Das sind Auswirkungen des Euro-Sinkflugs
Die europäische Gemeinschaftswährung geriet zuletzt immer mehr unter Druck. Dies hat enorme Folgen für die europäische Wirtschaft - und besonders für Deutschland.
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Seit der Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten hat der Euro deutlich an Wert verloren und ist in der Vorweihnachtszeit mit 1,0352 Dollar zeitweise sogar auf den tiefsten Stand seit Anfang 2003 gefallen. Wenn man bedenkt, dass die Gemeinschaftswährung Mitte 2008 noch an der 1,60-Dollar-Marke kratzte, verwundert es nicht, dass viele Analysten im Laufe des kommenden Jahres mit einem Sturz unter die Parität zum Dollar rechnen. Parität bedeutet, dass man für einen Euro einen Dollar erhält.
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So profitiert Deutschland
Viele Experten gehen davon aus, dass Deutschland im Jahr 2016 China überholt und Exportweltmeister wird. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist ein schwacher Euro vorteilhaft, macht er doch deutsche Produkte für Käufer im Dollar-Raum billiger. Hierdurch steigt die Nachfrage nach deutschen Waren, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf Unternehmensgewinne, Beschäftigung etc. Hinzu kommt, dass die im Ausland erzielten Einnahmen bei der Umrechnung in Euro steigen.
Jedoch sollte man diesen Effekt nicht überbewerten. Denn zum einen gehen zwei Drittel der deutschen Exporte in Länder der Eurozone, zum anderen ist der Preis nicht das alleinige Kriterium für die Nachfrage nach deutschen Produkten. Vielmehr werden Waren "Made in Germany" auch wegen ihrer Qualität gekauft.
Anders ist die Situation für jene Mitgliedsländer der Eurozone, die vor allem Massenprodukte exportieren und deshalb auf dem Weltmarkt in einem härteren Preiswettbewerb stehen. Für deren Unternehmen entscheiden schon kleine Preisunterschiede über Erfolg oder Misserfolg. Entsprechend stark profitieren sie von einer Euro-Abwertung.
Die Nachteile eines schwachen Euro
Andererseits verteuert ein Wertverlust des Euro den Import von Rohstoffen und Vorprodukten, die in der Eurozone zur Herstellung gebraucht werden. Von Bedeutung ist insbesondere Öl, das international in der US-Währung gehandelt wird. Dies trifft sowohl Unternehmen, die von Öl abhängig sind, als auch Verbraucher an den Tankstellen.
Die Verbraucher spüren dies Auswirkungen der Euro-Schwäche aber auch bei anderen Importgütern, die direkt im Handel landen, wie etwa Kaffee, Textilien oder Elektroartikel, die sich tendenziell verteuern. Dies treibt die Inflation an, was wiederum die Kaufkraft der privaten Haushalte reduziert.
In Bezug auf Deutschland befürchten Wirtschaftsexperten zudem, dass die deutschen Unternehmen durch den Vorteil eines schwachen Euro träge werden könnten und an Effizienz, Innovationskraft, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Am wichtigsten aber ist wohl, dass ein zunehmender Wechselkursvorteil ein Ausdruck für die schlechtere Wettbewerbsfähigkeit der Mehrheit der Euro-Mitgliedsstaaten ist. Ein schwacher Euro signalisiert ein geringeres Vertrauen in die Stabilität der Währung und schadet deshalb langfristig Wachstum und Wohlstand in Europa und in Deutschland.
Wie reagiert die EZB?
Die Europäische Notenbank (EZB) sieht die Preisstabilität - immerhin ihr Vorrangiges Ziel - bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent erreicht. Zwar ist man davon noch weit entfernt, sollte die Teuerungsrate jedoch kräftig zulegen, so könnten sich die Währungshüter gezwungen sehen, von ihrer derzeitigen ultralockeren Geldpolitik abzurücken. Darüber würden sich die Sparer freuen, deren Ersparnisse im aktuellen Nullzinsumfeld so gut wie keine Rendite abwerfen. Andererseits würden die Staatshaushalte in der Eurozone stärker belastet, weil es für die Staaten teuer wird, Schulden zu machen.
Das sind die Ursachen des Euro-Sinkflugs
Zahlreiche Experten glauben, dass der Euro weiter unter Druck bleiben dürfte und machen dafür vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen klaffen die Geldpolitik der US-Fed und der EZB immer weiter auseinander. So hat die US-Notenbank unter Janet Yellen zuletzt den Leitzins erhöht und für 2017 weitere Anhebungen in Aussicht gestellt. Dagegen hält EZB-Präsident Mario Draghi nicht nur an seiner Nullzinspolitik fest, sondern hat jüngst sogar das milliardenschweren Anleihekaufprogramm verlängert. "Die zunehmende Zinsdifferenz zwischen Europa und Amerika wird im Jahresverlauf zu Kapitalflüssen Richtung USA führen", sagte deshalb Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank anlässlich der Veröffentlichung des Kapitalmarktausblicks 2017.
Daneben wird der Euro von der politischen Instabilität in Europa belastet. Vor dem Hintergrund von Terroranschlägen und der Flüchtlingskrise erfahren rechte Bewegungen einen starken Zuwachs. Dies könnte insbesondere in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, wo in 2017 Parlamentswahlen stattfinden, zu einer Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse führen. Entsprechend verunsichert sind die Finanzmärkte.
Redaktion finanzen.net
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