Geldpolitik im Fokus

Analyst: Warum die Rubel-Rally bald in einem Crash enden muss

19.07.19 20:48 Uhr

Analyst: Warum die Rubel-Rally bald in einem Crash enden muss | finanzen.net

Der russische Rubel hat im zweiten Quartal eine beeindruckende Rally hingelegt. Doch ausgerechnet der Analyst, der diese am akkuratesten vorausgesagt hatte, rechnet nun mit einem deutlichen Wertverlust.

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• Kräftige Kursverluste beim Rubel erwartet
• Russlands Zentralbank vor weiteren Zinssenkungen
• Fed-Geldpolitik im Fokus

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Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der russische Rubel von allen wichtigen Währungen weltweit am besten entwickelt. Gegenüber dem Dollar konnte er um über 10 Prozent zulegen.

Doch laut einer "Bloomberg"-Umfrage unter 19 Analysten, dürften diese Gewinne bis Jahresende wieder dahinschmelzen. Während aktuell etwas über 62 Rubel bezahlt werden müssen, um einen Dollar zu erhalten, gehen die befragten Analysten im Median davon aus, dass hierfür zum Jahreswechsel bereits 65 Rubel verwendet werden müssen. Am pessimistischsten ist dabei Jaroslaw Kosaty, ein Währungsstratege der größten Bank Polens, der sogar von 69 Rubeln ausgeht. Das wäre das Niveau, zu dem der Rubel zu Beginn des Jahres 2019 notierte.

Der Einfluss der Geldpolitik

Jaroslaw Kosaty begründete seine Schätzung mit der strafferen Geldpolitik der russischen Notenbank. Diese hat angesichts der schwächelnden Konjunktur im ersten Halbjahr und einer rückläufigen Inflationsrate bei der letzten Sitzung im Juni ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf jetzt nur noch 7,50 Prozent gesenkt.

Außerdem wurden für die kommenden Monate weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt. So erklärte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina in einem "Reuters"-Interview, sie halte eine zweite Reduzierung bereits beim nächsten Treffen der Währungshüter für möglich und schließe sogar einen Zinsschritt um 50 Basispunkte nicht aus. Bis Mitte 2020 soll die Phase der geldpolitischen Lockerung dann abgeschlossen sein. Dann soll der Leitzins zwischen 6 und 7 Prozent liegen, und damit ein Niveau erreicht haben, bei dem die Auswirkungen der Geldpolitik neutral, also weder konjunkturbremsend noch konjunkturfördernd, seien.

Jaroslaw Kosaty rechnet derweil mit weiteren schrittweisen Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte im dritten und vierten Quartal. Allerding will auch er eine Reduzierung um 50 Basispunkte für die Zentralbanksitzung am 27. Juli nicht ausschließen.

In Erwartung dieser Zinssenkungen waren russische Staatsanleihen in den ersten Monaten des Jahres bei ausländischen Investoren stark nachgefragt worden. Doch jetzt geht die russische Zentralbank davon aus, dass dieses Interesse abflauen dürfte, weil die Investoren den Aufbau ihrer Positionen abgeschlossen hätten. Damit werde die Währung anfälliger für weitere Zinssenkungen.

Unterstützung der Fed reicht nicht aus

Angesichts wachsender Unsicherheiten infolge der Handelskonflikte und schwächelnden Weltwirtschaft hat auch der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell jüngst seine grundsätzliche Bereitschaft für eine Lockerung der Geldpolitik erklärt. Marktbeobachter gehen mehrheitlich davon aus, dass die Fed Ende Juli eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte beschließen wird. Derzeit liegt das Zinsniveau in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

"Die Leitzinssenkungen der US-Fed werden die Markterwartungen in dieser Angelegenheit nicht zufriedenstellen", kommentierte Kosaty die möglichen Folgen für den Rubel. "Der negative Effekt der Zinssenkung durch die russische Zentralbank überwiegt die positiven Effekte der Fed-Maßnahmen", zitiert "Bloomberg" den Währungsstrategen.

Weitere Risiken für den Rubel

Laut Jaroslaw Kosaty gibt es auch noch weitere drohende Risikofaktoren für den Rubel. So könnten die Fragilität in der Eurozone sowie der sino-amerikanische Handelskonflikt - Russlands Notenbankchefin Nabiullina geht beispielsweise nicht davon aus, dass der Handelsstreit in nächster Zeit beigelegt werden kann - zu einer Belastung für Emerging Market-Währungen werden.

Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass die US-Fed bei ihren Zinssenkungen vorsichtiger vorgehen könnte. Dies würde den Währungen von Entwicklungsländern weitere Unterstützung entziehen. So bewertet Kosaty die gegenwärtige Wirtschaftslage in den USA als vergleichsweise stark, weshalb die Fed nur vorsichtig auf einen lockereren Kurs umschwenken dürfte. Daher sieht er "ein beträchtliches Potential dafür, dass die Markterwartungen enttäuscht werden könnten".

Redaktion finanzen.net

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