Schroders: Zehn Themen am Aktienmarkt für 2025 und darüber hinaus

13.02.25 09:48 Uhr

Marktk­ommen­tar von David Philpotts, Head of QEP Strategy and Equity Solutions, QEP Invest­ment Team, und Lukas Kamblevicius Co-Head of QEP Invest­ment Team bei Schroders. In diesem gehen sie auf zehn Themen ein, die den Aktien­markt in diesem Jahr und darüber hinaus beein­flussen werden.

1. Die Volatilität der Aktien­markt­renditen wird zunehmen

Die Widerstandsfähigkeit der meisten Aktienmärkte in den letzten zwei Jahren sollte uns nicht zu optimistisch stimmen. Viele gute Nachrichten sind eingepreist und es gibt Anzeichen einer Übertreibung. Dies erhöht das Risiko größerer Turbulenzen, die durch mehrere Katalysatoren ausgelöst werden können.

2. Die Konzentration auf dem US-Markt bleibt bestehen

Die derzeit hohe Marktkonzentration in den USA ist nicht ungewöhnlich. Für Anleger:innen sollten Fehlbewertungen auschlaggebender sein. Auf dieser Basis sehen wir keine starken Anhaltspunkte für eine Blasenbildung, die Marktkonzentration dürfte jedoch vorerst anhalten.

3. KI-Enthusiasten werden auf die Probe gestellt

Die Aussicht auf Produktivitätssteigerungen hat dazu geführt, dass Unternehmen in den kommenden Jahren schätzungsweise 1 Bio. US-Dollar für KI-Investitionen ausgeben werden. Die mit der KI verbundenen Kosten sinken allerdings im Laufe der Zeit möglicherweise nicht genug, um die Automatisierung kostengünstig zu machen. Während die langfristige Produktivität zweifellos höher sein wird, wissen wir noch nicht, um wie viel und in welchem Zeitraum sich dies manifestieren wird. Hierzu sind konkretere Fallstudien notwendig. In der Zwischenzeit vermuten wir, dass wir kurz vor dem Höhepunkt der überhöhten Erwartungen stehen könnten.

4. US-Aktien dürften dominant bleiben, doch Vorteile einer globalen Diversifizierung werden attraktiver

Die USA haben sich in den letzten Jahrzehnten vom Rest der Welt abgehoben, und Prognosen deuten darauf hin, dass dies auch so bleiben wird. Das stärkste Argument für eine Abkehr von der US-Dominanz ist bewertungsbasiert, da der US-Aktienmarkt teuer erscheint, unabhängig vom Einfluss der Magnificent 7.

Die hohe Ertragskraft der US-Unternehmen scheint jedoch den Bewertungsaufschlag zu rechtfertigen. Unabhängig davon ist ein Großteil der guten Nachrichten eingepreist, und die Aussichten auf attraktive Chancen anderswo sind gestiegen, was für eine regionale Diversifizierung spricht. Uns gefallen die USA aus Bottom-up-Perspektive immer noch, wir identifizieren aber zunehmend Chancen in Kontinentaleuropa und Japan.

5. Value-Aktien könnten beliebter werden

Value Investing erlebte 2024 ein weiteres schwieriges Jahr, das allerdings fast ausschließlich auf die Dominanz der großen US-Aktien zurückzuführen war. Value funktionierte außerhalb der USA viel besser. Wichtig ist, dass die Fundamentaldaten von günstigeren Aktien weiterhin einen guten Eindruck machen.

Wir werden uns weiterhin auf den langfristigen Sweet Spot konzentrieren, erschwingliche Qualität auf Bottom-up-Basis zu identifizieren. Dies birgt auch Diversifikationsvorteile, wenn der Markt wieder in einen „Risk-On-Modus“ verfällt.

6. Small-Caps sind nicht ohne Grund günstig, aber es gibt Rohdiamanten

Small-Caps werden oft als „günstig“ bezeichnet, doch aus fundamentaler Sicht spricht weniger für sie. Rund drei Viertel des US-Small-Cap-Universums kann aus bilanzieller Sicht als „gefährdet“ eingestuft werden (Stand: Dezember 2024, basierend auf proprietären Indikatoren, Quelle: Schroders). Ihre europäischen Pendants sind weniger stark verschuldet, aber mit einer größeren wirtschaftlichen Unsicherheit konfrontiert. Kleinere Unternehmen in Japan weisen einen viel geringeren Verschuldungsgrad und stabilere Aussichten auf. Obwohl es sicherlich Rohdiamanten in allen Regionen gibt, scheint uns eine Small-Cap-Rallye nicht bevorzustehen.

