Bitcoin über 200.000 Dollar - theoretisch durchaus möglich
Immer wieder machen Bitcoin-Fans mit exorbitanten Kursprognosen von sich reden. Doch hinter diesen euphorischen Schätzungen steckt mehr als reine Willkür.
Werte in diesem Artikel
• Hochtrabende Bitcoin-Prognosen - Spinnerei oder mehr?
• Theoretisches Modell herangezogen
• Skepsis bleibt
Milliardär und Risikokapitalgeber Tim Draper hat wiederholt prognostiziert, dass der Bitcoin im Jahr 2022 oder Anfang 2023 auf 250.000 US-Dollar klettern wird. Und kurz vor dem jüngsten Halving hat Finanzanalyst Preston Pysh in einem Podcast-Interview mit Gastgeber Nathan Lathka erklärt, dass der Bitcoin bis zum nächsten Halving in vier Jahren auf 80.000 bis 100.000 US-Dollar steigen dürfte. Langfristig sieht er den Kurs sogar bei 200.000 bis 300.000 US-Dollar. Doch obwohl die weltweit beliebteste Kryptowährung aktuell noch unter der 10.000-Dollar-Marke notiert, sind solche Megaszenarien unter Bitcoin-Fans nicht selten.
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Doch was so manchem Marktteilnehmer wie eine willkürliche Prognose erscheinen mag, beruht tatsächlich auf einem theoretischen Modell: der Stock to Flow Ratio (StFR). Dieses wird eigentlich für Edelmetalle, also Gold usw. angewendet, jedoch greifen auch Bitcoin-Fans gerne auf diese Berechnungsmethode zurück. Der Grund: Sie halten den Bitcoin für ebenso knapp und wertbeständig wie Gold, schließlich hat Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto bei der Programmierung der digitalen Währung festgelegt, dass sich die Menge der an die Miner pro erzeugtem Datenblock ausgegebenen neuen Coins in gewissen Abständen halbiert, bis schließlich die festgelegte Obergrenze von 21 Millionen Coins erreicht wird.
Stock to Flow Ratio
Der Grundgedanke vieler Bitcoin-Bullen ist, dass der Preis eines Gutes umso höher ist, je knapper es ist. Und als Indikator für die Knappheit wird eben die Stock to Flow Ratio herangezogen, denn sie gibt an, wie lange es bei der aktuellen Produktionsrate dauern würde, um die gegenwärtig sich in Umlauf befindliche Menge des Gutes erneut zu produzieren. Je höher also die Stock to Flow Ratio, desto knapper das Gut.
Ausgehend von etwa 18 Millionen Bitcoins, die derzeit in Umlauf sind und rund 900 pro Tag geschürften Coins (nach dem Halving) errechnet sich eine StFR von rund 55. Das bedeutet, es bräuchte 55 Jahre um den aktuellen Bitcoin-Bestand zu reproduzieren. Zum Vergleich: Der StFR-Wert von Gold beträgt derzeit rund 62. Mit dem nächsten Halving im Jahr 2024 dürfte die Bitcoin-StFR dann sogar an Gold vorbeiziehen.
Der faire Wert des Bitcoin
Doch auch wenn so manche exorbitante Bitcoin-Prognose mittels dieses Models erklärt werden kann, so ist dennoch Vorsicht geboten. Denn zum einen schreiben diese Berechnungen dem Bitcoin einen fairen Wert zu der auf fundamentalen Daten fußt. Doch schon hier setzt die Kritik einiger Skeptiker an. Denn schon 2018 schätzten beispielsweise die Experten von Allianz Global Investors den inneren Wert der Kryptowährung auf Null. Sie begründen dies damit, dass beim Bitcoin - im Unterschied zu Staatsanleihen, Aktien oder Papiergeld - keine Forderung gegenüber einem Dritten besteht. Außerdem bringe das Internetgeld dem Besitzer keine Erträge ein. Das treffe zwar auch auf Gold zu, räumten die Allianz-Experten ein, jedoch wiesen sie auch darauf hin, dass sich das gelbe Edelmetall seit über zweieinhalb Jahrtausenden als Wertgegenstand bewährt habe, wohingegen es den Bitcoin erst wenige Jahre gebe.
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Zum anderen ist die Stock to Flow Berechnung bisher nur ein theoretisches Modell. Dass sich damit aussagekräftige Prognosen machen lassen, muss erst noch empirisch bewiesen werden.
Redaktion finanzen.net
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