Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Quo vadis EUR/USD?

09.11.09 08:54 Uhr

Quo vadis EUR/USD? | finanzen.net

Es gibt einige Experten, die rechnen mit einer starken Erholung der Weltkonjunktur.

Erfahrungen aus der Vergangenheit würden zeigen, dass die Analysten und die Marktteilnehmer insgesamt nach einer Rezession in der Regel die neue Wachstumsdynamik unterschätzen. Daher werde es in den nächsten Monaten sukzessive zu weiteren Anhebungen der Prognosen für das Wirtschaftswachstum und für die Unternehmensgewinne kommen. Die Aktienmärkte könnten daher weiter steigen, was für den US-Dollar nach dem Schema der letzten Monate anhaltenden Abwertungsdruck und vice versa einen Anstieg von EUR/USD bedeuten würde. Diese Argumentation berücksichtigt allerdings meiner Ansicht nach nicht ausreichend, dass die Börsenrallye der letzten Monate nicht nur auf die Verbesserung der Fundamentaldaten, sondern zum großen Teil auch auf die Überschwemmung der Märkte mit Liquidität zurückzuführen war.

Gibt es ein neues „Deleveraging“?

Über die Frage, ob die Aktienmärkte inzwischen zu hoch bewertet sind oder ob noch Kursspielraum nach oben besteht, kann man sich streiten, unstrittig ist aber, dass bei einer Verknappung der Liquidität die Kurse rasch wieder fallen können. Die Korrektur an den Aktienmärkten in den letzten Wochen war nicht zuletzt auf die Furcht vor neuen Finanzierungsschwierigkeiten bei den Banken und vor einem Austrocknen der Liquidität zurückzuführen. Ein „Deleveraging“ wie nach der Lehmanpleite ist zwar nicht zu erwarten, aber eine Fortsetzung der Korrektur an den Börsen ist durchaus möglich. Fundamentale Erwägungen werden dann nur eine untergeordnete Rolle spielen. Für den US-Dollar würde dies weiteren Aufwertungsdruck bedeuten. Und da der Devisenmarkt häufig mit starken Kursausschlägen auf solche neuen Entwicklungen reagiert, könnte EUR/USD deutlich fallen. Charttechnisch gibt es allerdings derzeit keine Indizien, die für einen bevorstehenden Kursrückgang sprechen. Im Übrigen würde das auch die fundamentale Schwäche des US-Dollars nicht in Frage stellen und wäre nur ein Intermezzo im langfristigen Ausverkauf der US-Währung.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.