Teuflische Hedgefonds
Hedgefonds werden dafür verantwortlich gemacht, dass der Euro in den letzten Wochen kräftig abwertete.
Und nun soll das Britische Pfund ins Visier der Spekulanten geraten sein. Die öffentliche Empörung darüber ist groß, denn die Kursbewegungen, die durch die „Spieler“ verursacht werden, haben reale Auswirkungen auf Unternehmen, Einkommen und Beschäftigung. Doch bei solchen Diskussionen werden gerne Ursache und Wirkung verwechselt, denn erst einmal muss eine Schieflage am Markt vorhanden sein, bevor Fonds auf eine Auflösung dieser Schieflage spekulieren können. Am Devisenmarkt sind dies in der Regel staatlich reglementierte Wechselkurse, die nicht mehr mit den ökonomischen Gegebenheiten übereinstimmen. Paradebeispiel ist die Spekulation des Hedgefonds von George Soros gegen das Britische Pfund im Jahr 1992. Zu der Zeit war das Pfund im Europäischen Wechselkurssystem und die Regierung in London hatte es versäumt, das Pfund frühzeitig abzuwerten. Die Schieflage hatte sich aufgestaut und musste dann schlagartig durch das Ausscheren des Pfunds aus dem EWS und eine massive Abwertung korrigiert werden.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Marktmanipulationen sind kurzfristig möglich
Hedgefonds oder andere spekulative Anleger wirkten in diesem Fall und bei anderen Gelegenheiten als marktwirtschaftliches Korrektiv, sie sind nicht verantwortlich für die Schieflagen. Das ist nun nicht anders. Die Abwertung des Euros erhöht den Druck auf Griechenland und die gesamte Eurozone, die Probleme, die viel zu lange übertüncht wurden, zu lösen. Davon profitieren letztlich alle. Auch zunehmender Abwertungsdruck auf das Pfund würde der Regierung in London zeigen, dass sie die Staatsfinanzen in Ordnung bringen muss. Marktmanipulationen durch einzelne große Hedgefonds sind natürlich möglich, auch das Streuen falscher Gerüchte kommt vor, aber eine Verschwörung mehrerer Hedgefonds gegen eine Währung oder ein Land, wie zuletzt in manchen Medien vermutet, ist kaum denkbar. Denn: Beruhen die Spekulationen nicht auf echten Schieflagen, dann laufen die Hedgefonds letztendlich selbst ins offene Messer.
Mehr Chancen, aber auch mehr Risiken
Insgesamt hat der zunehmende Einfluss von Hedgefonds oder spekulativen Anlegern im Allgemeinen dazu geführt, dass die Kursausschläge am Devisenmarkt in den letzten Jahren zugenommen haben. Nach Ansicht der Bank for International Settlements mit Sitz in Basel ist auch die Bedeutung von Zinsdifferenzen für die Entwicklung der Wechselkurse deutlich gestiegen. Das ist vor allem den Carry Trades zu verdanken, die auf diesen Zinsdifferenzen basieren. Es ist anzunehmen, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren fortsetzt. Was bedeutet das für das Anlegen am Devisenmarkt? Die starken Kursausschläge bieten für den privaten spekulativen Anleger höhere Chancen, aber auch höhere Risiken. Bei der Umsetzung langfristiger Strategien ist es dagegen wichtig, gute Nerven zu besitzen und den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in eine Währung zu erwischen.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.