Wie Ethereum den Thron von Bitcoin wackeln lässt
Noch sitzt Bitcoin fest auf dem Thron der Kryptowährungen. Doch der Verfolger Ethereum naht mit schnellen Schritten. Mitte des Jahres hätte es beinahe zum Bitcoin-Sturz gereicht. Das sind die Gründe.
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Im Juni hätte es soweit sein sollen: Die Krypto-Gemeinde wartete auf das "Flippening" an der Spitze - der Wachablösung von Bitcoin durch Ethereum. Die Verfolger-Kryptowährung Ethereum sollte den alteingesessenen "First-Mover" Bitcoin im Börsenwert vom Thron stoßen, prophezeite unter anderem auch "Coindesk". Damals war Ethereum fast 400 US-Dollar wert und so sehr auf dem Vormarsch wie noch nie in der, im Vergleich zu Bitcoin noch recht kurzen, Bestehungszeit. Was aber war es, das Ethereum so stark in Richtung Spitze gepusht hatte?
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Ethereums Erfolgsgeheimnis - reicht es für das Flippening?
Der kräftige Auftrieb kam von namhaften Wall-Street und Tech-Firmen wie JPMorgan und Microsoft, die plötzlich gesteigertes Interesse an Ethereum anmeldeten. Im Februar bildeten diese Firmen sogar die "Enterprise Ethereum Alliance". Durch dieses Projekt wollten die betreffenden Firmen die Ethereum-Plattform nutzen, um Blockchains in ihre eigenen Infrastrukturen zu integrieren. Der Marktführer Bitcoin war zu diesem Unterfangen nicht geeignet. Denn während Bitcoin von Anfang an eher als Währung gedacht war, hat Ethereum-Gründer Vitalik Buterin Ethereum als Plattform entwickelt, auf der zwei Parteien einen Vertrag eingehen können - ohne Beteiligung eines Dritten. Diese sogenannten Smart Contracts sollten ein größeres Vertrauensverhältnis zwischen den Vertragspartnern sichern. Die Ethereum-Plattform wird mit der "hauseigenen" Währung Ether betrieben, die auf der Plattform wie eine Art Transportmittel für Informationspakete fungiert. Ether können als traditionelle Währung dienen, aber auch für virtuelle Anteile, Vermögen, Mitgliedsbescheinigungen und mehr genutzt werden. Diese Vielfältigkeit hat Ethereum Bitcoin bislang voraus.
Erfolgsrezept "Distributed Autonomous Organisations"
Das von Buterin mit Ethereum geschaffene Krypto-System hat ein weiteres wichtiges Element hervorgebracht: Distributed Autonomous Organisations, oder kurz: DAOs. Bei diesen handelt es sich um virtuelle Unternehmen oder Gesellschaften. Die Stimmrechte werden anhand der eingezahlten Summe vergeben. Dementsprechend sammeln die DAO hauptsächlich Geld ein. Anschließend legen alle Investoren gemeinsam fest, in welche Projekte dieses Geld fließen soll. Einen Vorstand oder eine Hauptversammlung gibt es nicht und alles läuft vollkommen technisiert ab. Damit ist die DAO nicht nur dezentral, sondern vor allem - wie es ihr Name schon sagt - autonom. Es gibt keinen Chef, das gibt der Code bereits so vor. Daher kann das Unternehmen auch nicht aufgelöst werden oder seinen Betrieb einstellen - es sei denn alle Token-Inhaber entscheiden sich einstimmig dafür. Auch wenn das Konzept der DAOs neu war, wurde es doch bereitwillig angenommen: Die erste DAO sammelte im Mai stolze 150 Millionen Dollar ein.
Kurz vor dem Durchbruch kommt die Aufspaltung
Kurz bevor Ethereum endgültig zum Flippening ausholen und Bitcoin vom Thron stoßen konnte, wurde jedoch gerade die erste erfolgreiche DAO Opfer eines Hacks. Dabei wurden Werte von rund 60 Millionen Dollar gestohlen, was der Ethereum-Community berechtigterweise die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Am 21. Juni brach der Kurs schließlich massiv ein - von 319 Dollar auf schmerzhafte 10 Cent. Nach dem Hack wurde innerhalb der Ethereum-Community abgestimmt - mit dem Ergebnis, dass der Code nachträglich so geändert werden sollte, dass die Investoren, die Opfer des Hacks geworden waren, ihr Geld zurückbekommen. Die Blockchain nachträglich zu ändern war jedoch nach der ursprünglichen Ethereum-Philosophie eigentlich nicht vorgesehen. Das schürte den Unmut bei einigen "Ethereum-Traditionalisten" und gipfelte letztendlich in einer Hardfork - der Abspaltung einer neuen Währung namens Ethereum Classic oder kurz ETC. Auch wenn diese Lösung in Buterins Ethereum-Konzept durchaus ihren Platz hatte - der Ethereum-Euphorie, die den Kurs bis dato noch gepusht hatte, versetzten der Hack und die anschließende Hardfork einen beträchtlichen Dämpfer.
Wo steht Ethereum heute?
Auch wenn die Hardfork auf dem Höhepunkt der Ethereum-Euphorie ein harter Schlag für den Vormarsch des Bitcoin-Konkurrenten war: Ethereum verteidigt seinen zweiten Platz nach dem Marktführer Bitcoin dennoch auch weiterhin souverän. Der momentane Ethereum-Kurs bewegt sich bei 327 US-Dollar. Die Euphorie ist abgekühlt, doch möglicherweise ist dies auch gar keine schlechte Ausgangslage für ein etwaiges "Flippening" - dem Ereignis, wenn sich die Münze dreht. Denn auch der Bitcoin selbst sitzt nicht vollkommen sicher im Sattel. Am 25. Oktober könnte es beispielsweise zu einer neuerlichen Hardfork im Bitcoin-Universum und zur Abspaltung von Bitcoin Gold kommen. Letztendlich hat der Konter von Ethereum im Juni zumindest eines gezeigt: Dass sich die Krypto-Plattform von Buterin auf einen starken Rückhalt von namhaften Investoren und Firmen verlassen kann. Auf dieser Basis könnte Ethereum in Zukunft noch für so manche Überraschung sorgen.
Redaktion finanzen.net
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