Inflationsschutz Gold? Börsenlegende Jeremy Siegel sieht bei Millennials einen anderen Vermögenswert vorn
Das eigene Geld vor Inflation zu schützen ist ein großes Thema unter Anlegern. Während traditionellerweise Gold als Schutz vor Geldentwertung gilt, hat das Edelmetall in der jüngeren Vergangenheit insbesondere unter Millennials starke Konkurrenz bekommen, glaubt Börsenlegende Jeremy Siegel.
Werte in diesem Artikel
• Wharton-Professor Siegel von der Goldpreisentwicklung enttäuscht
• Bitcoin von Millennials als Inflationsschutz präferiert
• Experten uneins
Siegel ist als Finanzprofessor an der Wharton School der University of Pennsylvania tätig und gilt als Finanzexperte. Als solcher nahm er kürzlich Bezug auf aktuelle inflationäre Entwicklungen und mögliche Absicherungsmechanismen für Anleger.
Bitcoin und Co "das neue Gold der Millennials"
Im Interview mit CNBCs "Squawk Box" zeigte er sich überzeugt, dass insbesondere die jüngere Anlegergeneration die Kryptowährung Bitcoin dem Edelmetall Gold in Sachen Inflationsschutz vorziehe.
"Bitcoin as an #inflation hedge in the minds of many of the younger investors has replaced #gold," says Wharton's Jeremy Siegel. "Digital coins are the new gold for the millennials." #btc #bitcoin pic.twitter.com/mxnSfpIhKa
- Squawk Box (@SquawkCNBC) December 31, 2021
"Wenn wir ehrlich sind, denke ich, dass Gold beim Inflationsschutz in den Köpfen vieler jüngerer Anleger durch Bitcoin ersetzt wurde. Digitale Münzen sind das neue Gold der Millennials", so Siegel.
Ältere Anlegergenerationen, zu denen sich Siegel selbst auch zählt, hätten erlebt, wie Gold inmitten der 1970er Inflation deutlich zugelegt habe. Das dürfte sich seiner Ansicht nach im aktuellen Umfeld nicht wiederholen: "Diesmal wird das nicht gut für Gold ausgehen", so Siegel weiter.
Er halte Gold trotz enttäuschender Entwicklung immer noch für ein gutes Investment - ebenso wie Rohstoffe - , doch die Geschichte von Gold sei die Tatsache, dass "die junge Generation Bitcoin als Ersatz betrachtet", betont Siegel im Interview weiter.
Wird die Fed Bitcoin über 100.000 US-Dollar treiben?
Auch Antoni Trenchev, der Chef von Nexo, einem CeFi-Anbieter von Krypto-Sparkonten und Krypto-Krediten, zeigt sich gegenüber CNBC überzeugt, dass Bitcoin im Zusammenhang mit der "Politik des billigen Geldes" durch die Notenbanken in Sachen Inflationsschutz künftig immer beliebter werden wird. - Bitcoin handeln mit Plus 500 - so geht’s. 72% der Privatanlegerkonten verlieren Geld, wenn sie mit diesem Anbieter CFDs handeln. Sie sollten sorgfältig prüfen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren. - Zwar haben die US-Währungshüter für 2022 Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, Trenchev zeigt sich von den Plänen aber wenig überzeugt: "Ich denke ganz offen, dass, sobald wir eine Zinserhöhung sehen, es einen Einbruch am Aktien- und Anleihenmarkt geben wird - und ehrlich gesagt haben wir in den letzten Jahren nicht viel politischen Willen gesehen, … jede Art einer Korrektur an den traditionellen Finanzmärkten durchzusetzen", sagte er.
"Ich bin ziemlich bullish für Bitcoin", betonte der Experte und verwies darauf, dass die Kryptowährung in der Vergangenheit entgegen aller Negativprognosen eine starke Entwicklung hingelegt hat. Entsprechend positiv fällt seine Kurszielprognose für Bitcoin aus: Mitte des Jahres 2022 könnte ein Bitcoin 100.000 US-Dollar kosten, so der Experte.
Neben der Politik der Notenbanken nennt Trenchev auch die Tatsache, dass "Institutionen ihre Kassen mit Kryptowährungen auffüllten" als Kurstreiber für die digitale Münze.
Bitcoin als Inflationsschutz stark diskutiert
Die Frage, ob sich die Kryptowährung Bitcoin besser als Gold eignet, um sich gegen Geldentwertung abzusichern, wird auch unter Finanzexperten heftig diskutiert. Während Bridgewater Associates-Gründer Ray Dalio darauf plädiert, keine "Alles-oder-Nichts-Entscheidung" zu treffen, hält Börsenguru Paul Tudor Jones Bitcoin für die bessere Wahl, wenn es um Inflationsschutz geht. "Offensichtlich gibt es einen Platz für Kryptos, und offensichtlich gewinnen sie im Moment das Rennen gegen Gold", sagte Tudor Jones im CNBC-Interview und verriet, dass er in seinem Portfolio selbst Kryptowährungen im einstelligen Prozentbereich halte.
BlackRock-Analyst Russ Koesterich hält Gold unterdessen für wenig geeignet, sich gegen Geldentwertung abzusichern. "Gold bewegt sich zunehmend mit den Aktien, was es zu einer unzuverlässigen Absicherung macht", erklärt der Experte. Zwar bedeute dies nicht zwangsläufig, dass Gold eine schlechte Investition ist, allerdings erfülle der Rohstoff auch andere Kriterien einer Inflationsabsicherung nicht mehr. So habe sich der Goldpreis zwar auf lange Sicht gut behauptet, im Rahmen jüngster Inflationsentwicklungen gelte der Status des Inflationsschutz aber nicht mehr. Auf Bitcoin setzt der Experte aber dennoch nicht, da der "Wert von Bitcoin als Inflationsabsicherung angesichts seiner extremen Volatilität und kurzen Erfolgsbilanz unklar" sei. Er rät stattdessen zu zyklischen Aktien.
Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller sprach unterdessen kürzlich eine klare Warnung an Investoren aus, die sich mit Investments in Kryptowährungen vor Inflation absichern wollen. Kryptowährungen seien wie Zertifikate oder Hebelprodukte etwas für professionelle Anleger oder für Menschen, die zu viel Geld hätten. "Wer Kryptowährungen kauft, der kann auch gleich Lotto oder Roulette spielen", warnte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV).
Redaktion finanzen.net
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