Griechische Anleihen

Schuldenschnitt - Was Anleihegläubiger beachten sollten

22.02.12 12:45 Uhr

Nachdem das Rettungspaket für Griechenland nun größtenteils zu stehen scheint, hat das griechische Finanzministerium die Konditionen des 'freiwilligen' Schuldenschnitts präzisiert, und sieht vor, nächste Woche mit einem vollen, konkreten Angebot an Anleihegläubiger heranzutreten.

Von Daniel Webster (Twitter: @ThinktankDW) - Der Autor hält selbst Griechenland-Anleihen

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Pro Anleihe, die nominell zu 100 zurückgezahlt werden sollte, bekommen Anleger eine neue Griechenland Anleihe mit 31,5 Nominalwert und eine EFSF Anleihe mit 15 Nominalwert, d.h. theoretisch 46,5 pro 100. Bei genauerer Betrachtung ist dieses Angebot jedoch eher ca. 20 Wert (plus aufgelaufenen Zins). Außerdem wurde die Drohung, durch den rückwirkenden Einsatz von Vertragsklauseln Minderheiten zu dem Schnitt zu forcieren, konkretisiert. Sie bleibt jedoch eine Drohung, da die Ausübung in aller Wahrscheinlichkeit zur ungewollten Auszahlung von Kreditversicherungen führen würde, und das Vertrauen der Märkte in CDS-Instrumente sowie Staatsanleihen anderer Päripherieländer erschüttern könnte. Insofern bleibt die Möglichkeit bestehen, dass Anleihen mit kurzen Laufzeiten, welche nicht von Banken gehalten werden, voll ausbezahlt werden.

Die veröffentlichten Details lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Pro 100 Nominalwert erhalten Glaäbiger eine neue 30-jährige Griechenlandanleihe mit vergleichbarem Nominalwert von 31,5. Diese hat einen niedrigen Kupon, zuerst 2%, der sich dann ab 2021 auf bis zu 4,3% steigert. Abgezinst mit 10-20% ergibt das einen Barwert von nur bis zu 20%, d.h. die 31,5 könnten eher 5-10 wert sein

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- Zudem erhalten Anleger eine EFSF Anleihe mit vergleichbarem Nominalwert von 15. Diese ist 2-jährig, der Kupon allerdings noch nicht bekannt. Da der EFSF-Stabilitätsfonds u.a. von Ländern wie Deutschland getragen wird, könnte man annehmen, dass diese Anleihe in der Tat 15 Punkte wert ist.

- Ferner erhalten Gläubiger ein noch nicht konkretisiertes Zertifikat, welches mit der Entwicklung des Bruttosozialproduktes verknüpft ist.

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- Der aufgelaufene Stückzins soll mit einer 6-monatigen EFSF Anleihe gezahlt werden, d.h. effektiv voll. Ein positives Detail, so werden die Anleihen noch immer mit aufgelaufenem Stückzins gehandelt, und ein nicht unbeträchtlicher Wert bleibt erhalten. Bei den im März fälligen Anleihen macht er über 10% des ggw. Anleihewerts aus.

- Sogenannte CAC-Klauseln sollen diese Woche in das Vertragswerk der Anleihen durch parlamentarischen Beschluss eingesetzt werden, zumindest bei den Anleihen welche unter griechischem Recht emittiert wurden. So könnten Anleger, die das obige Angebot verweigern und auf volle Rückzahlung beharren, auch zum Schuldenschnitt gezwungen werden. Die Drohung ist bei weitem nicht neu, allerdings ist sie nun konkret. Sie bleibt jedoch eine Drohung für den Fall, dass der avisierte Schuldenschnitt nicht in dem geplanten Ausmaß zustande kommt. Die Ausübung hätte wahrscheinlich zur Konsequenz, dass CDS-Kreditversicherungen zur Zahlung verpflichtet werden. Das wiederum könnte unabsehbare negative Konsequenzen für das Bankensystem haben, und man wird diesen Ausgang vermutlich vermeiden wollen (sonst wäre vermutlich auch nicht von einer Drohung die Rede). Werden die CAC-Klauseln eingesetzt, aber nicht angewandt, behielten Anleger die dem Schnitt nicht zustimmen ihr Recht auf volle Rückzahlung. Längerfristige Anleihen profitieren vom Schuldenschnitt, da die Bonität vermutlich verbessert wird; für Anleihen mit kurzen Laufzeiten ist eine baldige volle Rückzahlung wesentlich relevanter.

Infolge dieser Ansage sind Anleihenpreise zum Teil stark gefallen. Bleibt man auf dem Standpunkt, die Auslösung von Kreditversicherungen (CDS) soll vermieden werden, und / oder genügend Gläubiger stimmen dem Angebot zu, d.h. die CAC-Klauseln werden zwar eingesetzt, aber nicht angewandt, werden die kurzfristigen Anleihen umso interessanter. Bei einem Preis in den 20ern ist ein Großteil des Wertes allein schon durch den neuen EFSF-Bond gesichert (15 Punkte), hinzu kommt der Wert der neuen Griechenland-Anleihen, und der bezahlte Stückzins soll auch durch EFSF-Bonds erstattet werden. Bestenfalls könnten solche Anleger voll ausbezahlt werden, hierzu müsste das Angebot verneint werden. Da nächste Woche das offizielle Angebot verbreitet werden soll, ist auch wichtig, zu welchem Datum Anleger zum Eigner der jeweiligen Anleihe wurden, im Anleihenmarkt wechseln Bonds erst drei Tage nach Handelstag den Besitzer, es sei denn es werden andere Vorraussetzungen vereinbart.