Nach dem "Flash-Crash"

Star-Ökonom Stiglitz will Bitcoin verbieten - So wahrscheinlich ist ein Bitcoin-Verbot tatsächlich

01.12.17 14:34 Uhr

Star-Ökonom Stiglitz will Bitcoin verbieten - So wahrscheinlich ist ein Bitcoin-Verbot tatsächlich | finanzen.net

Die Bitcoin-Euphorie hat nach dem Überschreiten der 11.000-Dollar-Marke einen Dämpfer erhalten. Bei einem sogenannten Flash-Crash stürzte die Kryptowährung jüngst kurzfristig um 20 Prozent ab. Nobelpreisträger Joseph Stiglitz rät nun zum Bitcoin-Verbot. Wäre das tatsächlich möglich?

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Vor einer Woche bewegte sich der Bitcoin-Kurs um rund 8.000 US-Dollar - zwischenzeitlich erscheint jedoch sogar die Marke von 12.000 US-Dollar nicht mehr utopisch. Die Kryptowährung schießt mit rasender Geschwindigkeit immer höher - ebenso wie die Zahl ihrer Kritiker und derer, die befürchten, dass es sich beim Krypto-Hype um eine Blase mit inzwischen astronomischen Ausmaßen handeln könnte. Platzt diese Blase tatsächlich einmal - der entsprechende Knall am Markt wäre ohrenbetäubend. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen Bitcoin-Anleger am Mittwochabend als der Bitcoin aus heiterem Himmel plötzlich um 20 Prozent einsackte. Alle, die kurz vor dem Crash noch eingestiegen waren, hätten einen Verlust von mehr als 2.000 Dollar realisiert, wenn sie am Ende des Rücksetzers hätten verkaufen müssen. Derweil notiert der Bitcoin unter der Marke von 9.700 Dollar, nach seinem Allzeithoch bei 11.413 Dollar am Mittwoch. Der Mini-Crash liegt Anlegern weiterhin im Magen. Erst recht Marktkennern wie US-Ökonom Joseph Stiglitz.

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Stiglitz: "Der Bitcoin erfüllt keinerlei sinnvolle Funktion"

In einem Interview mit "Bloomberg" sprach sich Nobelpreisträger und Wirtschaftsexperte Joseph Stiglitz klar für ein Bitcoin-Verbot aus: "Bitcoin ist nur aufgrund seines Potenzials zur Umgehung der mangelnden Aufsicht so erfolgreich. Daher denke ich, dass man es verbieten sollte." Daneben ist Stiglitz überzeugt, dass es nicht viel brauche, um die Bitcoin-Blase zum Platzen zu bringen: "Bitcoin erfüllt keine gesellschaftliche Funktion. Es ist eine Blase." Sobald Regierungen darauf hinweisen würden, dass Bitcoin allein wegen der mangelnden Regulierung so beliebt sei, würde der Wert der Kryptowährung rapide fallen.
Dass dafür nicht erst Aussagen von Regierungen nötig sind, zeigte der "Mini-Crash" am Mittwochabend. Innerhalb von 90 Minuten fiel der Kurs um bis zu 20 Prozent. Vorher hatten die US-Cyberbörsen Coinbase und GDAX auf Twitter technische Ausfälle und Verzögerungen beim Handel gemeldet. Die enorme Nachfrage konnte zu einem großen Teil nicht mehr bedient werden - die Krypto-Community geriet kurzzeitig in Panik. Auch wenn dies nicht der Auftakt zum großen Abschwung war - immerhin geht der Höhenflug mittlerweile wieder weiter - so hat der "Flash-Crash" jedoch einmal mehr gezeigt, auf welch wackligen Füßen der Bitcoin-Kurs steht.

Bitcoin-Kurs sorgt für Adrenalinschübe: Wann laufen die Kurse zu heiß?

Gerade die enorme Volatilität, die der Bitcoin-Kurs an den Tag legt, ist Kritikern ein Dorn im Auge. Adrenalinschübe dieser Art wollen die wenigsten bei einem Zahlungsmittel sehen - und genau das soll der Bitcoin eigentlich sein. Erst vor kurzem schreiben die Bundesbanker Carl-Ludwig Thiele und Martin Diehl: "Bitcoin erfüllt bislang keine der drei Geldfunktionen im ökonomisch relevanten Maße, weil es nicht über eine Nische hinausreicht und extrem wertinstabil ist". Die genannten drei Geldfunktionen beziehen sich darauf, dass eine Währung als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel sowie als Recheneinheit genutzt werden können müsse. Diese Kriterien erfüllt der Bitcoin augenscheinlich nicht. Eine Währung mit solchen Schwankungen wäre mindestens absurd, wenn nicht gar tatsächlich gefährlich. Weder Verkäufer noch Käufer wüssten bei einer Transaktion genau, wie viel die Ware aktuell tatsächlich wert ist. Nie wäre klar, wer bei einer Transaktion Gewinner oder Verlierer wäre. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis der Bitcoin-Kurs endgültig heiß gelaufen ist und Anleger sich ihre Finger verbrennen? Und könnte ein Bitcoin-Verbot helfen?

Könnte ein Bitcoin-Verbot tatsächlich kommen?

Zunächst einmal: Würde eine Regierung überhaupt so weit gehen, den Bitcoin zu verbieten? Tatsächlich gäbe es Argumente. Kryptowährungen hebeln beispielsweise das Instrument der Kapitalverkehrskontrollen vollkommen aus. Gerade in Finanzkrisen kommen Kapitalverkehrskontrollen zum Einsatz. Der Staat kann dann beispielsweise Steuern darauf erheben, wenn jemand Geld außer Landes schafft. Bei Kryptowährungen wäre dies nahezu unmöglich. Auch wenn Transaktionen sichtbar in die Blockchain eingeschrieben sind, so sind doch Sender und Empfänger allerzeiten anonym. Niemand kann herausfinden, wem welches Wallet gehört. Würde ein Staat Kryptowährungen verbieten, so könnte er sich wieder mehr Kontrolle über den Zahlungsverkehr im eigenen Land sichern. Besonders autoritäre Staaten könnten daher zu einem pauschalen Kryptowährungsverbot tendieren. Doch würde es funktionieren?

Bitcoin - Gibt es noch ein Zurück?

Der himmelstürmende Kurs des Bitcoin zeigt bei allem Grund zur Vorsicht jedoch eines: Das Interesse an dem Konzept Krypto-Geld ist da und es ist groß. Mag sich der Bitcoin zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht als Währung eignen - ein interessantes Spekulationsobjekt ist er allemal. Und das Konzept einer unabhängigen Währung, mit der sich staatliche Regulierungen aushebeln lassen, findet offenbar großen Anklang. Nun, da sich das Krypto-Geld seinen Weg auf den Markt gebahnt hat, wird es sich wohl nicht mehr verdrängen lassen. Auch ein Pauschal-Verbot einiger Staaten wird daran wohl nichts ändern können, solange nicht alle Staaten auf der Welt ebenfalls nachziehen.
Damit ist natürlich nicht geklärt ob oder ob der Bitcoin nicht doch eine große Blase ist. Doch auch wenn der Bitcoin scheitert, wird sicherlich eine andere Kryptowährung an seine Stelle treten. Den Bitcoin-Anlegern bleibt für den Moment also nur, den Kurs weiterhin mit wachsamen Augen zu beobachten und notfalls auf alle möglichen Wendungen gefasst zu sein.

Redaktion finanzen.net

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