Digitale Währungsrevolution

Estland will eigene Kryptowährung Estcoin einführen

25.08.17 13:31 Uhr

Estland will eigene Kryptowährung Estcoin einführen | finanzen.net

Ausgerechnet das kleine Estland plant, die weltweit erste staatlich-gedeckte Kryptowährung Estcoin einzuführen. Was bewegt die Esten dazu? Und welchen Einfluss hat dies auf die Bankenbranche?

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Über die konkrete Umsetzung des digitalen Währungsprojekts der Esten kamen bisher nur wenige Details ans Licht. Welches Wachstumspotenzial das Projekt jedoch haben könnte, wird ersichtlich, wenn man sich die Liste der Projektunterstützer anschaut. Zu ihnen zählt unter anderem Ethereum-Gründer und Blockchain-Genie Vitalik Buterin, welcher sehr an der Verbreitung seiner Kryptopläne interessiert ist. Buterin konnte schon bei einem Treffen den russischen Präsidenten Vladimir Putin von seinen Ideen überzeugen. So möchte Russlands Zentralbank ein neues Gesetz einbringen, das sich mit digitalen Währungen befasst.

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Kann der Estcoin den Bitcoin gefährden?

Im Gegensatz zum Bitcoin wäre der Estcoin an die Zentralbank gebunden. Laut "CNBC" könnte diese Estcoins im Rahmen eines Initial Coin Offerings (ICO) im Tausch gegen Geldmittel anbieten. Regierungen sind bisher nicht in der Lage Kryptowährungen direkt auszugeben, weshalb das Offering indirekt über einen Bond oder ein externes Unternehmen geschehen wird. Das bisher genutzte Buchhaltungssystem könnte dabei weiterverwendet werden, sodass eine Gegenbewegung zur "Mining"-Methode klassischer Kryptowährungen entstehen würde. Bitcoin als Marktführer der Kryptowährungen könnte durch die staatliche Währung in Bedrängnis geraten.

Banken versuchen Wettbewerber zu schwächen, um Digitalisierung in Zukunft für sich zu nutzen

Vor den Digitalwährungen hatten allein Zentralbanken die Macht, die existierende Geldmenge zu verändern und neues Geld in Umlauf zu bringen. Sie haben daher ein Interesse daran, Digitalisierungsprozesse wie bei Bitcoin zu stoppen, da diese ihre Macht untergraben. Denn Kryptowährungen sind bislang nicht staatlich. Estcoin könnte daher eine staatliche Gegenbewegung zu den neuen Zahlungsmethoden des Marktes sein.

Estland ist digitaler Vorreiter und weltweit geschätzter Testmarkt

Estland gilt als digitale Hochburg Europas. Schon früh erkannte das Land die Zeichen der Zeit und führte die Bevölkerung an die Umstellung heran. Durch einen digitalen Personalausweis können die Esten beispielsweise schon sehr leicht Bankgeschäfte und Steuererklärungen abwickeln. Dieser ist Teil einer digitalen Staatsbürgerschaft, die auch von Ausländern beantragt werden kann. Schon 22.000 sogenannte "e-Residents" aus 138 Ländern nehmen an dem Projekt teil. Sie kämen nach dem ICO ebenfalls in den Genuss, den Estcoin zu nutzen. Finanzielle Anreize stehen bei den Projekten für die Regierung nicht im Vordergrund. So kommentierte Kaspar Korjus, der als leitender Direktor von e-Residency die Digitalisierung in Estland vorantreibt, dass es um die Schaffung von grenzenlosen Digitalnationen ginge.

Dennoch verknüpft das Land mit der Einführung einer eigenen Kryptowährung auch die Hoffnung auf hohes Wachstumspotenzial und Gewinne. "Ein staatlich unterstütztes ICO würde mehr Menschen einen größeren Anteil an der Zukunft unseres Landes geben und nicht nur Investmentkapital bereitstellen, sondern auch mehr Expertise und Ideen, die uns dabei helfen können, exponentiell zu wachsen", schrieb Kaspar Korjus von e-Residency in einem Blogeintrag.

Der baltische Staat ist durch seine Affinität zu digitalen Transformationsprozessen ideal als Testmarkt für große Nationen geeignet. Der US-Kongress sprach sich in diesem Zusammenhang positiv für Projekte dieser Art aus und erhofft sich Erfahrungswerte über die Sicherheit der staatlich-gedeckte Estcoins vor Geldwäsche.

Redaktion finanzen.net

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