"Willkommen auf der Party"

Winklevoss-Brüder: Facebooks Libra ist "sehr positiv" für die Krypto-Branche

15.07.19 17:33 Uhr

Winklevoss-Brüder: Facebooks Libra ist "sehr positiv" für die Krypto-Branche | finanzen.net

Bekannt wurden die Winklevoss-Zwillinge durch ihre Klage gegen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Trotz der Rivalität äußerten sich die beiden jüngst aber sehr positiv zu Facebooks Kryptowährung Libra und heißen Zuckerberg "willkommen auf der Party".

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"Willkommen auf der Party"

Im Jahr 2004 reichten die Winklevoss-Zwillinge Tyler und Cameron Klage gegen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ein. Sie warfen ihm vor, die Idee für das Soziale Netzwerk von ihnen gestohlen zu haben. Der Rechtsstreit endete schließlich mit einer Vergleichszahlung von Zuckerberg an die Brüder über rund 65 Millionen US-Dollar. Das Verhältnis zwischen den ehemaligen Harvard-Kommilitonen war demnach nicht das Beste.

Nun aber hatten die Winklevoss-Brüder, die seit Jahren in der Krypto-Branche tätig sind und vor etwa 4 Jahren die New Yorker Krypto-Börse Gemini sowie eine eigene Kryptowährung, den Gemini-Dollar, mitgründeten, eine ausgesprochen positive Botschaft für Zuckerberg bezüglich Facebooks neuem Coin: "Willkommen auf der Party". Sie fragten zudem: "Warum hast du so lange gebraucht?", wie Bloomberg berichtet. Libra ist "sehr positiv für Krypto und sehr positiv für Bitcoin", lobte Tyler Winklevoss den Eintritt des einstigen Konkurrenten in die Krypto-Sphäre. "Ein Unternehmen mit dem Format von Facebook, das über das Wort ‘Krypto’ spricht, entmystifiziert es, nimmt einige Ängste von einigen Leuten - es könnte andere Ängste hervorrufen, vielleicht aus Gründen des Datenschutzes oder der Privatsphäre oder so - aber die Tatsache, dass ein börsennotiertes Unternehmen, das ein großer Teil unserer Wirtschaft ist, tatsächlich etwas wirklich Ernstes in Krypto tut, entmystifiziert es sehr stark und ich denke, es ist ein großer Gewinn für diese Branche", sagte der Winklevoss-Zwilling bei einer Veranstaltung in New York vergangene Woche. Denn viele Menschen hätten bereits einen Facebook-Account. Nun, da das Netzwerk seine eigene Kryptowährung herausbringt, bestünde die Hoffnung, dass die Menschen Libra schneller akzeptierten, da sie Facebook bereits kannten und wüssten, wer dahinter stecke, so die Annahme der Brüder.

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Stellt Libra eine Bedrohung dar?

"Libra ist definitiv eine Bedrohung für Stable Coins, die über den Handel mit Use Cases hinauswachsen wollen, da Facebook das Potenzial hat, den digitalen Handel und Zahlungsverkehr zu dominieren", merkte Eric Turner, Forschungsleiter bei Messari, an. Damit ist er bei weitem nicht der Einzige, der Bedenken bezüglich der neuen Cyber-Devise äußerte. So nahmen auch Regulierungsbehörden und die US-Notenbank Federal Reserve Libra ins Visier. "Libra wirft viele ernsthafte Bedenken in Bezug auf Privatsphäre, Geldwäsche, Verbraucherschutz und Finanzstabilität auf", sagte Notenbankchef Jerome Powell vergangenen Mittwoch in einer Anhörung vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses. Auch das House Committee on Financial Services selbst warnte, Libra "stellt systematische Risiken dar, die die US-amerikanische und globale Finanzstabilität gefährden".

Die Winklevoss-Brüder rieten Zuckerberg daher in einem Interview mit MarketWatch: "Arbeite mit den Regulierungsbehörden zusammen. Sprich mit ihnen. Wir sind definitiv durch die Vordertür gegangen, und wir haben versucht, die Regulierungsbehörden aufzuklären und die Verordnung in einer durchdachten Art und Weise zu gestalten, denn wenn man die Verordnung falsch versteht, kann sie die Innovation ersticken, aber die richtige Verordnung lässt die Innovation gedeihen, und wir denken, dass wir dieses richtige Gleichgewicht mit New York erreicht haben".

Winklevoss-Zwillinge: Viele weitere werden folgen

Eine Regulierung sei außerdem wichtig, da Libra erst der Vorbote zahlreicherer weiterer kommender Kryptowährungen sei. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die anderen Tech-Riesen dem Beispiel Facebooks folgen würden, sind sich die Winklevoss-Zwillinge sicher. "Jeder kommt in die Krypto-Branche. In den nächsten zwei Jahren wird jedes FAANG-Unternehmen - Sie wissen schon, Facebook, Apple, Netflix, Amazon - wahrscheinlich ihre eigenen Münzen oder Projekte haben und sie beobachten Libra wahrscheinlich genau, um zu sehen, wie es läuft", sagte Cameron Winklevoss vergangene Woche in New York. "Unsere These ist, dass der Raum hier bleibt und immer größer wird. Wir sind langfristige Hodler", also Krypto-Bullen, die weiterhin an den Erfolg der digitalen Coins glauben, ergänzte Tyler.

Mittlerweile sollen die Winklevoss-Zwillinge offenbar sogar darüber nachdenken, sich der Libra Association anzuschließen. "Wir schauen es uns definitiv ernsthaft an und wir sind aufgeregt wegen des Projekts", zitiert CoinDesk Cameron. Auf die Frage, ob Libra den Streit zwischen ihnen und Zuckerberg nicht wieder entfache, äußerten sich Tyler und Cameron mehrfach optimistisch - sie seien nun "Frenemies" oder "friendly enemies", also freundliche Feinde. "Wir denken eigentlich, dass es ein sehr interessanter Handel ist, [...]", denn Libra sei von der Art her etwas ganz anderes als der Gemini-Dollar, "[...] also denken wir, dass es einen Anwendungsfall für beide Arten von Instrumenten gibt, es sind nicht Äpfel und Äpfel. Ich denke, dass ein Bitcoin-Libra-Handelspaar oder ein Libra-Gemini-Dollar eigentlich sehr interessant sein könnte", zitiert MarketWatch Tyler. Die Brüder können sich sogar vorstellen, Libra eines Tages bei Gemini zu listen: "[…] Wir werden Libra gründlich bewerten und es könnte tatsächlich ein Vermögenswert sein, der eines Tages gelistet wird, wenn es sich um ein offenes Protokoll handelt; das ist möglich", gibt Cointelegraph Tylers Worte wider. Zunächst wollen sich die Brüder aber weiterhin auf den Aufbau ihrer Krypto-Börse konzentrieren: "[Unser Ziel] ist Expansion, globale Expansion... wir bauen unsere mobile App weiter aus und werden wahrscheinlich bis zum Jahresende weitere Assets hinzufügen", erklärte Cameron gegenüber MarketWatch.

Es dürfte also spannend bleiben, wie sich das angespannte Verhältnis zwischen Mark Zuckerberg und den Winklevoss-Zwillingen weiter entwickelt und ob es in naher Zukunft tatsächlich sogar zu einer Zusammenarbeit kommt.

Redaktion finanzen.net

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