Britisches Pfund: Stärkung durch Straffung
Die Angst vor einem harten Brexit lastet auf der britischenWährung. Die Notenbanker könnten aber bald für eine Aufwertung sorgen.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Wenigstens die Touristen kommen. Während immer mehr Unternehmen und Wahl-Briten Großbritannien nach dem Brexit-Referendum im vergangenen Jahr den Rücken kehren, strömen Touristen in Scharen auf die Insel. Wie das britische Statistikamt kürzlich bekannt gab, wurde im Juli dieses Jahres mit 4,02 Millionen ausländischen Gästen erstmals in einem Monat die Viermillionenmarke geknackt.
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Starkes Pfund belastet Konsum
Grund für den Rekord ist vor allem das schwache Pfund. Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 ist die Währung um über zehn Prozent gefallen, was den Urlaub für Ausländer in Großbritannien bedeutend günstiger macht. Auch britische Exporteure profitieren von den Wechselkursen - ihre Produkte sind auf dem Weltmarkt billiger geworden.
Teurer hingegen werden Importe nach Großbritannien, was derzeit eines der Hauptprobleme der britischen Wirtschaft darstellt: Durch die steigenden Preise für Einfuhren hat die Inflation kräftig angezogen. Lag sie 2016 im Jahresdurchschnitt noch bei 0,6 Prozent, betrug die Teuerung im August 2017 satte 2,9 Prozent.
Ökonomen gehen von einem weiteren Anstieg auf über drei Prozent aus.
Weil die Löhne mit dieser Entwicklung jedoch nicht Schritt halten, kaufen die Briten weniger. Für die vom Binnenkonsum stark abhängige britische Wirtschaft wirkte dies zuletzt dämpfend: Im zweiten Quartal 2017 legte die britische Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum statt um die erwarteten 1,7 Prozent nur um 1,5 Prozent zu. Es ist das schwächste Wachstum seit 2013.
Notenbank will intervenieren
Um den Importpreisanstieg zu dämpfen, denkt der britische Notenbankchef Mark Carney über eine straffere Geldpolitik nach. In einem Interview kündigte er kürzlich an, dass die Zinsen in "relativ kurzer Frist etwas steigen könnten". Mitte September hatte sich bereits der geldpolitische Ausschuss der Bank of England für entsprechende Schritte ausgesprochen. Derzeit befindet sich das Zinsniveau auf historisch tiefen 0,25 Prozent. Analysten erwarten, dass die Währungshüter den Satz bei ihrer kommenden Sitzung Anfang November um einen Viertel Prozentpunkt auf 0,5 Prozent anheben werden.
Pfund könnte sich weiter erholen
Mit deutlich mehr Straffungsschritten rechnen jedoch die wenigsten: Zu hohe Zinsen könnten die Investitionstätigkeit von Unternehmen hemmen. Zudem könnte das Pfund zu stark aufwerten, sodass es die Exportwirtschaft belasten würde. Ohnehin würde eine Zinserhöhung, wie sie Analysten für Anfang November erwarten, zu einem steigenden Pfund führen - zumal die Währung gegenüber Euro und Dollar als unterbewertet gilt, wenn man Kaufkraftvergleiche wie den Big-Mac-Index heranzieht.
Tatsächlich hatte die Währung Ende August zu einer längeren Erholungsphase angesetzt, die jedoch nach den jüngsten Befürchtungen vor einem harten Brexit unterbrochen wurde. Vor allem die fehlende Strategie für den EU-Austritt der Regierung hatte zu erneut fallenden Pfund-Kursen geführt.
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