Währungen

Wo noch sichere Häfen warten

aktualisiert 22.09.11 16:01 Uhr

Die Schweiz schließt den sicheren Hafen und koppelt den Franken an den Euro. Zeitgleich bringt China den Yuan in Stellung. Wo Anleger künftig ankern können.

von Marc Hofmann, €uro am Sonntag

In der vergange­nen Woche zog die Schweizer Notenbank SNB die Notbremse. Um stolze 45 Prozent hatte der Franken seit dem Ende der Lehman-Krise gegen den Euro aufgewertet. Zu viele Inflationsflüchtlinge und Euroskeptiker hatten Schutz im sicheren Hafen gesucht.

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Nun ist Schluss damit. „Die massive Überbewertung des Franken stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung“, hieß es in der knappen Pressemitteilung der SNB. Man werde nun dauerhaft am Devisenmarkt intervenieren, um einen maximalen Wechselkurs von 1,20 Franken je Euro zu verteidigen.

Geht es nach den Experten der Commerzbank, so werden die Schweizer ihr Ziel mühelos erreichen. Denn die SNB muss lediglich die Notenpresse anwerfen, um die Geldmenge zu erhöhen. Parallel dazu erfolgt der Ankauf von Euro-Schuldverschreibungen. „Kommt die Inflation nicht in die Quere, kann das theoretisch ewig laufen“, sagt Matthew Strauss, Devisenstratege bei RBC Capital Markets, einer Tochter der Royal Bank of Canada.

Obwohl das harte Durchgreifen nötig war, könnten die angeschlagenen Euro-Peripheriestaaten dadurch sogar noch stärker unter Druck geraten. Denn in der Vergangenheit kauften die Schweizer überwiegend Anleihen von Schuldnern bester Bonität, sprich: deutsche und französische Staatspapiere mit „AAA“-Rating. Ändert die SNB ihr Verhalten nicht, könnte der Renditeabstand zu den anderen Mitgliedern der Eurozone weiter wachsen. Dies würde die Stützungskäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) konterkarieren. Die Suche nach neuen sicheren Häfen ist daher bereits in vollem Gang.

Eine interessante Entwicklung zeichnete sich vergangene Woche in China ab. Peking stellte Vertretern der europäischen Handelskammer die volle Konvertierbarkeit des Yuan (CNY) bis 2015 in Aussicht. Zeitgleich wurde mit britischen Bankenvertretern ein Abkommen getroffen, dass London nach Hongkong und Singapur künftig als drittes Verteilungszentrum für die Volkswährung dienen soll. Es scheint fast so, als nutze Peking die Gunst der Stunde, um den Yuan im Eiltempo als globale Handelswährung zu positionieren.

Das belegt auch die Statistik: Noch vor einem Jahr bestritt China seinen Außenhandel nahezu vollständig in Währungen der G 7-Staaten. Mittlerweile werden schon sieben Prozent aller Importe in Yuan beglichen. Zudem durfte der Yuan trotz seiner Fixierung an den Dollar in den vergangenen zwölf Monaten um sieben Prozent gegenüber dem Greenback aufwerten. Ein klares Signal: Der Yuan soll schneller als bisher ­erwartet von der Leine gelassen ­werden. „Das Aufwertungspotenzial wäre enorm“, ist sich RBC-Devisenstratege Strauss sicher.

Anleger horchten daher auf, als die HypoVereinsbank in dieser Woche bekannt gab, dass Firmenkunden ab sofort Währungskonten in Yuan führen können. Und auch die dänische Saxo Bank bietet nun den Devisenhandel mit dem Währungspaar US-Dollar/Yuan an.

Doch ein unmittelbarer Ersatz für den Franken ist der Yuan noch nicht. Vorerst bleibt die Währung an den Dollar gebunden. Der Aufwertung sind somit enge Grenzen gesetzt. Anleger, die um ihre Ersparnisse fürchten, müssen daher eine andere Alternative zur Schweizer ­Valuta finden. Doch wie erkennt man einen „sicheren Hafen“?


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Prinzipiell sind die volkswirtschaftlichen Daten eines Landes sowie die Liquidität des Kapitalmarkts entscheidend. Unter diesen Gesichtspunkten finden die Experten des Bankhauses Sarasin derzeit besonders die Schwedische Krone interessant. In Schweden erwartet der Internationale Währungsfonds in den kommenden fünf Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Die Inflation ist mit weniger als zwei Prozent unter Kontrolle, und auch die Verschuldung liegt mit 45 Prozent des BIP nur knapp über dem Niveau der Schweiz. Ebenfalls positiv: Gemessen an der Kaufkraftparität ist die Schwedische Krone (SEK) derzeit noch nicht überteuert, sondern fair bewertet. Auch das Nachbarland Norwegen kann für Privatanleger ein interessanter Fluchthafen sein. Die Wirtschaftsdaten sind sogar noch einen Tick besser als in Schweden. Lediglich die Währung ist bereits etwas teuer. Allerdings hat sich die Norwegische Krone (NOK) von ihrem September-Hoch bei 7,50 je Euro wieder erholt. Der aktuelle Kurs von 7,78 NOK je Euro liegt daher wieder deutlich näher am langjährigen Durchschnitt (8,09 NOK).

