Euro am Sonntag-Interview

Pimco-Fondsmanager Jessop: "Markt für Hochzins­anleihen schrumpft"

02.10.17 17:30 Uhr

Pimco-Fondsmanager Jessop: "Markt für Hochzins­anleihen schrumpft" | finanzen.net
Pimco-Fondsmanager Andrew Jessop

Der Pimco-Fondsmanager Andrew Jessop spricht im Interview über den Nutzen von High Yield Bonds für Anleger und den Reiz des US-Markts.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Als High Yield Bonds werden Unternehmensanleihen bezeichnet, deren Emittenten als weniger verlässliche Schuldner gelten. Sie verfügen nicht über ein Investment-Grade-Rating von BBB oder besser und müssen deshalb höhere Zinsen zahlen.



€uro am Sonntag sprach mit Andrew Jessop, der bei der US-Vermögensverwaltung Pimco die High-Yield-Strategie verantwortet. Unter anderem managt er zwei Publikumsfonds für Hochzinsanleihen, die zusammen mehr als acht Milliarden US-Dollar schwer sind.

€uro am Sonntag: Hoch ver­zinste Anleihen haben sich in den vergangenen zwei Jahren gut entwickelt. Wie schwer ist es, nach dieser Rally aussichtsreiche Papiere zu finden?
Andrew Jessop:
Es ist komplizierter. Es gibt weniger Gelegenheiten, Anleihen mit Kurspotenzial aufzuspüren. Hinzu kommt, dass der Markt für Hochzins­anleihen schrumpft. Es werden weniger neue Papiere emittiert als alte Papiere vom Markt verschwinden.


Wo finden Sie dennoch attraktive Anleihen?
Auch wenn wir uns nicht auf Sektoren festlegen, werden wir aktuell in den Branchen Pharma und Gesundheit sowie Baustoffe überdurchschnittlich häufig fündig. Die Krankenhausbetreiber waren Ende 2016 nach der Wahl von Donald Trump unter Druck geraten, weil er im Gesundheitswesen Kürzungen vornehmen wollte. Doch es hat sich gezeigt, dass dies nicht ohne Weiteres möglich ist.

Und weshalb favorisieren Sie die Baustoffbranche?
Ich bin sehr optimistisch, dass sich der US-amerikanische Häusermarkt gut entwickeln wird. Doch die Baufirmen selbst bieten meines Erachtens zu wenig Renditeaufschlag. Deshalb investiere ich lieber indirekt in den Häusermarkt, indem ich Anleihen aus der Baustoffbranche kaufe.


Warum sollten Anleger in ­Hochzinspapiere einsteigen?
Es gibt zwei Gründe, High Yield Bonds ins Portfolio zu integrieren. Ein Investor, der stark auf Aktien setzt, erhält mit Hoch­zinsanleihen eine Art defensive Form von Aktien. Die Papiere haben historisch betrachtet eine ähnlich hohe Rendite wie Aktien, schwanken aber nur halb so stark.

Und der zweite Grund?
Hochzinsanleihen reduzieren die Abhängigkeit von Zinsänderungen, wenn man sie als Ersatz für Anleihen von Schuldnern mit hoher Bonität nutzt. High Yield Bonds haben wegen ihrer höheren Zusatzverzinsung eine wesentlich kürzere Duration als Investment-Grade-Anleihen. Sie leiden also weniger, wenn - so wie jetzt - die Zinsen steigen.

Die US-Notenbank hat die Zinsen mehrfach erhöht und steigt ab Oktober sukzessive aus ihrer lockeren Geldpolitik aus. Wie haben Sie darauf reagiert?
Hochzinsanleihen sind wie gesagt weniger davon betroffen als Anleihen von guten Schuldnern. Das gilt umso stärker, je niedriger das Rating ist. Deshalb haben wir die Hochzinsanleihen mit den höchsten Ratings, also solche, die mit "BB" bewertet sind, untergewichtet. Zugleich halten wir höhere Cashbestände als normalerweise.

In Ihrem globalen High-Yield-Fonds spielen europäische Papiere fast keine Rolle. Warum?
Der US-Markt für Hochzinsanleihen ist vier bis fünf Mal so groß wie der europäische. Daher ist er viel liquider. Zusätzlich bietet er potenziell höhere Erträge. In Europa liegt die Ver­zinsung bei rund der Hälfte der Papiere unter zwei Prozent. In diesem Bereich ist der europäische High-Yield-Markt weit weg davon, ernsthaft als Hochzinsmarkt bezeichnet zu werden.

Bildquellen: Pimco