Anleihen in Lokalwährung: Anlage für lockere Zeiten
Wie Investoren ihr Euro-Rentendepot einfach mit soliden, aber höher verzinsten Bonds diversifizieren können.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, übernimmt Anfang November den Chefposten bei
der Europäischen Zentralbank (EZB). Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Französin dann die vom amtierenden EZB-Präsidenten Mario Draghi in Aussicht gestellten geldpolitischen Lockerungen umsetzen.
Denn bereits im Frühjahr 2016 lobte sie die Maßnahmen von Draghi und der EZB: "Wenn wir diese negativen Zinsen nicht gehabt hätten, würde es uns heute viel schlechter gehen, mit einer niedrigeren Inflation und niedrigerem Wachstum", so Lagarde. Neben einer Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms könnte die Draghi-Nachfolgerin auch das Zinsniveau noch tiefer drücken.
Währung schwach halten
Die ohnehin schon negativen Renditen deutscher Staatsanleihen dürften dann weiter fallen. Auch der Euro sollte gegenüber anderen Währungen zeitweise schwächer tendieren. Die Globalisierung zwingt andere Notenbanken, auf die EZB-Geldpolitik zu reagieren und im Zweifel ebenfalls nachzulegen. Schlussendlich geht es bei diesem Abwertungswettlauf darum, die eigene Währung möglichst schwach zu halten.
"Ansonsten drohen ihre Volkswirtschaften an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren", sagt Thorsten Vetter, Manager des Flossbach von Storch Currency Diversification Bond. Der Fonds der Kölner Vermögensverwaltung investiert rund 60 Prozent seines Anlagevolumens unter anderem in schwedische, norwegische, kanadische, polnische sowie Schweizer Staatsanleihen, die in lokaler Währung aufgelegt wurden.
"Im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen weisen die mit ähnlich guten Bonitätsnoten eingestuften Zinstitel jedoch einen Renditeaufschlag von 1,5 bis zwei Prozentpunkten auf", sagt Fondsmanager Vetter. Etwa 37 Prozent der Mittel entfallen auf Unternehmensanleihen und Pfandbriefe mit guter Bonität, die ebenfalls in lokaler Währung notieren. Insgesamt befinden sich derzeit 60 Zinspapiere im Portfolio, wobei die Top-Ten-Papiere mit knapp 59 Prozent gewichtet sind.
Nur rechtssichere Länder
Bevor Vetter einen Titel aufnimmt, achtet er auf die Erfüllung mehrerer Kriterien: "Die Länder müssen einerseits fähig und bereit sein, ihren Schuldenverpflichtungen nachzukommen." Ein Engagement hängt aber ebenso davon ab, ob die jeweiligen Regierungen rechtsstaatliche Prinzipien achten und Eigentumsrechte garantieren. Anleihen von Ländern, deren Regierungen "politischen und wirtschaftlichen Machtmissbrauch" betreiben, sind für den Fondsmanager tabu.
Blick über den Tellerrand: Der Flossbach-von-Storch-Fonds investiert in Anleihen in lokaler Währung außerhalb des Euroraums. Währungsrisiken werden im Portfolio nicht abgesichert. Auf Jahressicht erzielte der Fonds ein Plus von knapp sechs Prozent.
Blick über den Tellerrand Der Flossbach-von-Storch-Fonds investiert in Anleihen in lokaler Währung außerhalb des Euroraums. Währungsrisiken werden im Portfolio nicht abgesichert. Auf Jahressicht erzielte der Fonds ein Plus von knapp sechs Prozent.
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