Bitcoin-Aktien - Der Anfang vom Ende?
Ein Kennzeichen von Spekulationsblasen ist, dass sie sich weiter aufblähen als es sich die meisten Marktteilnehmer vorstellen können.
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Vor drei Jahren notierte der Bitcoin bei 350 US-Dollar, vor zwei Jahren bei 315 US-Dollar, vor einem Jahr bei knapp 700 US-Dollar und aktuell haben wir ein Niveau von 7.300 US-Dollar erreicht. Das heißt nach einer einjährigen Stagnation kam es zu einer Verdopplung und in den letzten 12 Monaten zu einer Verzehnfachung!
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Eine solche Beschleunigung des Anstiegs ist bei Momentumwerten am Aktienmarkt typisch für den bevorstehenden Absturz - sofern sich fundamental nichts verändert hat. Ich finde der Vergleich passt sehr gut: Ähnlich wie bei vielen Aktien, die rein durch das Momentum, also durch steigendes Kaufinteresse getrieben werden, ist die Zahl der ausstehenden Aktien konstant (bzw. wächst nur sehr langsam) und fundamental (sprich: Rentabilitätskennzahlen etc.) hat sich ebenfalls nichts verändert: Der innere Wert des Bitcoins ist nach wie vor null und als Währung taugt er auf Grund seiner extremen Schwankungen auch nicht.
Das moderne Equivalent zur Internetblase
Mit dem Bitcoin-Hype haben wir darüber hinaus das moderne Equivalent zur damaligen Internetblase. Es reicht die Ankündigung, den Namen in "Bitcoin irgendwas" oder "Blockchain irgendwas" zu verändern und den Geschäftszweck auf Kryptowährungen "auszurichten", damit die betreffende Aktie durch die Decke geht.
Wir hatten das Phänomen in Deutschland schon bei der Bitcoin Group, die sich in der Spitze fast verzehnfacht hat, und bei The Naga Group. Zuletzt sprang dann die eher dubiose Mantelgesellschaft Maier + Partner auf den Bitcoin-/Blockchain-Zug auf und das Papier schnellte temporär von einem auf sieben Euro nach oben. Ähnlich wie beim Bitcoin selber werden diese Anstiege durch die geringe Zahl an ausstehenden Aktien (bei Maier + Partner sind es insgesamt unter eine Million Aktien), die sich teilweise auch noch in festen Händen befinden, getrieben. Halten die Großaktionäre (zunächst) still und verkaufen ihre Papiere nicht, reicht eine verhältnismäßig geringe Zahl an kaufenden Spekulanten, um einen solchen explosiven Anstieg zu ermöglichen.
ICOs machen für echte Investoren keinen Sinn
Das Ganze erinnert natürlich fatal an die Internetblase Ende der 90er-Jahre als wir dasselbe Phänomen hatten. Aus der damaligen IPO-Euphorie (die in ersten Anzeichen nun auch am Aktienmarkt wieder zu spüren ist) wurde die ICO-Euphorie. Mittels so genannten Initial Coin Offerings (ICOs) sammeln die Firmen Geld ein, um ihre Kryptowährungs-/Blockchain-Projekte umsetzen zu können. Das Absurde daran ist: Selbst bei Projekten wie beispielsweise Ethereum, die sich offen als Non-Profit-Organisation zeigen, werden Marktkapitalisierungen jenseits der Milliarden-Grenze aufgerufen. Mit welche Berechtigung, frage ich mich? Das heißt, sogar an der Tatsache, dass Ethereum offen zugibt, dass man niemals Geld verdienen wird und damit auch niemals Geld an die Anleger ausschütten wird, stören sich die selbigen nicht.
Dabei können ICOs durchaus Sinn machen. Ich nenne hier wieder Winding Tree als Beispiel. Das ist ein Kryptoprojekt, das es sich auf die Fahne geschrieben hat, den Tourismus-Markt mittels einer gigantischen, offenen und dezentralen Datenbank zu demokratisieren. Das Geschäftsmodell von Vermittlern wie Priceline, Expedia, Booking.com und anderen, die exzellente Margen haben, könnte damit theoretisch obsolet werden. Ob es irgendwann soweit kommt, ist natürlich fraglich. Der Punkt, um den es mir geht ist aber folgender: Für Branchenvertreter wie die Lufthansa oder TUI kann es auf jeden Fall Sinn machen, eine solche Organisation via Beteiligung am ICO zu unterstützen.
