Ist Bitcoin schlecht für die Umwelt? 3 Mythen die man Dir über Bitcoin und Nachhaltigkeit erzählt.
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Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Die Vereinigten Nationen haben sich im Pariser Klimaabkommen von 2015 dazu verpflichtet die Erderwärmung auf +1,5 Grad im Vergleich zur Prä-Industrialisierungsphase zu limitieren. Auch Deutschland hat sich mit Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes dazu verpflichtet bis zum Jahre 2045 klimaneutral zu werden. Bereits bis zum Jahre 2030 sollen dementsprechend Emissionen um 65% ggü. 1990 gesenkt werden.
Im Kontext der Nachhaltigkeit ist Bitcoin zuletzt zunehmend kritisiert worden. Kritiker behaupten, dass "Bitcoin zu viel Energie verbrauche" oder insgesamt vorrangig fossile Energieträger für das Schürfen von Bitcoins als Energiequelle verwendet werden und dementsprechend "schmutzig" sei. Man erhält regelrecht den Eindruck Bitcoin wäre ein regelrechter "Klimakiller" und würde signifikant zur Erderwärmung beitragen.
Das World Economic Forum als auch Greenpeace USA haben sich sogar zum Ziel erklärt Bitcoin’s energieintensiven "Proof-of-Work"-Algorithmus in ihrer "Change the Code"-Initiative zu verändern.
Das World Economic Forum prognostizierte im Dezember 2017 bereits, dass Bitcoin im Jahre 2020 so viel Energie wie die ganze Welt verbrauchen würde.
"Im Jahr 2020 wird Bitcoin mehr Strom verbrauchen als die Welt heute."
- World Economic Forum, Dezember 2017
Heute wissen wir, dass diese düsteren Prognosen glücklicherweise nicht eingetroffen sind. Dennoch halten sich viele Vorurteile und Mythen ggü. Bitcoin immer noch hartnäckig in der öffentlichen Wahrnehmung. Im Folgenden wollen wir auf diese näher eingehen.
Mythos #1: Das Schürfen von Bitcoins verbraucht zu viel Energie
Üblicherweise wird der gesamte Energieverbrauch Bitcoin’s mit denen von ganzen Ländern verglichen. Aus der Perspektive verbraucht globales Bitcoin Mining so viel wie die Niederlande. Dies erweckt den Eindruck, als wäre der Bitcoin Verbrauch "zu hoch".
Dabei handelt es sich jedoch um einen Apfel mit Birnen Vergleich, da andere Industrien, mit denen die Bitcoin Mining Industrie eigentlich verglichen werden sollte, absolut betrachtet noch ein Vielfaches mehr an Energie verbrauchen. Diese Maßstäbe sind jedoch weniger im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit.
So konsumieren globale Datenzentren bspw. ca. 200 TWh pro Jahr und globale Daten Netzwerke insgesamt ca. 250 TWh pro Jahr im Vergleich zu 124 TWh pro Jahr für das gesamte globale Bitcoin Mining laut neuster Schätzungen des Cambridge Centre for Alternative Finance.
Ein fairer Vergleich wäre der mit den Industrien, die Bitcoin technologisch überholen könnte - Gold und das klassische Finanzsystem.
Laut Schätzungen von Khazzaka (2022) verbraucht nämlich das Schürfen von Gold absolut betrachtet mehr Energie als das Schürfen von Bitcoins. Als "digitales Gold" wird Bitcoin von manchen Ökonomen durchaus als legitimes Substitut für Gold im digitalen Zeitalter betrachtet.
Darüber hinaus verbraucht das klassische Finanzsystem laut Schätzungen von Khazzaka (2022) ca. 28x so viel wie das Schürfen von Bitcoins. Allein der Transport von Bargeld als auch das Betreiben von Bank-Filialen verbraucht ein Vielfaches mehr an Energie im Vergleich zum Bitcoin Mining.
Mythos #2: Das Schürfen von Bitcoins ist mehrheitlich "schmutzig"
Bitcoin Mining lastet nach wie vor der Ruf an mehrheitlich "schmutzig" zu sein, d.h. den Großteil des Energiebedarfs aus fossilen Energieträgern wie Öl, Gas oder Kohle zu beziehen. Auch wenn das in den früheren Jahren der Fall war, ist diese Sichtweise mittlerweile obsolet.
Insbesondere seit der massiven Abwanderung von Minern aus China in andere Länder aufgrund des Mining-Verbots in China ab Mai 2021 ist es zu einer signifikanten Reduktion fossiler Energieträger im Bitcoin-Mining und im Gegenzug zu einer signifikanten Nutzung erneuerbarer Energien gekommen.
