Währungskrieg?

Wie US-Präsident Trump den Dollar schwächen könnte

22.07.19 19:46 Uhr

Wie US-Präsident Trump den Dollar schwächen könnte | finanzen.net

Einige Analysten sind sich einig, dass wir uns derzeit bereits in einem Währungskrieg befinden. US-Präsident Donald Trump machte seinem Ärger über angebliche Manipulationen der Währungen in China und Europa auf Twitter jedenfalls deutlich Luft und stellt klar, dass er den Dollar für zu stark hält.

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• verbale Angriffe via Twitter auf andere Staaten
• Rede von "stabilem" Dollar statt vom "starken" Dollar
• Wechselkursintervention möglich

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Ein US-Dollar ist nach aktuellem Wechselkurs derzeit 0,89 Euro wert. Damit präsentiert sich die US-amerikanische Währung als ziemlich stark. Doch ein starker Dollar, den man eigentlich als positiv ansehen könnte, hat auch Nachteile. Vor allem einen: Der Export wird teurer. Wie durch den Handelskrieg zwischen den USA und China hinreichend bekannt wurde, möchte Trump allerdings den Export seines Landes stärken, weshalb ihm ein starker Dollar nicht gerade gelegen kommt. Analysten sehen es mittlerweile sogar im Rahmen des Möglichen, dass die Politik eingreifen könnte, um den starken Dollar zu schwächen. Wie könnte Trump hierbei vorgehen?

Verbale Äußerungen via Twitter

Was Trump bereits versucht, ist den Dollar verbal zu schwächen. Durch andauernde Kritik an der Fed, die er zur Senkung der Zinsen zu bewegen versucht, aber auch durch direkte Angriffe auf andere, die seiner Meinung nach mit unfairen Mitteln spielen und ihre Währungen manipulieren würden.

So ging er beispielsweise in einer Mitteilung auf seinem Lieblings-Kurznachrichtendienst Twitter China und Europa stark an. "China und Europa spielen ein großes Währungs-Manipulations-Spiel und pumpen Geld in ihre Systeme, um mit den USA in Konkurrenz zu treten. Wir sollten MITMACHEN oder weiter die Dummies sein, die sich zurücklehnen und höflich zuschauen, während andere Länder ihre Spiele spielen - wie sie es schon seit vielen Jahren tun!"

Kommt nach verbalen Äußerungen die Regierungseinmischung?

Doch das Risiko, dass Trump tatsächlich weitere Schritte einleiten könnte, um den Dollar durch Einmischung zu schwächen, steigt. Mehrere Wall-Street-Analysten sind sich einig, dass das Risiko zwar noch sehr gering ist, die Möglichkeit jedoch auf jeden Fall besteht.

So glaubt beispielsweise Joachim Fels von der Investmentgesellschaft PIMCO, dass die Möglichkeit einer Einmischung der US-Regierung in den Dollarkurs möglich sei, weil mehrere Offizielle in Trumps Regierung explizitere Aussagen darüber getroffen haben, den Dollar schwächen zu wollen als noch vor einiger Zeit.

"Stabiler" statt "starker" Dollar gefordert

Strategen der Bank of America Merrill Lynch und von Goldman Sachs sehen das Risiko einer Regierungseinmischung in die Geldpolitik ebenfalls als zumindest möglich an. Allerdings geht Ben Randol, Devisen-Experte bei der Bank of America, davon aus, dass zunächst einmal die Worte weiter ausgereizt werden, bevor Taten folgen. Denn hier habe sich nicht nur bei Trump etwas in der Rhetorik geändert. Randol sieht auch die Formulierungen von Larry Kudlow, dem obersten Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, als eindeutige Schritte in die Richtung einer möglichen Dollar-Abschwächung. Statt von einem "starken Dollar", den die USA jetzt wolle, spricht Kudlow nun mehr von einem "stabilen Dollar".

Eine Einmischung auf dem Devisen-Parkett sei zwar möglich aber unwahrscheinlich. Die G20-Staaten haben vor einiger Zeit eine Übereinkunft geschlossen, dass sie Währungen nicht im Alleingang durch politische Mittel manipulieren, sondern wenn dann zusammen vorgehen. Da Trump Absprachen und Verträge allerdings nicht immer für so wichtig und bindend erachtet, als dass er ihnen folgen müsste, ist auch das keine Absicherung dafür, dass Trump nicht einschreitet und versucht, den Dollar eigenständig zu schwächen.

Dollar-Verkäufe zur Schwächung der Währung

Konkret würde eine Einmischung über eine Wechselkursintervention funktionieren. Dafür haben die Vereinigten Staaten von Amerika den "Exchange Stabilization Fund" (ESF), der zur Stabilisierung der landeseigenen Währung gedacht ist. Darin enthalten sind etwas mehr als 90 Milliarden US-Dollar. Als politische Maßnahme könnte Trump seinen Wirtschaftsminister dazu veranlassen, diese Dollar-Bestände zu veräußern - im Nachgang würde der Kurs des Dollars sinken.

Analysten glauben allerdings, dass die Bestände zu gering sind, um einen großartigen Effekt zu generieren, dieser Vorstoß tauge eher als Symbolwirkung: "Es ist wenig, aber es sendet ein Signal", so Randol. Um tatsächlich eine große Wirkung zu erzielen, müsste Trump die Fed mit ins Boot holen, um noch mehr Cash zu veräußern und die Zinsen noch weiter zu senken. Davon geht Esther Reichelt, Devisenexpertin der Commerzbank, laut Handelsblatt aus. "Wirklich effektiv wären Interventionen wohl nur, wenn die Fed dabei mitzieht." Dass sich Fed-Chef Jerome Powell, der sich in der Vergangenheit fiesen Attacken des US-Präsidenten Trump ausgesetzt sah, ihn dabei freiwillig unterstützen wird, bleibt allerdings fraglich. Nicht umsonst ist die US-amerikanische Zentralbank unabhängig von der Regierung.

Was für Schritte Trump konkret einleiten könnte, um den Dollar zu schwächen, ist derzeit noch nicht klar. Doch seine angriffslustige Rhetorik spricht dafür, dass den Worten bald auch Taten folgen könnten.

Redaktion finanzen.net

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