Denn: Wird die Vision von Winding Tree wirklich Realität, könnte das dazu führen, dass die Margen von originären Branchenanbietern deutlich steigen. Damit meine ich Firmen, die tatsächlich als Veranstalter auftreten. Hotels, Fluggesellschaften etc., die für den Touristen greifbare und unverzichtbare Dienstleistungen wie die Unterkunft oder den Transport zum Reiseziel übernehmen. Insofern könnte das Investment der Lufthansa in ein paar Jahren - indirekt - durchaus Früchte tragen, weil sich die eigenen Gewinne dadurch erhöhen. Und zwar unter Umständen in beträchtlichem Umfang.
Keinen Sinn macht ein Investment aber für Privatanleger. Denn diese werden dadurch keine Rendite erzielen. Auch nicht indirekt, denn die Reisen werden deshalb höchstwahrscheinlich nicht günstiger werden. Der Profit wird sich halt anders verteilen. Denkt man das zu Ende kommt man zu einem krassen Schluss: Investoren, die bei ICOs Token kaufen, investieren eigentlich gar nicht wirklich. Man könnte das eher als eine Spende bezeichnen, denn ein Return on Investment in Form z.B. einer Dividende wird es bei diesen ganzen Non-Profit-Projekten nie geben.
Die Ironie daran ist, dass das wohl den meisten, die in Kryptowährungen bzw. ICOs investieren, klar ist. Sie machen es aber trotzdem, wohl vor allem deshalb, weil sie Spekulanten sind und im Sinne der "The Greater Fool"-Theorie davon ausgehen, dass am nächsten Morgen ein neuer Spekulant aufsteht, der bereit ist noch mehr für das eigentlich wertlose Objekt der Begierde zu bezahlen.
Gigantisches Potenzial aus technologischer Sicht
Wichtig ist mir dabei eine wichtige Unterscheidung: Ich glaube natürlich nicht, dass Kryptowährungen an sich und erst recht nicht die dahinter stehende Blockchain-Technologie sinnlos sind. Im Gegenteil: Die Technologie hat das Potenzial beispielsweise das Internet selbst und auch die Art und Weise wie wir elektronisch bezahlen, radikal zu vereinfachen bzw. noch schneller und quasi kostenlos zu machen. Und nicht nur das: Auch ganze Branchen wie beispielsweise die oben beschriebene Tourismus-Branche oder Dinge wie der elektronische Handel allgemein könnten revolutionäre Veränderungen erleben.
Allerdings stehen wir hier noch ganz am Anfang einer Entwicklung, die noch einige Jahre Entwicklungsaufwand benötigt. Ein Beispiel: Eines der größten Probleme bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin sind momentan ja die fehlenden bzw. stark eingeschränkten Skalierungsmöglichkeiten. Das heißt, bereits jetzt kommt das Netzwerk an seine Kapazitätsgrenzen - und dabei wird ja bisher mit dem Bitcoin fast nur spekuliert. Seine Rolle als tatsächliches Zahlungsmittel, als echte Währung, ist zu vernachlässigen.
Alle bisherigen Versuche, diese Problematik zu lösen (Segwit 2.0 etc.) sind Stückwerk bzw. bringen nur temporäre Erleichterungen. Zwar gibt es innerhalb der Bitcoin-Community durchaus Technologien, die einen vielversprechenden Lösungsansatz haben (Lightning Network). Die gibt es aber auch außerhalb.