Als Schweiz-Ersatz sehen viele in­stitutionelle Anleger die skandinavischen Länder aber trotz ihrer soliden Haushalte nicht. „Der schwedische und norwegische Finanzmarkt ist zu klein, die Liquidität zu gering, um als sicherer Hafen zu dienen“, meint Edouard Bouhyer, Devisenstratege der Schweizer Banque CIC. Die Bondmärkte beider Länder kommen zusammen lediglich auf ein Volumen von 445 Milliarden Euro.

Für institutionelle Anleger, die Millionenbeträge investieren, kann das zum Nadelöhr werden. Privatanleger sollten hingegen keine Probleme haben, einen Teil ihrer Ersparnisse in Kronenbonds zu investieren. Zudem bietet sich für sie auch die Möglichkeit, ein Währungskonto zu eröffnen. Dann bleibt das Ersparte zwar zinslos, aber man kann von einer möglichen Aufwertung der Krone­währungen profitieren. Obendrein ist das Geld, sofern bei einer deutschen Bank angelegt, durch den Einlagensicherungsfonds geschützt.

Nicholas Pifer, Manager des Fonds Columbia Absolute Return ­Cur­rency, findet neben Kronen auch den Australischen Dollar interessant. Als Rohstofflieferant Chinas sollte Australiens Wirtschaft das starke Wachstum in den kommenden Jahren weiter ausbauen können. „Zudem ist der Finanzmarkt mit einer Kapitalisierung von 1,2 Billionen Euro ausreichend flüssig“, erklärt Pifer.

Die Experten des Bankhauses Sarasin pflichten ihm bei. Ferner glauben sie, dass der Australdollar trotz seiner Aufwertungsrally seit dem Ende der Finanzkrise noch nicht überbewertet ist. Dabei verweisen sie auf den kontinuierlichen Anstieg des sogenannten Einfuhrtauschverhältnisses: Da die Exportpreise noch immer schneller steigen als die Importpreise, sollte der Aufwärtstrend vorerst anhalten.

Für sicherheitsbedürftige Anleger gibt es also durchaus Alternativen zum Schweizer Franken: Länder, in denen es noch nicht heißt „Anlegen verboten“.

Norwegen
Hohe Einnahmen aus dem Ölgeschäft ­machen die Skandinavier zu einer sicheren Bank für Währungsflüchtlinge. Doch die ­Liquidität des Marktes ist begrenzt.

Schweiz
Die Flucht der Euro­skeptiker in den Franken drohte die Wirtschaft der Schweiz abzu­würgen. Durch die Kopplung an den Euro ist die ­Aufwertung nun ­gestoppt.

Japan
Seit dem Tsunami ­intervenieren die G 8-Staaten am Devisenmarkt, um den Yen zu schwächen. Das stützt zwar Japans Exporte, doch hat der Yen seine Funktion als sicherer Hafen verloren.

Investor-Info

Devisenstrategie mit Derivaten I
DWS Inc. Strategy Currency LC

Der DWS Invest Income Strategy Currency LC will An­le­gern den Zugang zum Währungsmarkt sichern. Fonds­manager Moritz Rieper versucht, aussichtsreiche Handelsstrategien über Devisentermin- und Options­ge­schäf­te umzusetzen, und profitiert von den geringen Transaktionskosten sowie der hohen Liquidität des Währungsmarkts. Eine geringe Korrelation des Fonds mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Renten soll zu einer hohen Diversifikation des Portfolios führen. Das Ergebnis: Mit einem geringen Risikobudget sicherte der Fonds Anlegern in den vergangenen zwölf Monaten immerhin eine Rendite von rund 1,2 Prozent. Auf Sicht von drei Jahren schaffte Rieper sechs Prozent.(am)

Devisenstrategie mit Derivaten II
Amundi Dyn. Forex Asia Pacific

Hervé Hanoune setzt beim Amundi Dynamic Forex Asia Pacific ausschließlich Optionsscheine und Futures ein, um sein Anlageziel zu erreichen. Die von ihm bereits ­länger gehaltenen Long-Positionen auf die Norwegische sowie Schwedische Krone brachten dem Fonds gute Erträge. Ein Minus bescherte hingegen die Wette auf einen fallenden Austral-Dollar. Unterm Strich liegt der Fonds dennoch seit Jahresbeginn mit 2,7 Prozent im Plus. Seit Januar 2009 sind es 14 Prozent.(ho)

Devisenstrategie mit Anleihen
SISF Global Managed Currency

Der Fonds von Clive Dennis profitiert bereits heute von der Aufwertung des Yuan. Grund: Er betreibt das Währungsgeschäft rein über Fremdwährungsanleihen und Barmittel. Die auch als Dim-Sum-Bonds bekannten Yuan-Papiere sind deshalb mit 14 Prozent in seinem Portfolio gewichtet. Kronen-Anleihen sind mit 17 Prozent vertreten. Seit Jahres­beginn liegt der Fonds mit 0,3 Prozent im Plus. Auf Dreijahressicht sind es sechs Prozent.(ho)

Anleihen-Empfehlungen
Kronen und Australischer Dollar

Acht interessante Anleihen (pdf)