Heiße Hebel für Trader

CFDs: Hier werden Sie geholfen

20.02.13 03:00 Uhr

Beim Buhlen der Anbieter von Contracts for Difference (CFD) um Anleger wird der Service immer wichtiger. Broker lassen sich viel einfallen, um Kunden zu gewinnen.

von Norbert Hofmann, Euro am Sonntag

Die große Börsenwelt ruft. Soll es ein Wochenendworkshop mit Profihändlern im fränkischen Traderhotel Franziskushöhe sein? Oder lieber ein Abendseminar beim Berufshändler Michael Voigt über die sieben Tradingsünden?

Für Kunden von CFD-Brokern sind solche Angebote schon fast Routine. Ihnen werden diese Trainingsgelegenheiten regelmäßig kostenlos offeriert. Wer keine Zeit für Seminare, Workshops und Vorträge hat, der kann auf Videos, Marktanalysen und Software-Tools zurückgreifen.

Trotz aller Hilfsmittel winken Gewinne jedoch nur jenem Anleger, der mit seiner persönlichen Anlageentscheidung die Märkte richtig einschätzt. Denn dieses eherne Gesetz können auch die Anbieter elek­tronischer CFD-Handelsplattformen nicht aushebeln.

Sie setzen mit einer wachsenden Fülle von Informationen, Service und Schulungen aber einiges daran, dass ihre Klientel zumindest gut gerüstet ins Börsenrennen geht. Das tun sie natürlich auch, um neue Kunden für sich zu begeistern und bereits aktive Trader weiter an sich zu binden. „Neben Transparenz und Ausführungsqualität entscheidet der Service in hohem Maße über unseren geschäftlichen Erfolg“, weiß Stefan Hötte, Vertriebsmanager bei IG, einem aus England stammenden CFD-Anbieter. Seine regelmäßigen Webinare stoßen bei den CFD-Tradern auf großes Interesse, wie auch die Infoangebote der Konkurrenz.

Da geht es dann im Online-Seminarraum um Fragen zur Handelsplattform oder zum Risikomanagement, zur Charttechnik oder zu den Eigenheiten bestimmter Basiswerte. Schließlich kann via CFD nicht nur auf Aktien und Indizes, sondern auch auf Devisen oder Rohstoffe spekuliert werden.

Profi plus Livetrade — das zieht
Noch prickelnder wird das Ganze, wenn Anleger renommierte Profihändler treffen können. Bei solchen Live­trading-Events in Seminarräumen oder sogar Sälen setzen nicht wenige Anleger das präsentierte Know-how an ihrem Notebook oft gleich in echte Trades um. „Gemessen an den Besucherzahlen stößt die Verknüpfung von Livetrading und Börsenexperten auf die größte Resonanz“, sagt Martin Krüger, der Geschäftsführer von FXFlat.

Der zur Vermögensverwaltung Heyder Krüger und Kollegen in Ratingen gehörende Finanzdienstleister wickelt die CFD-Orders zwar über den britischen Market Maker GFT ab, Service, Seminare und Infoangebote werden aber ebenso wie bei anderen ausländischen Konkurrenten vor Ort in Deutschland ausgebaut. Die Bereitstellung aktueller Wirtschaftsnachrichten und täglicher Börsenberichte ist da fast schon selbstverständlich.

Auf starke Nachfrage stoßen da­rüber hinaus die charttechnischen Tools der Handelsplattformen. Da können per Knopfdruck Chartmuster an den Basiswert angelegt oder Alarmsignale zu Kurswiderständen und Wendepunkten programmiert werden. Und wer sich über den passenden Ansatz im Unklaren ist, lässt einfach einen elektronischen „Autochartisten“ für sich arbeiten.

Hinzu kommt das professionelle Know-how von Börsenexperten. „Kunden finden zu Lernzwecken auf unserer Website mehr als 30 sorgfältig ausgewählte Profistrategien, die in Texten und Filmen erläutert werden“, sagt Christian Schneider vom Broker WH SelfInvest. Die Kunden können die Strategien dann in kostenlosen Demos oder live testen.

Immer mehr CFD-Anbieter wollen ihrer Klientel zudem einen Einblick in das Verhalten anderer Anleger geben. Im „Insight Analysecenter“ von IG etwa kann man beobachten, in welchen Märkten sich die Kunden gerade engagieren und ob die Gewichtung stärker auf der Kauf- oder auf der Verkaufseite liegt.

