Euro: Der Wettlauf der Zentralbanken
Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet. Der Wechselkurs könnte zu einem Thema im Handelskonflikt zwischen den USA und Europa werden.
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 89,4% verzeichnet hat (Stand 30.09.2019).
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich teilweise auch auf den Devisenmarkt verlagert. Die Führung in Peking versucht, die negativen Auswirkungen der US-Zölle auf die eigene Wirtschaft durch eine gezielte Abwertung der eigenen Währung teilweise abzufedern. Das verdeutlicht, dass den Wechselkursen in der aktuellen Wirtschaftslage eine Schlüsselrolle zukommen könnte. In naher Zukunft könnte das Verhältnis des US-Dollar zum Euro stärker in den Blickpunkt geraten.
Kein Spielraum in Europa
Im Jahr 2017 hatte der Euro gegenüber dem US-Dollar massiv aufgewertet. Ursächlich dafür war damals u.a. ein deutlicher Anstieg der Marktzinsen am langen Ende in Europa, mit dem eine Wende in der EZB-Geldpolitik - insbesondere zunächst das Ende des Anleihenkaufprogramms - eingepreist wurde. Doch während die FED im Nachgang die Zinsen zunächst weiter angehoben hat, ist die europäische Zentralbank beim Kurswechsel auf halber Strecke stehengeblieben. Der neuerliche Wirtschaftsabschwung in der Eurozone hat die langfristigen Zinsen wieder massiv gedrückt und das Risiko einer restriktiveren Geldpolitik deutlich erhöht. Daher ist der Euro zum Dollar wieder stark unter Druck geraten - worauf die EZB mit neuen Lockerungsmaßnahmen antwortet.
Der Lockerungswettlauf
Seit dem Jahresanfang hat der Euro knapp 4 % seines Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Dass es nicht mehr geworden ist, liegt auch daran, dass die FED von einer deutlichen Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik ebenfalls zum Umdenken gezwungen wurde und den Leitsatz inzwischen in zwei Schritten um jeweils 25 Basispunkte (auf 1,75 bis 2,00 %) reduziert hat. Die weitere Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses dürfte nun auch davon abhängen, welche Zentralbank mit den neuen expansiven Maßnahmen aggressiver agiert und damit ihre Währung stärker schwächt.
Fazit zu Euro
Der Euro wertet aktuell zum US-Dollar kontinuierlich ab und spiegelt damit die wirtschaftliche Schwäche des Euroraums wider, die die EZB zu einer neuerlichen Lockerung der Geldpolitik zwingt. Die US-Regierung dürfte das mit Argusaugen beobachten, denn ein zu starker US-Dollar bedeutet einen weiteren Wettbewerbsvorteil für die europäischen Exporteure und eine Belastung der Konjunktur in Übersee. Es daher durchaus möglich, dass Präsident Trump bald auch dieses Thema problematisiert - womit der Euro-Dollar-Wechselkurs noch stärker zu einem politischen Spielball würde.Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 1.701 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,4 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 89,4% verzeichnet hat (Stand 30.09.2019).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
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