Renten ETFs: Wird die preiswerte Alternative zu Liquiditätsfalle?
Es ist nichts Neues, Deutschland ist keine Nation von Aktionären. Trotz des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus, fließt ein Großteil des Ersparten in festverzinsliche Wertpapiere.
Immer populärer werden hierbei Börsengehandelte Indexfonds (ETF´s), also passiv gemanagte Investmentfonds, die ohne aktive Entscheidung eines Managers immer den zu Grunde liegenden Index abdecken.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
• Kein teures Management, damit niedrige Gebühren
• Transparente Anlagepolitik durch den zu Grunde liegenden Index
• Tägliche Verfügbarkeit
• Hohe Liquidität
Doch genau die beiden letzten Punkte könnten zu einem Problem für diese Anlageform werden. Laut Zahlen der US-Investmentgesellschaft Blackrock verzeichnete diese Anlageklasse allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres Nettozuflüsse von rund 45 Mrd. US-Dollar und damit mehr, als in jedem Quartal zuvor. Was sich zunächst gut anhört, kann im Schlimmsten Fall zu einer Liquiditätsfalle werden.
Seit der Lehmann Pleite ist in der Bankenwelt nichts mehr, wie es einmal war. Früher sorgten die Handelsabteilungen der Investmentbanken für ausreichende Liquidität an den Bondmärkten. Bei mangelnder Käufernachfrage wurden Anleihen auf den eigenen Handelsbüchern geparkt.
Die strengere Regulierung der Banken führt dazu, dass diese festverzinslichen Wertpapiere im Eigenbestand mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen. Dies ist bekanntlich das wertvollste Gut der Banken, so dass es nicht verwunderlich ist, dass sich die Bondbestände in den Bankbilanzen drastisch verringert haben und auf den Stand von 2003 zurückgefallen sind.
Auf der anderen Seite haben die Unternehmen durch die Ausgabe eigener Anleihen das niedrige Zinsniveau genutzt, um sich preiswert mit Liquidität zu versorgen. Aufgesammelt wird dieses Kapital vornehmlich von Fonds und ETF`s, die sowohl von privaten Anlegern als professionellen Investoren erworben werden. Seit 1995 hat sich das weltweit in Unternehmensanleihenfonds investierte Kapital verzehnfacht.
Sollte es nun, aus welchen Gründen auch immer, zu einem plötzlichen Abgabedruck bei den Investoren kommen, könnte folgendes "ETF-Problem" auftreten: Ein ETF wird an der Börse gehandelt und ist somit während der Handelszeiten jederzeit liquidierbar - theoretisch. Denn die früher als Puffer dienenden Handelsbücher der Investmentbanken sind als regulierender Schwamm nicht mehr verfügbar.
Der ausgetrocknete Rentenmarkt könnte im Falle einer Krise zur Liquiditätsfalle für Anleihe ETF´s werden, denn in jeder Krise kommt es zu einem Herdenverhalten. Wenn einer verkauft, wollen es viele. Die Verpflichtung eines ETF-Investments, Aufträge unmittelbar an der Börse auszuführen, lässt die Kurse bei mangelnder Kaufbereitschaft zum Schaden der Anleger einbrechen. Der Verkaufsdruck verstärkt sich noch weiter und die Kurse sinken erneut. Der Vorteil der jederzeitigen Liquidität hat sich möglicherweise in den Nachteil eines schlechten Verkaufskurses gewandelt. Früher war die Intention für den Erwerb einer Anleihe der regelmäßige Zinsertrag und die Rückzahlung der Einlage zum Laufzeitende. Diese Erwartung wurde in den letzten Jahren durch die Spekulation auf einen höheren Marktwert abgelöst.
Neuerdings kommen vermehrt Fonds auf den Markt, die die ursprüngliche Idee eines Anleiheinvestments wieder aufnehmen - sogenannte Laufzeitfonds. Sie investieren in Anleihen und haben - im Gegensatz zu klassischen Rentenfonds - eine feste Laufzeit. Um zwischenzeitliche Kursschwankungen braucht der Anleger sich nicht sorgen, da zum Laufzeitende die Anleihen zum Nominalwert zurückgezahlt, sofern sie nicht ausfallen. Während der Laufzeit sind in der Regel regelmäßige Ausschüttungen vorgesehen.
Noch ist eine drastische Zinswende und die damit einhergehende Verkaufswelle nicht in Sicht. Wer sich dem theoretischen Risiko entziehen möchte und dennoch in festverzinsliche Instrumente investieren will, findet in einem Laufzeitfond ggf. eine passende Alternative.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.
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