Euro am Sonntag

Portugal-Anleihen: Aufkeimende Zweifel

05.02.16 09:30 Uhr

Portugal-Anleihen: Aufkeimende Zweifel | finanzen.net

Trotz der schnellen Präsidentenwahl blicken Anleger besorgt nach Portugal. Vielleicht fliegt das Land sogar aus dem EZB-Kaufprogramm.

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Die Portugiesen haben einen neuen Präsidenten. Schon im ersten Wahlgang setzte sich der ehemalige Jura-Professor und Journalist Marcelo Rebelo de Sousa gegen seine Konkurrenten durch. Der Konservative gilt zwar nicht als eiserner Sparer, jedoch als Politiker, der sich für eine "gesunde Finanzpolitik" einsetzt.

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In seiner ersten Rede nach der Wahl sagte de Sousa, er wolle dafür sorgen, dass die seit Herbst amtierende Regierung die Wirtschaft ankurbele, gleichzeitig aber die Finanzstabilität nicht aus den Augen verliere. Einfach wird das nicht. Denn die linke Minderheitsregierung, die auf Unterstützung der Kommunisten und der Grünen angewiesen ist, steht für einen Politikwechsel. Im November hat sie die Regierung von Passos Coelho gestürzt, unter der Portugal 2014 den Rettungsschirm verlassen hat und die mit Reformen für eine wirtschaftliche Trendwende sorgte.

Diese sehen viele Beobachter nun gefährdet. So wurden in den vergangenen Wochen beispielsweise die Gehälter im öffentlichen Dienst wieder angehoben, Privatisierungen gestoppt und gestrichene freie Tage wieder eingeführt. Weitere Maßnahmen sollen folgen. An den Finanzmärkten lässt das alte Zweifel aufkeimen. Die Kurse portugiesischer Staatsanleihen fielen, im Gegenzug stiegen die Renditen. Portugal sei das "neue alte Sorgenkind", schreiben etwa die Analysten der Commerzbank.
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Sie sehen vor allem zwei Gefahren. Die erste: Die sozialistische Minderheitsregierung könnte sich mit den Linksparteien zerstreiten, auf deren Unterstützung sie angewiesen ist. Kommt es zum Bruch, stünden Neuwahlen an. Die zweite: Portugal könnte aus dem Anleihekaufprogramm der EZB fliegen. Moody’s, Fitch und S & P bewerten die Anleihen des Landes als "Ramsch", nur die kleine Agentur DBRS verleiht noch ein "Investment Grade". Das ist nötig, um im EZB-Kaufprogramm zu bleiben, von dem Portugals Bonds profitiert haben.

Drehe die Regierung weiter Reformen zurück, könnte das Rating bei der nächsten Überprüfung im April wackeln, so die Commerzbank: "Befürchtungen vor einer Herabstufung durch DBRS und ein damit verbundenes vorläufiges Ende der EZB-Käufe könnten die Renditeaufschläge deutlich steigen lassen." Fazit: Anleger, die Kursverluste vermeiden wollen, sollten den Verkauf ihrer Portugal-Bonds erwägen.

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