Nach Pleite von Three Arrows Capital: Die beiden 3AC-Gründer sind wohl spurlos verschwunden
Ende Juni wurde ein neues Kapitel im Krypto-Drama geschrieben: Ein Gericht auf den Britischen Jungferninseln ordnete die Liquidierung des großen Krypto-Hedgefonds Three Arrow Capital (3AC) an. Die beiden Gründer sind indes derzeit unauffindbar - es wird befürchtet, dass sie das verbliebene Vermögen des Fonds zu ihren Gunsten illegal verkaufen könnten.
Werte in diesem Artikel
• 3AC-Pleite steht symptomatisch für derzeitige Probleme von stark gehebelten Krypto-Hedgefonds
• Insolvenzverwalter wollen Vermögen der Gläubiger retten
• Aufenthaltsort der 3AC-Gründer unbekannt - keine Kooperation im Insolvenzverfahren
Das Krypto-Blutbad forderte bereits einige prominente Opfer. Zunächst fielen die beliebten Terra-Token UST und LUNA innerhalb weniger Tage der Wertlosigkeit anheim, über 40 Milliarden US-Dollar an Krypto-Vermögen wurde durch den Terra-Crash ausgelöscht. Anschließend musste mit Celsius eine der größten Krypto-Lending-Plattformen die Auszahlungen einfrieren und hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Erneut werden wohl Hunderttausende von Krypto-Anlegern auf ihren Verlusten sitzen bleiben. Ende Juni bewies ein neuer Fall, dass ein Investment in den Krypto-Sektor nichts für schwache Nerven ist: Mit 3AC ist einer der größte Krypto-Hedgefonds zahlungsunfähig geworden - mit erneut katastrophalen Folgen für Krypto-Firmen und zahlreiche Kleinanleger. Besonders pikant: Die beiden Gründer des Fonds, Su Zhu and Kyle Davies, sind nach Aussage der Insolvenzverwalter derzeit "unauffindbar".
Bitpanda ist der BaFin-lizenzierte Krypto-Broker aus Österreich und offizieller Krypto-Partner des FC Bayern München. Erstellen Sie Ihr Konto mit nur wenigen Klicks und profitieren Sie von 0% Ein- und Auszahlungsgebühren.
Krypto-Abverkauf schadete besonders hoch gehebelten Krypto-Unternehmen
Der Krypto-Crash erreichte Mitte Juni seinen traurigen Höhepunkt: Innerhalb weniger Tage stürzten die größten Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder auch der Dogecoin ins Bodenlose. Das Resultat: Inzwischen notieren die Cyberdevisen bei deutlich weniger als der Hälfte ihrer Rekordstände aus dem Herbst letzten Jahres. Die schnellen Kursverluste sorgten gerade bei hoch gehebelten Krypto-Fonds - also bei solchen, die mit viel geliehenem Fremdkapital auf Kursgewinne bei den digitalen Währungen spekulierten - für große Verwerfungen.
Das bekannteste Beispiel für die Zahlungsunfähigkeit eines Krypto-Hedgefonds ist 3AC. 2012 von Zhu und Davies in Singapur gegründet, galt 3AC seitdem als einer der vielversprechendsten Krypto-Hedgefonds weltweit. Zhu war darüber hinaus ein einflussreicher Influencer in der Krypto-Szene, mehr als 500.000 User verfolgten seine Mitteilungen bei Twitter. Das Geschäftskonzept: 3AC investierte in zahlreiche Krypto-Projekte wie Avalanche, Solana, Ethereum, BlockFi - und seit Februar 2022 auch in Terras LUNA-Coins, was sich später als äußerst verhängnisvoll herausstellen sollte. Dabei arbeitete 3AC mit einem sehr geringen Eigenkapitaleinsatz, das mittels Krediten stark gehebelt wurde. In den Krypto-Boomjahren 2020 und 2021 brachte diese Strategie eine enorme Rendite, im März 2022 betrug das Vermögen des Fonds noch 10 Milliarden US-Dollar. Das Problem des Leverage-Effekts: Bei den Krypto-Kursverlusten der vergangenen Monate fielen die Verluste von 3AC umso stärker aus, der Fonds konnte die Kredite der Gläubiger nicht mehr bedienen, die Kapitaldecke war aufgrund des geringen Eigenkapitals äußerst dünn. Das Terra-Debakel, unter dem 3AC als großer Kapitalgeber besonders stark litt, verschärfte die prekäre Lage im Mai noch weiter.
