JPMorgan-CEO Jamie Dimon sieht erhebliche Risiken am Anleihemarkt

Der US-amerikanische Wirtschaftsmanager, CEO und Chairman von JPMorgan Chase äußerte sich in einem Interview kritisch zum Anleihemarkt. Er selbst sieht in dieser Anlageklasse zwar noch keine Überhitzung - jedoch rät er zur Vorsicht. "Ich nenne es nicht Blase, aber ich persönlich würde keine zehnjährigen Staatsanleihen aus einem beliebigen Land der Welt kaufen", sagte er am Dienstag in einem Interview mit "CNBC".

In der Spur von Greenspan

Der JPMorgan-CEO folgt somit den Argumenten von Alan Greenspan, welcher schon letzte Woche auf die gravierenden Risiken am Anleihemarkt hingewiesen hatte. Nach der Meinung von Greenspan und Dimon könnten sich die baldigen Zinserhöhungen der Federal Reserve schlagartig auf die Anleihekurse auswirken. Dass sich die Renditen für US-Anleihen trotz der vergangenen Zinserhöhungen immer noch auf einem Rekordtief befinden, sieht Dimon sehr kritisch. Nach seiner Meinung könne das Ende der Ära des billigen Geldes durch die Notenbanken so zu einem bitteren Abschluss führen. Dimon sieht allerdings nicht nur die kommende Zinswende, sondern auch die aufgeblähte Bilanz der Fed als großen Risikofaktor für die Finanzmärkte.

Bilanz wird zum Problem

Auf dem sehr ungewissen Weg zurück zur normalen Geldpolitik muss die Federal Reserve ihre extrem angewachsene Bilanzsumme wieder in den Griff bekommen. Um die US-amerikanische Wirtschaft zu unterstützen, kaufte die US-Notenbank im Zuge der Finanzkrise unzählige Wertpapiere am Kapitalmarkt. Das investierte Geld floss dabei überwiegend in U.S. Treasurys und hypothekenbesicherte Wertpapiere. Die Bilanzsumme der US-Notenbank belief sich im Jahr 2007 auf gerademal 800 Milliarden US-Dollar, aktuell liegt der Wert des Portfolios der Fed jedoch bei rund 4,5 Billionen US-Dollar. Dimon befürchtet daher, dass durch das sukzessive Abschmelzen dieser Bestände erheblich Risiken für Anleiheinvestoren entstehen können.

Die Zukunft bleibt ungewiss

Sein eigenes Bankhaus sieht Jamie Dimon aber nicht in Gefahr und sagte: "Ich bin nicht besorgt um JPMorgan, weil es uns gut geht, egal in welchem Umfeld." Übermäßig besorgt dürfte der Top-Manager also wohl nicht sein. Er geht davon aus, dass die Fed ihre angewachsene Bilanz vorsichtig abschmelzen wird, ohne den Rentenmarkt außerordentlich zu belasten. Jedoch weiß auch Dimon, dass im Zusammenhang mit weiteren Maßnahmen seitens der Fed erhebliche Risiken für die Kapitalmärkte entstehen können.

Am Ende des Interviews stellte aber auch der JPMorgan-CEO fest, dass man keine konkreten Aussagen über die Zukunft treffen kann und meinte: "Menschen können die Zukunft nicht voraussagen."

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net