Euro: Das Schreckgespenst ist verschwunden
Im Frühjahr waren die Sorgen groß, dass die rapide Euro-Aufwertung die europäische Wirtschaft ausbremst. Nach der Konsolidierung des Eurokurses scheint die Gefahr deutlich reduziert.
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,2 % verzeichnet hat (Stand 13.07.18, 18.25 Uhr).
Insbesondere in diesem Frühjahr war die Kursentwicklung des Euro eins der großen Aufregerthemen an der Börse. Die Gemeinschaftswährung hatte binnen Jahresfrist um mehr als 15 % gegenüber dem US-Dollar zugelegt, was sich zu einer echten Belastung für die europäische Wirtschaft und damit auch für den DAX entwickelte. Inzwischen hat der Euro den kurzfristigen Aufwärtstrend gebrochen und um über 7 % vom Hoch korrigiert. Ist das Problem damit ausgestanden?
FED stützt den Dollar
Den letzten Aufschwung des Euro zur Jahreswende 2017/18 hatte die US-Regierung mit der Steuerreform ausgelöst, die Zweifel an der Solidität der US-Staatsfinanzen und Sorgen vor einem deutlichen Inflationsanstieg schürte. Und in der Tat ist die Preissteigerungsrate in Übersee deutlich auf dem Vormarsch: Lag diese vor einem Jahr noch bei 1,6 %, waren es zuletzt schon 2,8 %. Dass der US-Dollar trotzdem in diesem Jahr die Trendwende zum Euro geschafft hat, dürfte auch an der Notenbank FED liegen. Diese hat mit bereits zwei Schritten um 25 Basispunkte das Tempo der Zinsstraffung leicht erhöht und wird in diesem Jahr vermutlich noch zwei Mal nachlegen.
Wettbewerb der Schwäche
Steigende Inflationserwartungen und kurzfristige Zinsen haben auch die US-Renditen für 10-jährige Staatsanleihen binnen Jahresfrist von 2,4 auf 2,8 % nach oben getrieben. Dennoch ist damit der für die Währung wichtige Realzins (Zins minus Inflation) von 0,8 auf 0,0 % gesunken. Das würde eigentlich eine weitere Abwertung des US-Dollar zum Euro nahelegen, wenn Europa nicht genauso schwach wäre. Während der Leitzins in der Eurozone weiter auf der Nullmarke verharrt, ist beispielsweise der Zinssatz für zehnjährige deutsche Staatsanleihen seit Mitte Juli 2017 von 0,5 auf 0,3 % gesunken. Damit hat der Realzins für Deutschland, die wichtigste Volkswirtschaft der Eurozone, binnen Jahresfrist sogar von -1,2 auf -1,8 % abgenommen.
Fazit zum Euro
Eine steigende Inflation und ein sinkender Realzins sprechen isoliert betrachtet für eine Abwertung sowohl des US-Dollar als auch des Euro. Im direkten Vergleich sind die Unterschiede zwischen den beiden Währungsräumen aber nicht groß. Binnen Jahresfrist ist etwa der Realzins in den USA um 0,8 Prozentpunkte gesunken, der deutsche hingegen um 0,6 Prozentpunkte. Das wirkt wie ein Patt, wobei die Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen einen leichten Ausschlag pro US-Dollar geben könnte. Wir gehen davon aus, dass der Eurokurs die Zwischenhochs aus dem Frühjahr nicht mehr übertreffen wird und dass der Aktienmarkt aus dieser Richtung kein größeres Störfeuer zu erwarten hat.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.300 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 18,3 Prozent pro Jahr (Stand: 30.06.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 114,2 % verzeichnet hat (Stand 13.07.18, 18.25 Uhr).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
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