So sieht beispielsweise ein kleines deutsches Unternehmen, die Advanced Blockchain AG, eine ganz andere Entwicklung am Kryptowährungshorizont: Das Team, nach eigenen Angaben bestehend "aus erfahrenen Distributed Ledger Technology-Enthusiasten, die von Anfang an die Entwicklung von Bitcoin mit der Blockchain Technology, Ethereum und den Smart Contracts...begleitet haben", sieht nun innerhalb "der jungen Industrie" die Zeit für die nächste Revolution gekommen:
Im Zentrum stehe dabei eine neue Kryptowährung, der IOTA in Kombination mit "dem unvorstellbaren Potenzial des Tangle Networks". Der Tangle sei "die nächste Technologie-Stufe in der Crypto-Welt". Durch die Verwendung eines sogenannten Direct Acyclic Graphs (DAG) entfielen Blöcke und Ketten. Die neuartige Technologie ermögliche es somit, das erste wirklich dezentrale DLT-Netz (Distributed Ledger Technology) abzubilden, welches gebührenfreie Transaktionen auf einem unendlich skalierbaren und quantenresistenten Netzwerk unterstütze.
Klingt komplex und ist es wohl auch. In einer neuen Pressemitteilung vom 27.10., in deren Rahmen die künftige Advanced Blockchain AG eine Partnerschaft mit der Berliner nakamo.to AG verkündete, bringt es der Technikvorstand von nakamo.to auf den Punkt: "Die derzeit meistgenutzten Blockchains sind auf Grund von erheblichen Skalierbarkeitsproblemen nicht massenkompatibel. Wir entwickeln unsere Produkte deshalb ausschließlich auf der Basis eines sogenannten Directed Acyclic Graphs (DAG)", eine Technologie welche nicht von Blockgrößen und Blockzeiten abhängig ist und somit bis ins Unendliche skalierbar ist, Echtzeit-Transaktionen ermöglicht und Transaktionsgebühren abschafft.
Können diese direkten, azyklischen Graphen der Technologie wirklich den Durchbruch in den Massenmarkt bescheren? Und zwar nicht nur als Spekulationsobjekt, sondern in Form echter Anwendungen, die von Firmen und Privatpersonen gewohnheitsmäßig zur Bezahlung von Dingen oder dem Austausch von Werten, Verträgen, Lizenzen etc. genutzt werden?
Fehlende Monetarisierung führt Anleger in die Falle
Ich weiß es nicht und das wissen selbst führende Köpfe der Kryptowährungsszene, die von der Technologie viel mehr Ahnung haben als ich, nicht. Sie können es nicht wissen. Genauso wenig, wie jemand ernsthaft vorher sehen konnte wie sich das Internet in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat und welche Anwendungen inzwischen möglich sind. Allen voran sei hier der spektakuläre Erfolg der sozialen Netzwerke mit dem unangefochtenen Dominator Facebook genannt. Zur Erinnerung: Facebook wurde am 4. Februar 2004 gegründet, also rund vier Jahre nachdem die damalige Interneteuphorie im Frühjahr 2000 ihren Höhepunkt überschritten hatte.
Nachdem ich den vergangenen Wochen und Monaten sehr viel über Kryptowährungen und die Blockchain gelesen habe (u.a von Naval Ravikant, einem der führenden Köpfe der Szene, sehr empfehlenswert. Links zu Blogbeiträgen von Naval finden Sie z.B. über seinen Twitter-Account https://twitter.com/naval?lang=de), bin ich mir zwar über das Potenzial der Technologie voll bewusst, aber gleichzeitig auch über die Tatsache, dass die Entwicklung noch ziemlich am Anfang steht und zwar insbesondere hinsichtlich der Monetarisierung des Ganzen. Das heißt, ich sehe weit und breit niemanden, der in dieser Branche tatsächlich mit echten Anwendungen oder Produkten, die an echte Kunden verkauft werden, Geld verdient.
Deshalb signalisiert eine Marktkapitalisierung von (für alle Kryptowährungen zusammengenommen) inzwischen über 200 Milliarden US-Dollar vor allem eins: dass wir uns in einer gigantischen Spekulationsblase befinden! Und diese wird früher oder später platzen und je länger es noch dauert, umso größer wird der Knall werden. Wie eingangs beschrieben glaube ich, dass wir uns mit Riesenschritten diesem Knall nähern. Der Anstieg des Bitcoin-Kurses ist atemberaubend.
