Mittelstandsanleihen

René Lezard: Mager-Model

23.11.12 12:30 Uhr

Anleihe-Neuemission: Der Textilhersteller René Lezard hat eine Mittelstandsanleihe begeben. Die Gewinne waren zuletzt dünn. Ob sich ein Investment wirklich lohnt.

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von Marc Hofmann, Euro am Sonntag

Thomas Schäfer ist ein solider deutscher Name. Egal ob Schreiner oder Industriemagnat, mit diesem Namen wäre wohl überall Karriere zu machen. Außer in der Modebranche. Denn hier verkaufen sich italienische oder fran­zösische Namen einfach besser.

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Als Schäfer sein Modelabel 1978 gründete, nannte er es daher René Lezard. Weniger extravagant als der Name fiel die Wahl des Standorts aus. Bis heute sitzen die 350 Mitarbeiter des Betriebs in einem Flachbau im unterfränkischen Schwar­zach. Das 3.700-Seelen-Dorf nahe Würzburg ist tiefste Provinz. Doch das hinderte Schäfer nicht daran sich in Metropolen wie New York, Moskau oder London mit exklusiver Mode einen Namen zu machen. Heute betreibt Lezard neben gut zwei Dutzend Läden und Outlets in Deutschland auch Geschäfte in Belgien, Österreich, Holland und der Ukraine.

Um die Expansion nun weiter voranzutreiben, haben die Franken am Mittwoch ihre erste Mittelstandsanleihe begeben. Aufgrund des bekannten Namens war die Nachfrage groß. Binnen einer Stunde war der Bond mehrfach überzeichnet.

Wer sich jedoch vom Glitzerschein der Modewelt nicht blenden lässt, sondern kühl in die Zahlen blickt, der ist von der Anleihe weniger begeistert. Denn die Vergangenheit zeigt, dass Lezard um die Jahrtausendwende bereits einen Umsatz von 82 Millionen Euro erreicht hatte. Davon ist man heute weit entfernt. Im Geschäftsjahr 2011/2012 betrug er 49 Millionen Euro, ein Jahr zuvor sogar nur 45,6 Millionen. Irgendwie muss die Expansion der GmbH in den vergangenen Jahren also ins Stocken geraten sein.

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Ebenfalls unerfreulich ist die Ertragslage der Franken. So fiel im ­Geschäftsjahr 2010/2011 ein Verlust von 2,9 Millionen Euro an, 2011/2012 wurde ein magerer Überschuss von 134.000 Euro erreicht. Unter dem Strich sieht es damit zwar so aus, als ob das Management zuletzt die Wende einleiten konnte, doch Gewissheit darüber gibt es wohl erst in ein paar Jahren. Wer den Namen daher unbedingt im Depot haben möchte, sollte zumindest die Zahlen von 2013 abwarten.