Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Ist der Euro der Einäugige unter den Blinden?

01.03.10 08:22 Uhr

Ist der Euro der Einäugige unter den Blinden? | finanzen.net

Die Finanzmisere in Griechenland bringt die gesamte Eurozone in Verruf.

Dabei geht es nicht nur um den tatsächlichen Schaden, den die Zahlungsschwierigkeiten des wirtschaftlich eigentlich kleinen Griechenlands beim Euro anrichten könnten, sondern um den Vertrauensverlust. Der offenkundige Betrug und das langjährige Verschleiern der Schieflage stellen die Funktion der Eurozone als Stabilitätspakt in Frage. Der Abwertungsdruck auf den Wechselkurs des Euros gegenüber den anderen wichtigen Weltwährungen scheint da unvermeidlich.

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Dollar und Yen ebenfalls in der Klemme

Doch auch andere Währungsräume haben riesige Strukturprobleme: In den USA weiß immer noch niemand, was mit den vielen Milliarden an faulen Hypothekenkrediten geschehen soll. Das Problem wurde ja lediglich auf die lange Bank geschoben und der Immobilienmarkt ist trotz aller Stützungsmaßnahmen weiterhin in Schockstarre, wie auch die letzten Zahlen vom Häusermarkt zeigten. Und Japan kann als Weltmeister der Staatsverschuldung mit einem Schuldenstand von bald über 200 Prozent in Relation zum BIP nicht ernsthaft als Hort der Stabilität gelten. Im Gegenteil: Eine ernsthafte Krise in Nippon ist nur noch eine Frage der Zeit. Zwischen Euro, US-Dollar, Yen und Pfund stellt sich daher die Frage nach dem Einäugigen, der unter den Blinden König ist. Und da sehe ich den Euro trotz Griechenland immer noch vorne, auch weil die EZB unter den großen Notenbanken am glaubwürdigsten eine an Stabilität und Transparenz orientierte Geldpolitik betreibt.

EUR/GBP mit Ausbruch nach oben

Tatsächlich scheint der Euro zuletzt die Schlusslaterne an das Pfund abgegeben zu haben, denn trotz seines neuerlichen Absturzes gegenüber Dollar und Yen konnte er gegenüber der britischen Währung zulegen. EUR/GBP ist über den Widerstand bei 0,8850 GBP gestiegen und hat damit auch seinen seit Oktober 2009 bestehenden Abwärtstrend gebrochen. Vor allem die Sorgen um die Staatsfinanzen drücken auf das Pfund, denn das Haushaltsdefizit dürfte 2010 sagenhafte zwölf Prozent betragen. Die eigentlich relativ niedrige Schuldenquote von etwa 50 Prozent wird daher ohne energisches Gegensteuern der Regierung in London bald auf Dauer der Vergangenheit angehören.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.