7. Schwellenländer-Investments erfordern stärkeres Risikomanagement 

Die wichtigsten Fragen hinsichtlich Schwellenländer-Investments sind dreierlei: das Ausmaß von Trumps Zöllen, die Reaktion der US-Notenbank (Fed) auf die bevorstehenden Inflationsdaten (und ihre Folgen für den US-Dollar) und Chinas Erfolg bei der Ankurbelung des Binnenkonsums. Daher empfehlen wir einen Ansatz, der auf ein stärkeres Risikomanagement abzielt.

8. Beim US-Dollar gilt es, die kurzfristige Dynamik gegen längerfristige Sorgen abzuwägen

Die Fed dürfte wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die Zinsen deutlich zu lockern, wovon erneut der US-Dollar am meisten profitieren würde. Die Mehrheit am Markt geht davon aus, dass Donald Trumps Politik den US-Dollar im nächsten Jahr noch weiter in die Höhe treiben wird.

Der Markt hat bereits eingepreist, dass Trump seine Versprechen einhalten wird – das ist das vielleicht wichtigste Argument für eine Abwertung des US-Dollars. Es gibt vielleicht mehr Klarheit über den längerfristigen Gegenwind, mit dem der Greenback konfrontiert ist, nicht zuletzt die Aussicht, dass Steuersenkungen in den USA das Vertrauen in die Haushaltslage des Landes untergraben.

9. Reale Fortschritte bei der Nachhaltigkeit trotz durchwachsener Anlageergebnisse 

Die Performance von ESG-Portfolios wurde erneut durch die Dominanz der großen Aktien beeinträchtigt. Positiv zu vermerken sind Anzeichen für anhaltende Fortschritte bei der Festlegung von CO2-Emissionszielen durch Unternehmen. Zudem ist das Kundeninteresse an Klimalösungen gestiegen und auch eine steigende Nachfrage nach naturbezogenen Strategien im Zuge der kürzlich verabschiedeten Offenlegungen der Task Force on Nature-Related Disclosures (TNFD) ist zu erwarten.[1] Wir glauben nicht, dass es einen Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und längerfristiger Anlageperformance geben muss, aber die Umsetzung ist entscheidend.

10. Über 2025 hinaus... Höhere Zinsen und erhöhte Volatilität bleiben

Aktienanleger:innen werden sich an nominale Renditen von unter 5% gewöhnen müssen, was vor allem auf die hohe Ausgangslage der aktuellen Bewertungen, insbesondere auf dem US-Markt, zurückzuführen ist.

Globale Aktienrenditen außerhalb der USA sind auf Terminbasis attraktiver, weil ihre Bewertungen vielversprechender sind und bei einer Kehrtwende des US-Dollars möglicherweise Rückenwind für die Währung bieten. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Rückkehr zu einem höheren Zinsumfeld von Dauer sein wird.

Dieses Umfeld dürfte schlecht geführte Unternehmen vor eine Herausforderung stellen und Anpassungen der Anlagestrategie erforderlich machen, weshalb wir die Bilanzstärke unserer Investments fest im Auge behalten.

Quantitative Analyse mit fundamentalen Erkenntnissen kombinieren, um die Disruption und Volatilität auf den Aktienmärkten zu navigieren

Das Anlageumfeld dürfte nuancierter und volatiler werden. Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des Potenzials des US-Markts bereits eingepreist ist, sollte das Umfeld für Stockpicking besser sein, da Anleger:innen ihren Fokus auf die regionale Diversifizierung und die Nutzung von Chancen jenseits der großen Aktien verlagern.

Ein kombinierter quantitativer und fundamentaler Ansatz ist für die heutigen Märkte gut geeignet. Er bietet einen Mittelweg zwischen passiven „Hands-off“-Ansätzen und traditionelleren aktiven Investmentmanagement-Ansätzen. Ziel solcher Anlagestrategien ist es, die Aktienrisikoprämie so zu erfassen, dass eine hohe relative Volatilität vermieden wird und gleichzeitig das Potenzial für ein konstanteres Renditeergebnis über den Marktzyklus hinweg besteht.

www.fixed-income.org