Social Trading ist im Trend
Der Broker CMC Markets plant die Einführung eines Tools, das die Stimmung der Kunden — das Kunden-Sentiment — ermitteln soll. Dabei wird für jeden Basiswert die Positionierung der Kunden publiziert. Vorreiter einer noch weiter gehenden Entwicklung ist der seit Juni in Deutschland aktive britische Anbieter Gekko Global Markets, der über seine Anbindung an die Social-Trading-Plattform Ayondo die Orientierung an Tophändlern ermöglicht.

Deren Erfolge werden zuvor in ­einem Zertifizierungsverfahren geprüft, um die Wahrscheinlichkeit von Zufallstreffern zu verringern. „Bei der Depotbeimischung ist Social Trading ein großes Thema“, sagt Sarah Brylewski, Deutschland-Chefin von Gekko Global Markets.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Angebot wächst. Währungs­orientierte Anleger finden seit Kurzem beim Devisenspezialisten Alpari, der auch CFD-Handel anbietet, unter dem Namen „TraderConnect“ ein eigenes soziales Netzwerk. „Hier können sich Trader austauschen und voneinander lernen, aber auch die einzelnen Käufe und Verkäufe der erfolgreichen und erfahrenen Anleger kopieren“, sagt Heiko Müller, Geschäftsführer bei Alpari Deutschland.

Gleichzeitig ist für Mobilität gesorgt. Maßgeschneiderte Apps für Smartphones, die den Zugang zur Handelsplattform auch von unterwegs ermöglichen, sind Standard. „Circa 60 Prozent unserer Kunden haben schon einmal mobil gehandelt“, sagt Niklas Helmreich, CMC-Geschäftsführer für Deutschland und Österreich. Bezogen auf die Gesamtzahl der Orders machen die ­mobil ausgeführten Deals aber nur 15 Prozent aus. In der Regel dienen die Apps dazu, Kurse oder eigene ­offene Positionen im Auge zu behalten, um sie bei akutem Handlungsbedarf schnell schließen zu können. „Unsere mobilen Anwendungen stoßen vor allem auch deshalb auf hohe Akzeptanz, weil sie ein Gefühl von Sicherheit vermitteln“, erklärt IG-Manager Hötte.

Insgesamt gesehen bietet das immer breitere Service- und Informationsspektrum der CFD-Anbieter aber mehr als nur das. Die Webinare und Events mit den Profis beispielsweise rufen typische Tradingfehler wieder in Erinnerung und geben Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Interessant ist auch, ob und wie vorbörsliche Indikatoren für die eigene Positionierung bei der Markteröffnung genutzt werden können. Außer Frage steht zudem, dass rasch abrufbare Wirtschafts- und Chartanalysen gerade den vielen kurzfristig orientierten CFD-Tradern bei der Entscheidungsfindung helfen. Garantien auf Gewinn bieten sie aber ebenso wenig wie die Informationen zum Verhalten anderer Anleger. Da gilt: Die Sieger von gestern können die Verlierer von morgen sein. Und ob die Mehrheit für einen Trend oder einen Kontraindikator steht, das muss jeder selbst beurteilen.

Charttools, vorbörsliche Indikatoren, Profitipps und Sentiment-Analysen bieten Unterstützung — nicht mehr, aber auch nicht weniger. Anleger können die Hilfsmittel zwar nutzen, sollten sich aber nicht zu sehr beeinflussen lassen. Zumal gerade bei gehebelten CFDs schmerzhafte Verluste drin sind. Und Kauf- und Verkaufsentscheidungen müssen sie immer noch selbst treffen.

Contract for Difference (CFD)
Anlageform für risikobereite Anleger

Beim Contract for Difference , kurz CFD, haben Anleger gegenüber dem Kontraktanbieter einen vertraglichen Anspruch auf die absolute Differenz zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs der jeweiligen Basiswerte. Das sind in der Regel Indizes, Devisen, Rohstoffe oder Bonds. Der Kapitaleinsatz ist meist auf eine geringe Sicherheitsleistung ­begrenzt. Dadurch entsteht ein Hebeleffekt. Beim DAX ist ein Einsatz von einem Prozent des Indexwerts üblich. Der Trader ist also mit einem stattlichen Hebel von 100 positioniert. Schon kleine Kursausschläge führen zu hohen Erträgen oder Verlusten. Gewettet werden kann auf steigende und fallende Kurse. Vorsicht: Das Risiko ist oft nicht auf die Sicherheitsleistung beschränkt. Broker können einen Nachschuss verlangen oder Positionen liquidieren.