Euro am Sonntag

Devisenexpertin Holtze-Jen: Die Volatilität nutzen

26.12.18 17:30 Uhr

Devisenexpertin Holtze-Jen: Die Volatilität nutzen | finanzen.net

Währungen: Die DWS-Devisenstrategin über Dollarstärke und Euroschwäche, regelrechte Ausverkäufe und sichere Häfen.

€uro am Sonntag: Frau Holtze-Jen, wie gehen Sie bei Ihren Wechselkursprognosen vor?
Stefanie Holtze-Jen:
Die Analyse basiert auf den drei Säulen Makroumfeld, Sentiment und Charttechnik. Wir achten also nicht nur auf einzelne Aspekte, auf die Devisenentwicklungen in der öffentlichen Wahrnehmung oft reduziert werden, sondern auf die Gesamtheit. Auf diese Weise beobachten wir 20 Währungen und geben kurzfristige taktische, aber auch längerfristige strategische Empfehlungen an unsere Portfoliomanager, die das dann im Rahmen ihrer Mandate umsetzen können.

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Wie wird sich nach Ihrer Ansicht 2019 der Dollar entwickeln?
Der Marktkonsens rechnet für Ende 2019 mit 1,23 Dollar je Euro. Die DWS prognostiziert 1,15 Dollar, kurzfristig halten wir Kurse von 1,10 oder 1,08 für möglich. Denn auf dem Euro lasten viele Unsicherheitsfaktoren, nicht nur der Brexit. In einigen Ländern könnte es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Die Wahlen zum Europaparlament werden den populistischen Trend in vielen Staaten widerspiegeln. Darüber hinaus gibt es an der Spitze der EU-Kommission ebenso einen Wechsel wie bei der EZB.

Das haben andere Währungsanalysten nicht auf dem Schirm?
Deren Argumentation für einen schwächeren Dollar ist sehr US-­zentriert: Das Wachstum werde sich verlangsamen, die Fed weniger Zinsschritte machen. Am Markt ist eingepreist, dass praktisch alles schiefgeht, die US-­Wirtschaft in einem halben Jahr in die Rezession rutscht, die Fed 2019, wenn überhaupt, nur einmal die Zinsen erhöht. Das halten wir für übertrieben: Die Fed hat zwar den Autopiloten der quartalsweisen Zinsschritte ausgeschaltet und fährt nun anhand der Datenlage auf Sicht - wir rechnen aber für 2019 mit drei Zinsschritten. Die EZB wird ihren Leitzins dagegen erst 2020 erhöhen.

Werden sich denn die Schwellen­länderwährungen erholen?
Bei einigen dieser Devisen wie der türkischen Lira haben wir schon regelrechte Ausverkäufe gesehen. Als Anlagethema bleiben Währungen aus den Emerging Markets aber herausfordernd. Die Gründe liegen vor allem im Sentiment. Ein Investor, der Verluste mit Aktien gemacht hat, wird nicht in Schwellenländerwährungen investieren, sondern Risiken meiden. Emerging Markets bieten ihm zwar hohe Zinsen, die von der Wechselkurs­entwicklung aber an einem Tag aufgefressen werden können. Wenn schon Schwellenländer, dann eher Anleihen in den Hartwährungen Dollar oder Euro.

Wie sieht es mit Franken und Yen als sicheren Häfen aus?
Wer derzeit einen sicheren Hafen sucht, findet ihn im Dollar.Für die US-Währung sprechen die Dynamik und der Zinsvorteil. Franken, Yen und Gold würden im extremen Umfeld profitieren. Damit rechnen wir aber nicht, sondern mit volatilen Kapitalmärkten. Und die Volatilität am Devisenmarkt können Anleger für sich nutzen. Denn auch wenn unsere Prognosen für Ende 2019 teils nahe an den aktuellen Kursen sind: Auf dem Weg dahin gibt es Geld zu verdienen.

Interview: Thomas Strohm


Bildquellen: Martin Joppen/DWS