Strategiewechsel für das Depot
In den vergangenen Wochen sind des Öfteren Worte gefallen wie Zeitenwende oder Paradigmenwechsel.
Und in der Tat bedeutet die aktuelle russische Invasion in der Ukraine eine Zäsur, führt sie uns doch erstmals in diesem Jahrtausend vor Augen, wie die Schrecken eines Krieges in Europa aussehen und wie sich die Bedrohung einer nuklearen Auseinandersetzung anfühlt.
Auf den ersten Blick ist es daher auch verwunderlich, dass die Aktienmärkte vergleichsweise kalt reagieren. Zwar setzte zu Beginn des Krieges der DAX seine schon zuvor begonnene Korrektur mit einer erhöhten Dynamik fort. Doch seit nunmehr gut zwei Wochen steigt er auch schon wieder rasant. Und auch die implizite Volatilität, dargestellt durch den VDAX New, zeichnet ein auf den ersten Blick irritierendes Bild: Der VDAX New, ein Spiegelbild der Unsicherheit der Anleger, hat kurz nach Kriegsbeginn ein neues 20-Monatshoch erklommen - nur um anschließend wieder fast auf die Niveaus der Vorkriegszeit zu fallen. Es sieht alles fast wieder ein bisschen nach Routine aus.
Bemerkenswert ist ja, dass die Marktteilnehmer vor gut zwei Jahren, zu Beginn der Corona-Krise, wesentlich beunruhigter waren als jetzt. So crashte der DAX seinerzeit so stark wie nie zuvor in so kurzer Zeit. Und der Volatilitäts-Index VDAX New, also besagter Gradmesser der Unsicherheit, sprang auf ein Niveau, das sich in Rekordsphären wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 bewegte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass auch im Anschluss an diesen Corona-Crash sich die Börse wieder schlagartig berappelte und dass die Volatilität fast ebenso schnell wieder ihre historischen Höchststände verließ. Und das, obwohl auch damals niemand an der Börse - und auch sonst irgendwo - absehen konnte, wie lange Covid die Welt in Atem halten würde. Genau genommen weiß man das ja heute noch nicht.
Nun sind Vergleiche mit der Vergangenheit ohnehin müßig. Aber ebenso wie die aktuelle Situation sind sie eines: der Beweis dafür, dass die Börse unberechenbar ist. Für Marktteilnehmer heißt das: Sie müssen über einen Paradigmenwechsel vielleicht auch in ihrem Depot nachdenken. Klassische Anlagestrategien sind in einer anderen Zeit entwickelt worden und der zeitgemäße Anleger muss auch flexiblere Anlageinstrumente nutzen. Instrumente, die wie CFDs das Setzen sowohl auf steigende als auch fallende Kurse ermöglichen - eventuell noch mit Hebel -, sollten in das Repertoire beider Anlegerkategorien gehören: Da sind diejenigen Anleger, die ihren offensiven Investments eine Extra-Dynamik verleihen wollen, um die optimale Rendite aus den derzeit hektischen Bewegungen zu ziehen. Und da sind diejenigen Investoren, die ihre langfristig ausgerichteten Haltestrategien in Zeiten wie diesen kostengünstig gegen eben solche Turbulenzen absichern wollen.
Eines haben beide gemeinsam. Sie müssen für Rendite mehr leisten als früher. Denn die gestiegene Inflation macht Performance unter dem Strich noch schwieriger. Der Krieg hat daran nichts geändert. Ganz im Gegenteil.
Rafael Neustadt ist Vorstandsvorsitzender des Contracts for Difference Verband e.V. (CFD-Verband) und ist seit 25 Jahren in der CFD Branche aktiv. Nachdem er einige Jahre bei der Deutschen Bank in Düsseldorf tätig war, wirkte er an der Gründung der FXFlat Wertpapierhandelsbank mit, deren Geschäftsführer Rafael Neustadt ebenfalls ist.