Grund ist insbesondere die Tatsache, dass andere Regionen wie Nordamerika, wohin Bitcoin Miner mehrheitlich immigriert sind, einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien am Gesamtenergiebedarf aufweisen als China.
So beträgt der Anteil an emissionsfreien Energieträgern am Bitcoin Mining laut den neusten Schätzungen des Bitcoin Mining Council mittlerweile 59,9% per Q2 2023.
In der Tat wäre die globale Bitcoin Mining Industrie ein einziges DAX-Unternehmen, würde es hypothetisch zu den top 5 nachhaltigsten Unternehmen auf Basis des %-Anteils an emissionsfreien Energieträgern gehören.
Die globale Bitcoin Mining Industrie ist somit aktuell mehrheitlich emissionsfrei und nachhaltig.
Kritiker verweisen des Öfteren auf Studien des Cambridge Center for Alternative Finance, die den %-Anteil an erneuerbaren Energien im Bitcoin Mining immer noch nur auf 37,6%.
Die Cambridge-Schätzungen wurden jedoch weitestgehend diskreditiert aufgrund einer veralteten Länder-Attribution (in der das fossile Kasachstan überrepräsentiert ist) als auch einer kompletten Nichtberücksichtigung von netzunabhängigen Mining Operationen (sog. "off-grid Bitcoin mining"), die einen signifikant höheren Anteil an erneuerbaren Energien verwenden.
Neben dem signifikanten Anstieg des %-Anteils an emissionsfreien Energieträgern, kam es zu einer Halbierung der Emissions-Intensität im globalen Bitcoin Mining seit 2021. Emissions-Intensität meint hierbei die Emissionen an CO2 welche indirekt pro verbrauchte kWh Energie durch die Bitcoin Miner freigesetzt werden (sog. "Scope 2 Emissions").
Bitcoin Mining Geräte selbst erzeugen nämlich im Prozess des "Schürfens" kein CO2. Nur die Energieversorger, welche die Bitcoin Mining Geräte mit Elektrizität versorgen, setzen potenziell Emissionen frei.
Somit gehört die globale Bitcoin Mining Industrie in punkto %-Anteil erneuerbarer Energien und Emissions-Intensität entgegen der herrschenden Meinung mittlerweile zu den nachhaltigsten Industrien weltweit.
Das Beste: Trotz einer Verdopplung der Rechenleistung seit Mitte 2022 im Bitcoin Netzwerk (sog. "Hash Rate") sind die Netto-Gesamtemissionen sogar stagniert. Grund hierfür ist einerseits die zunehmende Nutzung von erneuerbaren Energieträgern und gleichzeitig die exponentiell steigende Energieeffizienz der Computer-Chips nach Maßgabe des "Moore’schen Gesetzes" die eine Verdopplung der Halbleiter-Effizienz ca. alle 18 Monate prognostiziert.
Mythos #3: Das Schürfen von Bitcoins ist eine nutzlose Verschwendung von Energie
Mittlerweile wird weniger der absolute Energieverbrauch kritisiert (z.B. Niederlande vs Bitcoin) oder der relative Energieverbrauch (%-Anteil an erneuerbaren Energien), sondern schlicht und ergreifend behauptet, dass jede kWh Energie bereits zu viel sei, welche Bitcoin verbrauche, weil es sich um eine "nutzlose" Technologie handele.
Dabei werden die Nutzen dieser Technologie aus sozialer und Governance-Perspektive meist bewusst oder unbewusst ausgeblendet.
So bietet Bitcoin als knapper "digitaler Rohstoff" mit geringer Inflationsrate deutliche Vorteile ggü. dem klassischen Fiat-Geldsystem welches unter chronisch hoher Inflation und wiederkehrenden Bankenkrisen mit katastrophalen sozialen Konsequenzen leidet. Grund dafür ist die Tatsache, dass Geld in diesem System "aus dem Nichts" theoretisch unlimitiert geschöpft werden kann.
Ökonomen verweisen bspw. auf die historische Tatsache, dass es während der Zeit des Goldstandards (also vor 1971) eine deutlich geringere Inflation gab als danach.
Darüber hinaus hat die Frequenz der Bankenkrisen global nach 1971 signifikant zugenommen:
Ein "Hartgeld-Standard" basierend auf einem knappen Rohstoff wie Gold hat dabei wie eine Art Anker fungiert, der die Geldschöpfung in Schach gehalten hat. Dieser Anker ist 1971 mit der Beendigung des Bretton-Woods Abkommens durch die USA weggefallen.
Hohe Inflation ist insbesondere in Entwicklungsländern ein großes Problem. 87% der Weltbevölkerung leben in einem autoritären Regime, welches bspw. in Ländern wie Äthiopien Menschen aus unteren sozialen Schichten untersagt Fremdwährungen zu halten, während die heimische Währung signifikant an Kaufkraft verliert. Fremdwährungen sind der oberen Schicht vorbehalten.
