High Yield-Anleihen profitieren von soliden Unternehmenskennzahlen
Alexia Latorre, Managing Director, Leiterin des Corporate High Yield Debt-Teams bei Lazard Frères Gestion, erwartet für 2025 ein weiterhin widerstandsfähiges Marktumfeld für High Yield-Anleihen: „Zwar dürfte es keine wesentlichen Verbesserungen bei den Kreditkennzahlen geben, jedoch auch keine signifikanten Verschlechterungen. Die wirtschaftliche Dynamik bleibt gedämpft, aber positiv. Zudem dürften die Ausfallquoten weiter sinken, während das attraktive Renditeniveau den Markt stützt.“
Trotz einer leicht nachgebenden Angebots-Nachfrage-Situation im Vergleich zu 2024 seien die technischen Faktoren aus Sicht der Expertin anhaltend günstig. Anleger würden weiterhin von einem soliden Carry profitieren, während eine deutliche Spread-Ausweitung oder ein Zinsanstieg von über 200 Basispunkten nötig wäre, um den Renditevorteil von Hochzinsanleihen zu egalisieren. High Yield-Anleihen hätten sich im Jahr 2024 trotz volatiler Zinsen als widerstandsfähig erwiesen. Während der deutsche Zinssatz im vergangenen Jahr um 21 Basispunkte gestiegen sei, habe eine signifikante Spread-Einengung um 85 Basispunkte diesen Effekt ausgleichen können. „Dies war möglich, weil die betreffenden Unternehmen finanziell solide geblieben sind“, so Latorre.
Stabile Fundamentaldaten trotz wirtschaftlicher Herausforderungen
Ein entscheidender Faktor für die positive Entwicklung des High Yield-Segments sei die im historischen Vergleich niedrige Verschuldung der Emittenten gewesen. Trotz eines moderaten Wirtschaftswachstums in Europa hätten viele Unternehmen ihre Bruttoverschuldung reduziert, um sich gegen steigende Finanzierungskosten abzusichern. „Gleichzeitig profitierten sie von der Inflation, die an die Kunden weitergegeben wurde, was zu stabilen EBITDA-Werten und insgesamt robusten Margen führte“, erklärt die Expertin.
Der einzige wesentliche negative Einflussfaktor sei die Zinsdeckungsquote gewesen, also das Verhältnis von Zinsaufwendungen zum Jahresüberschuss. Diese Quote habe sich aufgrund der gestiegenen Zinsen verschlechtert. Allerdings erwartet Latorre auch bei diesem Punkt für 2025 eine Stabilisierung: „Dazu dürften die für 2025 erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) beitragen, die die Finanzierungskosten für Unternehmen mit variablen Zinssätzen verringern werden. Zudem zeigen aktuelle Daten, dass Unternehmen mit niedriger Bonität (Single-B-Rating), die ihre 2026 fälligen Anleihen refinanzieren müssen, nur einen moderaten Anstieg der Kupons von 5,3 Prozent auf etwa 6 Prozent erwarten dürften.“
Geringeres Ausfallrisiko und positive Marktentwicklung
Die Refinanzierungssituation habe sich 2024 weiter verbessert. Der Primärmarkt für High Yield-Anleihen sei mit einem Emissionsvolumen von rund 100 Milliarden Euro äußerst aktiv gewesen und habe nahezu das Rekordniveau von 2021 erreicht. Dies sei eine positive Entwicklung, da der Markt in den letzten zwei Jahren aufgrund geringer Emissionen und vieler „Rising Stars“ geschrumpft sei. „Zuletzt hat sich das Angebot im High Yield-Segment jedoch stabilisiert und wächst wieder leicht“, sagt Latorre.
Als weiteres positives Signal nennt die Expertin: „Das Risiko von Zahlungsausfällen nimmt ab. Die Ausfallrate erreichte ihren Höchststand im Januar 2024 mit 3,9 Prozent und sank seither auf 3,6 Prozent. Prognosen von Moody’s gehen davon aus, dass diese Quote in den nächsten zwölf Monaten weiter auf etwa 3 Prozent sinken wird – ein Wert, der dem historischen Durchschnitt entspricht. Zudem besteht rund die Hälfte der registrierten Ausfälle aus sogenannten Distressed Debt Exchanges (Schuldenrestrukturierungen), bei denen die Verluste für Anleihegläubiger geringer ausfallen als bei klassischen Zahlungsausfällen.“
Attraktive Renditen trotz engerer Spreads
Die Bewertungen im High Yield-Segment bleiben nach Meinung von Alexia Latorre attraktiv. „Zwar haben sich die Spreads verengt, doch liegt die aktuelle Rendite des Universums mit 6,3 Prozent über dem historischen Median. Zudem ist die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen mit 3,8 Jahren außergewöhnlich kurz. Das bedeutet, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis für Anleger weiterhin günstig ist – ein Niveau, das zuletzt während der Schuldenkrise 2012 erreicht wurde.“
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