3AC forderte Konkursschutz an
Im Juni wurde dann unübersehbar, dass 3AC sich verspekuliert hatte. Der Fonds konnte angesichts seiner massiven Verluste den Margin Calls, also die Aufforderung vonseiten der Banken nach einer Sicherheitsleistung für die Kredite (in Form eines finanziellen Nachschusses), nicht mehr Folge leisten. Am 27. Juni 2022 beschloss ein Gericht auf den Jungferninseln die Liquidierung von 3AC zwecks der Rückzahlung der Gelder an die Gläubiger. Wenige Tage später, am 1. Juli, beantragte das Unternehmen beim Southern District of New York offiziellen Konkursschutz nach Chapter 15 vor den US-Gläubigern. Insolvenzverwalter vom Unternehmen Teneo beaufsichtigen seitdem die Abwicklung des Krypto-Unternehmens. Das übergeordnete Ziel ist dabei der Verkauf des verbliebenen Vermögens zwecks einer Ausbezahlung an die Gläubiger.
Zhu und Davies offenbar spurlos verschwunden
Eine Durchführung dieses Plans könnte sich aber als enorm schwierig erweisen. Die beiden 3AC-Gründer Zhu und Davies sind nämlich - nach übereinstimmenden Berichten der Insolvenzverwalter sowie der Nachrichtenagentur "Reuters" - unauffindbar. Zwar waren die beiden als Teilnehmer bei einer jüngsten Zoom-Konferenz namentlich aufgelistet, jedoch war deren Kamera ausgeschaltet und sie waren während des gesamten Meetings stummgeschaltet. Zudem hätten die beiden "in keiner sinnvollen Weise" im Verfahren kooperiert, wie eine Gerichtsakte feststellt. Als die Liquidatoren des Fonds Ende Juni in der 3AC-Niederlassung in Singapur eintrafen, um sich mit den Gründern zu treffen, "schienen die Büroräume bis auf eine Reihe inaktiver Computerbildschirme leer zu sein", so CNBC. Auch blieben Nachfragen des US-Fernsehsenders über den Aufenthaltsort der beiden Krypto-Gründer unbeantwortet.
Es muss somit befürchtet werden, dass die beiden Chefs sich abgesetzt haben, um sich einerseits einer Strafverfolgung zu entziehen und um andererseits das verbliebene 3AC-Vermögen zu realisieren. Die Assets des Fonds liegen nämlich größtenteils in Form von Kryptowährungen und NFTs vor, deren digitaler Verkauf international möglich ist. Russell Crumpler von Teneo, der mit der Unterstützung des Konkursverfahrens beauftragt ist, warnte in einer eidesstattlichen Erklärung, dass ein "reales Risiko" bestehe, dass die Vermögenswerte von 3AC verschwinden würden, "wenn nicht sofort die Befugnis erteilt wird, die Entdeckung zu verfolgen". Dieses Risiko sei besonders deshalb erhöht, "weil ein wesentlicher Teil des Vermögens des Schuldners aus Bargeld und digitalen Vermögenswerten wie Kryptowährungen und nicht-fungiblen Token (NFT) besteht, die leicht übertragbar sind", erklärte Crumpler in seiner Erklärung. Übrigens wird auch in Singapur gegen Zhu und Davies ermittelt, weil 3AC laut Inhalt des Geschäftsberichtes von 2020 angab, lediglich geringe Millionensummen anstatt den kolportierten Milliarden USD an Kapital verwaltet zu haben.
Löst die 3AC-Pleite einen Domino-Effekt in der Krypto-Branche aus?
Die Unauffindbarkeit der beiden Gründer könnte somit als Flucht vor den Gläubigern interpretiert werden. Die Identität der wichtigsten Gläubiger hat das Gericht zwar anonymisiert - fest steht jedoch, dass mit Voyager Digital ein Unternehmen, das von den Rückzahlungen von 3AC im Wert von 650 Millionen US-Dollar abhängig war, bereits die Insolvenz erklären musste. Die Voyager Digital-Aktie wurde mit sofortiger Wirkung von der Toronto Stock Exchange delistet. Ein Domino-Effekt von weiteren Unternehmenspleiten liegt zweifelsohne im Bereich des Möglichen, zumal 3AC als eines der ältesten und zahlungskräftigsten Krypto-Unternehmen gut in der Branche vernetzt war. Es bleibt abzuwarten, ob das 3AC-Debakel tatsächlich das befürchtete "Lehman 2.0" für die Krypto-Branche wird.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: AlekseyIvanov / Shutterstock.com, Wit Olszewski / Shutterstock.com