Geldpolitische Lockerung?

EZB startet gezielte Attacke gegen zu starken Euro

14.03.14 11:24 Uhr

Der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der zu starke Euro-Wechselkurs schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge.

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Da die Entwicklung vielerorts für Unruhe sorgt, haben sich in den letzten Tagen aus dem Eurotower heraus die verbalen Attacken gegen den starken Euro gehäuft. Selbst EZB-Präsident Mario Draghi sah sich bemüßigt, den Kampf verbal aufzunehmen: Bei einer Rede in Wien klagte er über den Abwärtsdruck, den der starke Euro auf den ohnehin schwachen Preisdruck ausübe, und stellte eine geldpolitische Lockerung in Aussicht. Prompt kam der Euro unter Druck.

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   Fundamentale Faktoren würden derzeit eher für einen schwächeren Euro und einen stärkeren Dollar sprechen. Denn in den USA wird die Geldpolitik restriktiver, da die Wirtschaft solide wächst und die Arbeitslosigkeit sinkt. In Europa sind die südeuropäischen Ländern immer noch in einer recht schwachen Verfassung und brauchen die Hilfe der Zentralbank. Ein Anziehen der geldpolitischen Zügel liegt in weiter Ferne.

   Weil aber viele Investoren nicht mehr an den Zerfall der Eurozone glauben, strömt Kapital in den Euroraum, was die Währung verteuert. Außerdem haben die Krisenländer im Süden ihre Leistungsbilanzdefizite deutlich abgebaut oder erwirtschaften sogar kleine Überschüsse. Darüber hinaus waren manche Bankhäuser und Großanleger offenbar recht überrascht, als die EZB bei ihrer jüngsten Ratssitzung untätig blieb und den Leitzins nicht weiter senkte

   Vor Draghi hatten bereits Bundesbankpräsident Jens Weidmann und seine Amtskollegen aus Frankreich und Spanien ins gleiche Horn gestoßen und den Euro verbal attackiert. Der Euro-Wechselkurs spiele in der Geldpolitik der EZB durchaus eine Rolle, sagte Weidmann am Donnerstag bei der Präsentation des Jahresberichts der Bundesbank. Zwar sei der Wechselkurs kein Ziel der EZB, aber eine von vielen Variablen, die Einfluss auf die Prognose hätten. Aus diesem Grund könnte eine Aufwertung des Euro den Inflationsausblick ändern.

   Am Devisenmarkt nähert sich der Euro derzeit der Marke von 1,40 US-Dollar, was besonders in Frankreich als zu hoch empfunden wird, weil es die Exportchancen der dortigen Industrie schmälert. Die EZB sei "nicht sehr glücklich über die Euro-Stärke", sagte der französische Notenbankgouverneur Christian Noyer am Montag. Der steigende Wechselkurs übe einen zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Wirtschaft und die Inflation aus, beide Effekte seien derzeit nicht erwünscht.

   Spaniens Notenbankchef Luis Maria Linde stellte sogar eine weitere geldpolitische Lockung der EZB in den Raum, sollte der Euro weiter aufwerten. "Zunächst muss allen klar sein, dass die EZB-Politik bereits sehr locker ist", erklärte Linde am Mittwoch. "Ein stärkerer Euro oder ein Rückgang der Inflation könnte zu einer zusätzlichen Lockerung führen."

   Der Euro kam am Donnerstagabend mit den Aussagen von Draghi massiv unter Druck. Draghi hatte die Möglichkeit weiterer geldpolitischer Lockerung angedeutet, um Deflationsgefahren zu begegnen. Binnen weniger Minuten nach der Erklärung Draghis fiel die europäische Gemeinschaftswährung um 0,4 Prozent.

   Unmittelbar vor Draghis Kommentaren notierte der Euro um 1,3910 Dollar, am Morgen stand er sogar schon bei 1,3968 Dollar, dem höchsten Niveau seit Oktober 2011. Mit der Draghi-Rede ging es dann abwärts bis auf 1,3846 Dollar. Gegenwärtig notiert der Euro bei 1,3888 Dollar.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com   DJG/apo/sgs Dow Jones Newswires Von Andreas Plecko FRANKFURT