Scale: Stabile Kursentwicklung
Trotz zum Teil heftiger Schwankungen an den Börsen: Die in Scale gelisteten Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen haben sich auch in den vergangenen Wochen insgesamt gut gehalten. Es gibt allerdings große Unterschiede.
Mit der allgemeinen Erholung an den Börsen ging es auch für Scale-Aktien zuletzt wieder aufwärts. Ganz entziehen kann sich das Scale-Segment der Stimmung an den Märkten ohnehin nicht, allerdings zeigt sich der "Nachwuchs" erstaunlich robust: Während der große Bruder DAX vom Allzeithoch am 23. Januar bis zum Tief Ende März um 13 Prozent nachgegeben hat, waren es beim Scale All Share vom Hoch zum Tief nur 9 Prozent. Nun ist das Minus zum Teil schon wieder wettgemacht: Der Index, der zum Start des Börsensegments im März 2017 bei 1.000 Punkten gestartet war, liegt aktuell bei 1.295 Punkten - immer noch ein Plus von knapp 30 Prozent. Auch der seit Februar 2018 existierende Auswahlindex Scale 30 hat sein Tief von Anfang April bei unter 1.170 Punkten weit hinter sich gelassen und notiert am Mittwochnachmittag bei 1.226 Punkten.
Top-Performer auf Sicht von zwölf Monaten bleibt der Anbieter von ökologischen Werkstoffen Delignit (WKN A0MZ4B) mit einem Plus von 158 Prozent. Die Frankfurter FinTech Group (WKN FTG111) ist mit 101 Prozent zur Nummer zwei aufgestiegen, gefolgt vom Medizin- und Umwelttechnikunternehmen m-u-t (WKN A0MSN1) mit 70 Prozent. Auch auf Dreimonatssicht hat Delignit mit satten 74 Prozent die Nase vorn, auf Platz zwei und drei stehen der Hersteller von HD-Videoüberwachungssystemen artec technologies (WKN 520958) mit 45 Prozent und das Emissionshaus für geschlossene Fonds Lloyd Fonds (WKN A12UP2) mit 42 Prozent. Weniger erfreulich lief es seit Mitte Januar für den auf Büroimmobilien spezialisierten Asset-Verwalter Publity (WKN 697250), dessen Verluste sich fortsetzten, für die zuvor sehr gut gelaufene Naga Group (WKN A161NR) und auch für CLIQ Digital (WKN A0HHJR), den Anbieter von Mobilfunkdiensten wie Klingeltönen.
Cyan mit gelungenem Börsenauftakt
Ausgesprochen erfolgreich war der Börsengang des IT-Sicherheitsspezialisten Cyan (WKN A2E4SV) am 28. März - im Scale-Aktiensegment wurden damit die 50 Mitglieder vollgemacht. Nach einem Emissionspreis von 23 Euro lag der erste Kurs bei 23,20 Euro und hielt sich trotz schwachen Gesamtumfelds stabil. Aktuell sind es rund 24 Euro.
Abermals gute Nachrichten kamen von Delignit: Das Unternehmen meldete am 9. April, von einem großen deutschen Autokonzern einen Serienauftrag im Bereich Reisemobile erhalten zu haben. Für ein neu auf den Markt kommendes Modell soll Delignit Ausstattungskomponenten liefern. Dem Unternehmen zufolge könnten sich dadurch 2021 zusätzliche Umsätze bis in den zweistelligen Millionenbereich ergeben.
Die m-u-t AG gab erste Kennzahlen für 2017 heraus: Konzernweit wurde ein Umsatz von ca. 60,7 Millionen Euro erzielt, nach 54,5 Millionen 2016. Wie bereits 2016 wurden die zum Jahresende angehobenen Prognosen zum Vorsteuergewinn für das Gesamtjahr nochmals übertroffen: Das Unternehmen meldete 9,1 Millionen Euro, 2016 waren es noch 6,8 Millionen Euro.
Die German Startups Group (WKN A1MMEV), ein Berliner Venture-Capital-Investor, kündigte derweil an, voraussichtlich zum Ende des zweiten Quartals die Online-Matchmaking-Plattform für Anbieter und Nachfrager von sogenannten Secondary Shares an deutschen Startups zu lancieren. Auf der Plattform sollen Verkäufer von Startup-Anteilen - etwa Gründer oder Business Angel - mit qualifizierten Anlegern zusammengebracht werden.
