Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Emerging Markets: Gibt es wieder einen Kursrutsch?

28.07.14 10:23 Uhr

Emerging Markets: Gibt es wieder einen Kursrutsch? | finanzen.net

Im Frühjahr und Sommer 2013 hat die Ankündigung der US-Notenbank Fed, aus ihrer extrem expansiven Geldpolitik aussteigen zu wollen, massive Kursverluste in den Schwellenländern ausgelöst.

Besonders augenfällig wurde dies am Anleihemarkt, aber auch die Wechselkurse vieler Länder brachen ein. In der zweiten Jahreshälfte hat sich dann die Lage wieder beruhigt und seit Februar dieses Jahres gab es sogar eine massive Rückkehr der Investoren in die Emerging Markets. Ein Grund dafür war, dass es der US-Notenbank gelungen ist, die Befürchtungen über einen zu raschen Wechsel in der Geldpolitik zu zerstreuen. Flapsig gesprochen: Es bleibt genug Liquidität im Markt, um die Jagd nach mehr Rendite am Laufen zu halten.

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Das Umfeld für Schwellenländeranleihen hat sich wieder verbessert

Doch wie lange noch? Irgendwann kommt die erste Zinserhöhung der Fed, derzeit wahrscheinlich ist der Herbst 2015. Die Spekulationen darüber werden aber schon erheblich früher wieder aufflammen. Droht dann erneut ein Kursrutsch bei den Anleihen und Wechselkursen der Schwellenländer? Ganz so einfach ist der Wirkungszusammenhang nicht, denn die Nachfrage nach Schwellenländeranleihen hängt nicht nur von der verfügbaren Liquidität ab, sondern auch von den wirtschaftlichen Aussichten und der erwarteten Zinsentwicklung. Die Einschätzungen zu beiden Punkten haben sich in den letzten Monaten geändert: Die Erholung der Weltkonjunktur geht langsamer vonstatten als gedacht, aber sie scheint auch robust. Das spricht dafür, dass das Niedrigzinsumfeld noch lange Bestand hat, eine Serie von Zinserhöhungen in den USA, der Eurozone oder Japan ist noch lange nicht in Sicht. Und auch in den Schwellenländern selbst bleiben die Zinsniveaus vergleichsweise niedrig.

Investment breit streuen

Von JP Morgan wird mit dem EMBI (Emerging Market Bond Index) eine Benchmark für den Markt für Schwellenländeranleihen berechnet. Anleger können über Exchange Traded Funds auf diesen Anleihen-Index setzen und dadurch ihr Investment in den Markt für Schwellenländer-Anleihen breit streuen. Mitte 2013 erlebte der EMBI einen scharfen Kursrutsch, von dem sich der Index seit Anfang 2014 wieder deutlich erholen konnte. Ob der Kursanstieg weitergeht, wird vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Kurzfristig wird es holprig bleiben.

Fazit

Einen erneuten heftigen Kursrutsch bei Emerging Markets Bonds wie Mitte 2013 erwarten wir nicht mehr, auch weil der Markt diesen "Stresstest" bestanden hat. Die Finanzsysteme der meisten Schwellenländer zeigten sich deutlich robuster als noch vor wenigen Jahren. Schwellenländer-Anleihen gehören daher weiterhin als Beimischung in ein gut ausgewogenes Depot.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.