon. Zuvor war er im Portfolio Management im Bereich Aktien Europa bei Union Investment tätig. Er hält einen Masterabschluss in Finance von der Bocconi-Universität Mailand und ist CFA Charterholder.

Bildquellen: Ginmon