Möglicher Gesamtmarkt-Crash durch Massenpanik
Auch für "normale" Börsianer wurden mittlerweile Möglichkeiten geschaffen, in den Bitcoin (und auch in Ethereum) zu investieren: Es gibt beispielsweise inzwischen börsengehandelte Inhaberschuldverschreibungen, sprich: Zertifikate, die die Entwicklung des Bitcoin-Kurses 1:1 nachbilden. Der schwedische Anbieter XBT Provider, der zum Unternehmen Coinshares gehört, bietet hier z.B. zwei Produkte an (WKNs A18KCN bzw. A2CBL5; gleiche Produkte nur mit unterschiedlichen Bezugsverhältnissen von 200:1 bzw. 20:1). Diese erfreuen sich auch in Deutschland steigender Beliebtheit und werden beispielsweise über Tradegate gehandelt.
In den USA gibt es schon länger den Bitcoin Investment Trust (US-Kürzel GBTC), der technisch etwas anders aufgebaut ist, aber dem gleichen Zweck dient. Anleger können damit bequem über eine reguläre Börse auf einen weiteren Anstieg des Bitcoins spekulieren, ohne extra ein Konto an einer Kryptowährungsbörse eröffnen zu müssen. Obwohl die US-Wertpapieraufsicht SEC die Einführung eines Bitcoin-ETFs untersagt hat (weil sie richtigerweise eine gigantische Spekulationsblase fürchtet), hält die Kryptowährung also mehr und mehr im Anleger-Mainstream Einzug. Ein Teil des rasanten jüngsten Kursanstiegs dürfte wohl auch aus dieser "Nachfrage-Quelle" gespeist werden.
Die Gefahr dabei: Je mehr Geld in den Kryptowährungssektor fließt, umso größer wird der "Kollateralschaden" sein, wenn die Blase irgendwann platzt. Wenn dann erstmal Panikverkäufe einsetzen, weil Anleger innerhalb von Tagen oder gar Stunden, 10, 20, 30 oder 50 Prozent ihres investierten Vermögens verlieren, kann es gut sein, dass die "Verkaufsorgie" dann auch auf den regulären Aktienmarkt und insbesondere auf hoch bewertete Technologieaktien übergreift.
Ist eine solche Abwärtsspirale erst mal in Gang gekommen und bekommen dann auch diejenigen Angst, die in scheinbar solide Gesamtmarkt-ETFs (auf den DAX, den EuroStoxx usw.) investiert sind, kann sich das schnell zu einem Gesamtmarkt-Crash ausweiten. Sie wissen: Ich bin eigentlich Optimist und sicher kein Crash-Guru. Aber dadurch, dass der Bullenmarkt schon so lange anhält steigt auch der prozentuale Anteil der aktiven Börsianer, die noch nie einen Crash mitgemacht haben.
Das ist gefährlich, weil diese Gruppe sich selbst und ihre Fähigkeiten deutlich überschätzt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich habe im Zuge des Internet- und Biotech-Hypes während meiner Studienzeit sehr viel Geld am Neuen Markt und an der NASDAQ verdient - und musste im folgenden Tech-Crash einen großen Teil der Gewinne wieder abgeben, habe also viel Lehrgeld bezahlt. Irgendwann hält man sich für unbesiegbar, wenn man über einen längeren Zeitraum so leicht Geld verdienen kann.
Ich dachte, ich wüsste damals was ich tue. In Wirklichkeit war ich aber nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort und war mutig genug, in solche Papiere zu investieren. Dieser Mut, der in der Hausse Gewinne bringt, wird aber in der folgende Baisse bitter bestraft.
Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn Sie versuchen möchten, den jetzigen galoppierenden Bullenmarkt zu nutzen. Aber Sie sollten es professionell angehen, eine vernünftige Strategie verwenden und wissen, wann es Zeit ist, den Verkaufsbutton zu drücken. Ich helfe Ihnen dabei: https://www.breakout-trader.de/
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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