In diesem Zusammenhang bietet Bitcoin als zensur-resistentes Zahlungsmittel Menschen vor allem in Entwicklungsländern die Möglichkeit dieser "Inflationsfalle" zu entfliehen und ihre Kaufkraft längerfristig zu erhalten.
Auch systemkritische Nichtregierungsorganisation nutzen vermehrt Bitcoin um weiterhin Spenden zu erhalten. Der Grund: Repressive Regierungen frieren meist willkürlich aus politischen Gründen die Bankkonten dieser Organisationen ein.
Mittlerweile empfiehlt sogar die Human Rights Foundation in Oslo die Nutzung von Bitcoin für Spenden an Nichtregierungsorganisation in Entwicklungsländern um unberechtigte finanzielle Sanktionen zu umgehen.
So bietet Bitcoin im Vergleich zum Fiat-Geldsystem auch viele Vorteile aus sozialer und Governance Sicht, die wir hier jedoch nicht weiter behandeln.
Allmählich scheint sich das Narrativ auch zunehmend in diese Richtung zu entwickeln. Mittelweile hat auch Bloomberg Intelligence einen Report veröffentlicht, der klarstellt, dass der Anteil an erneuerbaren Energien im Bitcoin Mining bereits 50% übersteigt.
Tesla’s erneute Akzeptanz von Bitcoin zur Bezahlung von Tesla Fahrzeugen könnte einen Paukenschlag auslösen und die allgemeine Wahrnehmung von Bitcoin im Nachhaltigkeitskontext erneut signifikant verändern. Elon Musk hatte bereits angekündigt Zahlungen erneut zu akzeptieren, sobald der Energieverbrauch von Bitcoin nachhaltiger werden würde.
Dies sollten potenzielle Investoren, die aufgrund von Nachhaltigkeitsbedenken von einer Investition in Bitcoin bislang abgesehen haben, unbedingt im Hinterkopf behalten.
Warum ändert man nicht einfach den Code?
Sowohl das Weltwirtschaftsforum als auch Greenpeace USA haben sich dafür ausgesprochen, den Bitcoin zugrunde liegenden Proof-of-Work-Algorithmus zu ändern, um Bitcoin aus Sicht des Energieverbrauchs nachhaltiger zu machen.
Diese Behauptung ist aus folgenden Gründen fehlerhaft:
- Bitcoin ist ein Open-Source-Code: Entwickler können Änderungen am Code über sogenannte Bitcoin-Improvement-Proposals (BIPs) einreichen; niemand hindert irgendjemanden daran, diese Codeänderungen vorzuschlagen. Die Tatsache ist nur, dass es in der breiteren Bitcoin-Gemeinschaft, zu der Entwickler, Miner und Knotenbetreiber gehören, aus verschiedenen Gründen keine große Unterstützung für die Annahme dieser Codeänderungen gibt.
- Es gibt bereits eine weniger energieintensive Version von Bitcoin namens "BitcoinPoS", die auf dem Proof-of-Stake-Algorithmus basiert. Bislang konnte sie keine nennenswerte Anzahl von Nutzern anziehen.
- Der Grund dafür, dass die Schaffung neuer Bitcoins mit physischer Energie verbunden ist, macht sie zu einem knappen Gut und damit zu hartem Geld - dies wird in der Bitcoin-Gemeinschaft als Merkmal und nicht als Fehler angesehen. Im Gegensatz zur Fiat-Geldschöpfung, bei der die marginale Energie, die für die Schaffung neuen Geldes erforderlich ist, gleich Null ist, ist das Angebot theoretisch unbeschränkt und unbegrenzt.
- Es gibt mehrere Beispiele aus dem wirklichen Leben, bei denen der Wechsel von physischen Zwängen (die physische Energie erfordern) zu abstrakten Machthierarchien zu schlechteren Ergebnissen geführt hat, z. B. bei Kontrollen in der Luftfahrt.
- In der Blockchain-Theorie besteht ein erheblicher Zielkonflikt zwischen Sicherheit, Skalierbarkeit und Dezentralisierung (sogenanntes "Skalierbarkeits-Trilemma"). Während Proof-of-Stake-Algorithmen den Energieverbrauch reduzieren und die Skalierbarkeit im Vergleich zu Proof-of-Work potenziell erhöhen, geht dies tendenziell auf Kosten der Dezentralisierung und Sicherheit.
Autoreninfo
André Dragosch, 10+ Jahre in deutscher Finanzbranche, Former Head of Research bei Deutsche Digital Assets (DDA) in Frankfurt, Fokus auf digitale Assets und Bitcoin Research.
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