Viele Kaufempfehlungen
Vor allem von SMC Research kamen wieder einige Voten zu Scale-Aktien. So hat das auf Small- und Midcaps spezialisierte Research-Haus das bisherige Rating "Buy" für die Düsseldorfer Marketingagentur mVISE (WKN 620458) bestätigt, das Kursziel lautet 6,90 Euro (aktuell 4,40 Euro). Den Analysten zufolge ist die Wachstumsstory des Unternehmens intakt, sie rechnen mit steigenden Gewinnmargen.
Auch zum Immobilienentwickler Noratis (WKN A2E4MK) rät SMC Research. Die vorgelegten Zahlen für 2017 seien positiv, hieß es, das Unternehmen habe die dynamische Entwicklung der Vorjahre fortgesetzt und werde dies auch weiter tun. Die Analysten sehen für die Aktie noch beträchtliches Potenzial, als fairer Wert werden 35,30 Euro genannt, aktuell steht die Aktie bei 28,80 Euro.
Auf "Speculative Buy" stuft das Analysehaus die NAGA Group, die eigenen Angaben zufolge auf disruptive Konzepte im Fintech-Bereich setzt. Sie traut der Aktie einen Kurs von 11,80 Euro zu; nach deutlichen Kurseinbußen seit November sind es aktuell nur 5,40 Euro. Grund für die positive Einschätzung ist unter anderem der Schub, den das Unternehmen durch den erfolgreichen Token-Sale im letzten Jahr erhalten habe.
Dass der Pantaflix-Vorstand Nicolas Paalzow Pantaflix-Aktien im großen Stil gekauft hat, wertet SMC Research als positives Signal und bestätigt sowohl das bisherige Kursziel von 290 Euro und auch das Rating "Speculative Buy" für die Aktie. Aktuell notiert diese nur bei rund 100 Euro. Mit den vorläufigen Zahlen habe das Unternehmen, an dem unter anderem Schauspieler Matthias Schweighöfer mit 20 Prozent beteiligt ist, die Erwartungen klar übertroffen. Entscheidend sei die Entwicklung der VoD-Plattform, die nach Einschätzung der Analysten erst im laufenden Jahr einen signifikanten Umsatzbeitrag leisten werde.
Nur "Hold" lautet das Votum hingegen für Daldrup und Söhne (WKN 783057), als fairer Wert werden 16,20 Euro (aktuell 11,70 Euro) genannt. Begrüßt wird, dass der Anbieter von Bohrdienstleistungen und Kraftwerksprojekten Anteile an zwei Geothermiekraftwerken auf mehr als 50 Prozent aufzustocken konnte. Damit werde der Entwicklungsschritt zu einem mittelständischen Energieversorger auch bilanziell sichtbarer, hieß es.
Jetzt 50 Aktien und 15 Anleihen
Sämtliche fünfzehn Anleihen im Scale-Segment notieren weiter über Pari, besonders weit die Papiere des Fußballclubs Gelsenkirchen Schalke 04 (WKN A2AA04), der Karlsberg Brauerei (WKN A2AATX), Joh. Friedrich Behrens (WKN A161Y5), Eyemaxx Real Estate (WKN A2AAKQ) und Hoermann Industries (WKN A2AAZG).
Scale ging im März 2017 an den Start und hat den Vorgänger Entry Standard abgelöst. Das Segment bietet Zugang zu Aktien und Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen. Unternehmen, die sich in Scale listen lassen wollen, müssen schon zwei Jahre existieren und 30 Millionen Euro Marktkapitalisierung aufweisen. Des Weiteren wurden fünf Kriterien angesetzt, von denen jedes Unternehmen drei erfüllen muss: ein Mindestumsatz von zehn Millionen Euro, ein positives Jahresergebnis, ein positives bilanzielles Eigenkapital, eine Mindestmitarbeiterzahl von 20 Personen und mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital. Und: Es gibt verpflichtende Research Reports durch die beiden Analysehäuser Morningstar und Edison Investment Research, die von der Deutschen Börse - und nicht von den Unternehmen selbst - in Auftrag gegeben werden. Dennoch richtet sich das Segment nur an gut informierte Anleger.
Von: Anna-Maria Borse
30. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt)
Aktiven Tradern und privaten Anlegern Transparenz zu bieten ist ein zentrales Anliegen der Frankfurter Börse. Das beinhaltet Markt- und Stammdaten ebenso wie Knowhow und Nachrichten. An dieser Stelle möchten wir mit regelmäßigen Artikeln und Kolumnen aus dem Börsennetzwerk bei Ihren Anlageentscheidungen unterstützen.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.