Harley-Davidson: Röhrende Rendite

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Looking for adventure" auf einer Harley-Davidson? US-Bürger zwischen 18 und 35 Jahren finden daran immer weniger Gefallen - oder sie können es sich schlicht und einfach nicht leisten. Das Harley-­Modell Dyna Street Bob kostet schließlich mehr als 13.000 Dollar, den Fat Boy Lo gibt es erst ab 17.499 Dollar. Das ist zu viel für diese Zielgruppe des bereits seit 1903 bestehenden Traditions­unternehmens aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin. Gleichzeitig wird die noch von Filmen wie "Easy Rider" und Songs wie "Born to Be Wild" inspirierte Kundschaft immer älter oder stirbt aus.

Schlechte Quartalszahlen

Die Absatzzahlen gehen daher kontinuierlich zurück. Ende des Jahres wird Harley-Davidson nach eigener Schätzung wohl maximal 246.000 Motorräder verkauft haben. Vor einem Jahrzehnt sah das noch ganz anders aus: 350.000 Maschinen wurden damals im Jahr verkauft. Die jüngst vorgelegten Zahlen scheinen jedenfalls alarmierend.

Im zweiten Quartal verdiente der US-Marktführer bei Motorrädern weltweit unterm Strich lediglich 259 Millionen Dollar, das sind fast sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sank um knapp acht Prozent auf 1,58 Milliarden Dollar. Der seit 2015 amtierende Unternehmenschef Matt Levatich zeigt sich entschlossen, den Motorradkonzern aus der Krise zu steuern. "Unsere langfristige Strategie ist es, eine neue Generation von Harley-Davidson-Fahrern aufzubauen", sagt er.

Geänderte Strategie

In den kommenden zehn Jahren will das Unternehmen mit 100 neuen Modellen an die alten Erfolge anknüpfen. Diese Modelle sollen besser als die schweren Maschinen im Stadtverkehr genutzt werden können, und sie sollen auch wesentlich preisgünstiger zu haben sein. So kostet die neue Street Rod beispielsweise lediglich 8.700 Dollar.

Spekuliert wird auch, ob Harley-Davidson den noch zu Audi gehörenden Motorradhersteller Ducati übernimmt. Erste Gespräche sollen stattgefunden haben. Als Kaufpreis werden 1,5 Milliarden Euro genannt. Ducati verdiente im vorigen Jahr nach Steuern und Zinsen rund 100 Millionen Euro. Harley-Davidson soll indes beileibe nicht der einzige Interessent sein.